Welchen Einfluss hatte die Epoche der Aufklärung auf die Literatur?

4 Antworten

Im Grunde ermöglichte die Aufklärung durch den durch sie geschaffenen allgemeinen Zugang zu Bildung erst die Literatur, wie wir sie heute kennen. Durch die Aufklärung konnten mehr Menschen lesen und schreiben und so auch selbst Literatur schaffen, die auch Abnehmer fand. Vor der Aufklärung wurde in der Bevölkerung wenig gelesen, allein schon deshalb, weil kaum jemand des Lesens und Schreibens mächtig war. Die Aufklärung schuf die soziale Schicht des Bürgertums, das früh Zugang zur Bildung hatte. Im Lauf der Zeit wurde diese Schicht breiter und die Bildung erreichte immer tiefere Schichten der Bevölkerung. Ohne diese Bewegung hätte sich die Literatur in der heutigen Form nicht entwickeln können. Wer hätte denn die großartigen Geschichten erzählen sollen und wer sie lesen? Man hätte nie im großen Stil Bücher verlegt, niemand hätte sich dafür interessiert, was Adlige und Priester aufs Papier brachten. Ohne Bürgertum hätte es auch keinen Goethe gegeben, der Zeit zum Schreiben gehabt hätte.

Zumindest die Inhalte hatten sich so gewandelt.

Die Aufklärung hat enorme Auswirkungen auf die Literatur gehabt. Mit ihrem einseitig auf die Vernunft gegründeten Menschenbild hat sie den Sturm und Drang hervorgerufen, der das während der Aufklärung vernachlässigte Gefühl rauschhaft zur Geltung brachte. Indirekt hat sie auch die Dichtung der Weimarer Klassik hervorgerufen, denn ein Menschenbild, das vorwiegend auf dem Gefühl und der Leidenschaft basierte, erschien den reifer gewordenen Dichtern (Goethe!) auch wieder nicht der Realität des Lebens angemessen. Man suchte nach einem vernünftigen Ausgleich zwischender Vernunft und Gefühl in der Dichtung der Weimarer Klassik (Tasso: „Erlaubt ist, was sich ziemt“ - nicht was gefällt!). Eine Fernwirkung hatte die Aufklärung auch auf die Dichtung der Romantik. Das Vernünftige erschien den Romantikern einfach nur bürgerlich bis spießig, m.a.W. grauenhaft. Sie wollten fern von aller Vernünftigkeit unstet und unbehaust, auf keinen Fall sesshaft leben.

 

Darüber ließe sich jetzt eine notwendigerweise längere Abhandlung schreiben.

Deshalb nur der Tipp: Schlag nach in einem Literatur-Lexikon. Meine Empfehlung immer wieder: FRENZEL, "Daten deutscher Dichtung".

pk