Welchen Einfluss haben Fälle wie der von Gil Ofarim auf die Arbeit des ZdJ und das öffentliche Leben?
Ja, der Vorfall mit Gil Ofarim ist noch nicht abschließend geklärt. Dennoch verdichten sich die Hinweise darauf, dass es nicht so abgelaufen ist wie in Ofarims ursprünglichem Video dargestellt. Der Verdacht von falschen Vorwürfen gegen den Hotelangestellten steht im Raum.
Während es unmittelbar nach Ofarims Video zu Kundgebungen gegen Antisemitismus gekommen ist, kippte die Stimmung mit dem Fortschreiten der Ermittlungen. So wurde mehrmals auf Twitter geäußert, dass Ofarim dem Kampf gegen den Antisemitismus einen Bärendienst geleistet habe. Vorfälle würden nicht mehr ernst genommen werden, weil man davon ausgehe, dass diese "auch nur übertrieben oder gelogen" seien.
Hat sich Ihre Zusammenarbeit mit einzelnen Personen, aber auch Ihre Öffentlichkeitsarbeit nach diesem Vorfall verändert? Welchen Umgang empfehlen Sie im Umgang mit Vorwürfen, es sei zu antisemitischen Äußerungen oder zu Diskriminierung gekommen? Und haben Sie nach den Geschehnissen und während der Ermittlungen eine Zunahme von Antisemitismus bemerken können?
1 Antwort
Durch den Vorfall, rund um die Person Gil Ofarim, hat sich weder in unserer Arbeit, noch im Umgang mit antisemitischen Vorfällen etwas geändert. Unser Grundsatz bleibt, dass wir zunächst der betroffenen Person Glauben schenken. Antisemitismus erleben zu müssen, ist schlimm genug, manchmal sogar traumatisch. Das Wichtigste ist, dass den Betroffenen der Beistand gewährt wird, den sie brauchen.
Wie du richtig sagst, konnten die Geschehnisse, von denen Gil Ofarim berichtete, noch nicht abschließend rekonstruiert werden. Die Ermittlungen dauern noch an. Aber der Fall macht ja auf ein viel größeres Problem aufmerksam, nämlich, dass Juden, die sich als solche öffentlich zeigen, Ausgrenzung und Antisemitismus erleben können. Und dass sie eben in vielen Fällen keinen Support bekommen, sondern noch mehr Hass und Hetze ertragen müssen, wie es nun auch wieder der Fall war.
Für den Umgang mit antisemitischen Vorfällen gilt: erkennen, benennen und reagieren. Es muss stets deutlich gemacht werden, dass Antisemitismus in keiner seiner Erscheinungsformen toleriert wird.
Wenn du selbst Zeuge von Antisemitismus wirst, gib dem/der Betroffenen deine volle Unterstützung und melde den Vorfall der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS): https://report-antisemitism.de/ und ggf. der Polizei.
Wow, gekonnt der Frage ausgewichen und die Juden sogar noch in die Opferrolle gezwängt!
Nicht schlecht!