Die kürzeste Antwort: Positiv!

Die zweitkürzeste Antwort: Judentum und Islam stehen sich als Religionen nahe, wobei das Judentum älter ist und eine Grundlage sowohl für das Christentum als auch für den Islam darstellt. Judentum und Islam sind sich in ihrem G'ttesbild ähnlich. Ein einheitlicher, rettender und beschützender G'tt offenbart sich den Menschen in beiden Religionen in seinem Wort (Tora, Koran). Auch die Riten beider Religionen ähneln sich stark: Beschneidung, Struktur der täglichen Gebete, Schächten, Reinheitsregeln, Regeln beim Essen. Religion befindet sich aber nicht in einem luftleeren Raum, sondern in der Geschichte und gesellschaftlichen sowie politischen Gegenwart. In diesen Bereichen gibt es zwischen Muslimen und Juden auch Konflikte und Spannungen. Der Nahostkonflikt gehört sicherlich primär dazu. In Deutschland gibt es ca. 5,5 Mio. Musliminnen und Muslime und ca. 120.000 Jüdinnen und Juden. Wie ein reflektiertes, durchaus auch kritisches Miteinander beider Gruppen möglich ist, zeigt seit zweieinhalb Jahren unser Projekt "Schalom Aleikum. Jüdisch-muslimischer Dialog": www.schalom-aleikum.de

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Den meisten, die von Antisemitismus nicht betroffen sind, ist das wahrscheinlich gar nicht bewusst, aber es gehört leider zu der traurigen Realität, dass jüdische Einrichtungen aller Art, nicht nur Schulen, bewacht werden müssen. Das ist für niemanden schön, nicht für die Kinder und auch nicht für die Eltern und Lehrkräfte. Aber noch viel schädlicher wäre es im Zweifel, wenn es diesen Schutz nicht gäbe. Der Anschlag auf die Synagoge in Halle 2019 hat gezeigt, wozu ein brutaler Hass auf Juden führen kann.

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Was meinst Du mit „deutsch-jüdischer Freundschaft“? Juden in Deutschland haben mehrheitlich die deutsche Staatsangehörigkeit und sind somit Deutsche.

Wie es um die Deutsch-israelischen Beziehungen steht, solltest Du zuständigkeitshalber bei der Israelischen Botschaft in Berlin oder der Deutschen Botschaft in Tel Aviv erfragen.

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Die Bezeichnung Israeliten ist ein anderes Wort für das biblische „Volk Israel“ für Jakob und seine zwölf Söhne. Jakob, der Sohn von Isaak und Rebekka und ein Enkel Abrahams, wurde auch Israel genannt. Daher wird der Begriff Israeliten manchmal immer noch synonym für Juden verwendet. In einigen jüdischen Gemeinden findest Du das auch heute noch im Namen, z.B. Israelitische Kultusgemeinde München.

Aber das ist nicht zu verwechseln mit dem Staat Israel bzw. Israelis/israelisch. Israelis sind Staatsbürger des Staates Israel. Und nicht alle Israelis sind Juden. Und Juden in Deutschland sind mehrheitlich deutsche Staatsbürger. Das wird bedauerlicherweise häufig verwechselt.

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Du meinst vermutlich, ob Juden in Israel stärker religiös sind als in Deutschland. Einerseits gibt es in Israel mehr religiöse Juden als in Deutschland, schon alleine, weil sich die Religion wegen der religiösen Infrastruktur dort einfacher leben lässt, andererseits sind viele Israelis säkular und feiern weder die Feiertage noch besuchen sie die Synagogen. Und wenn sie die Feiertage begehen, dann eher so, wie viele christliche Deutsche Weihnachten feiern. Ein bisschen der Religion enthoben und als familiäre Tradition.

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Du meinst mit „dieser Zeit“ vermutlich das 4. Jahrhundert, auf die sich das Festjahr „1700 Jahre“ bezieht. Als älteste jüdische Gemeinde nördlich der Alpen gilt Köln am Rhein. In der Quelle aus dem Jahr 321 fordert der römische Kaiser Konstantin die Juden in Köln auf, sich an unbezahlten Arbeiten für das Gemeinwesen zu beteiligen. Es waren vermutlich Juden aus Italien und Frankreich, die sich in Folge der Römer erstmals auf dem Gebiet des späteren Deutschlands ansiedelten. Schon in den Jahrhunderten zuvor waren Juden aus dem Gebiet des heutigen Staates Israel vertrieben worden und lebten seither in der sogenannten Diaspora (griechisch: „Verstreuung“).

Wenn Du mit „dieser Zeit“ das Heute meinst, ist es etwas vielschichtiger: Die letzte große Einwanderung von Juden nach Deutschland gab es zwischen 1990 und 2005. In dieser Zeitspanne kamen ca. 220.000 Juden aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion als Kontingentflüchtlinge nach Deutschland. Heute macht diese Gruppe etwa 90% der jüdischen Community Deutschlands aus. In den vergangenen 20 Jahren kamen zudem viele Israelis nach Deutschland, vorwiegend nach Berlin.

Nun zu Deiner Frage nach dem "Warum". Für die Juden aus der ehemaligen Sowjetunion war die Auswanderung in die Bundesrepublik mit einem Versprechen verbunden, ein sicheres und stabiles jüdisches Gemeindeleben sowie auch insgesamt ein sicheres (berufliches, soziales) Leben für sich und vor allem für die eigenen Kinder leben zu können. Die Motive von Israelis sind unterschiedlich, viele suchen Entfaltungsmöglichkeiten im kreativen und beruflichen Bereich, manche suchen in Deutschland aber auch nach ihren familiären Wurzeln aus der Zeit vor der Schoa.

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"Den typischen Antisemiten" gibt es nicht. Aus Studien weiß man, dass in etwa 20 Prozent der Bevölkerung antisemitische Vorurteile pflegen. Teilweise tun sie das bewusst und mit böswilliger Absicht, teilweise unbewusst, weil sie mit damit sozialisiert wurden. Die größte Gefahr geht von Rechtsextremen aus. Gerade wenn es um Israel geht, wird aber auch von muslimischer Seite und der politischen Linken eine bestimmte Wahrnehmung von Juden spürbar, die sich in Hass oder Abwertung ausdrücken kann. Man spricht dann von israelbezogenem Antisemitismus.

Um dagegen vorzugehen, ist es am wichtigsten, Haltung zu zeigen, einzuschreiten, wenn man Zeuge von Antisemitismus wird und Vorfälle an die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) zu melden: https://www.report-antisemitism.de/

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Als Angehöriger einer Minderheit sind 100 % eigentlich nicht zu schaffen. Zum einen kann es nicht an jedem Ort in Deutschland ein entsprechendes religiös-kulturelles Angebot geben.

In vielen deutschen Städten gibt es heute keine jüdischen Gemeinden und damit keine jüdische Infrastruktur mehr. Das macht es für vor allem für traditionell lebenden Juden schwierig, die Synagoge zu besuchen, koschere Lebensmittel einzukaufen oder jüdischen Religionsunterricht für Kinder zu bekommen, um nur einige Beispiele zu nennen.

Aber auch in Städten mit größeren jüdischen Gemeinden gibt es Einschränkungen, wenn sich einzelne Juden in der Öffentlichkeit nicht als Juden zeigen können, da sie Angst vor Beschimpfungen von unterschiedlichen Seiten haben müssen.

 

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Der jüdische Humor ist berühmt. Mit gutem Humor lässt sich so manches im Leben besser ertragen. Aber es gibt eine feine Linie zwischen jüdischem Witz und „Judenwitz“.

Es kommt also auf den Witz an, auf die Intention des Sprechers und auch auf den Kontext. Geht es auf Kosten einer Minderheit? Werden Stereotype bedient? Ist es noch in den Grenzen des guten Geschmacks oder wird auf Kosten Ermordeter gelacht?

 Übelnehmen? Einem guten Freund würde ich erläutern, warum ich einen Witz vielleicht daneben fand. In einer Trinkrunde, wo niemand Juden kennt und damit Stimmung gegen Minderheiten gemacht wird, fände ich das problematisch, da auf diese Weise Vorurteile und Stimmungen kolportiert werden. Übrigens auch wenn es gegen andere Minderheiten oder Gruppe geht - da ist Zivilcourage gefragt, bzw. sollte in solchen Situationen auf die Problematik hingewiesen und widersprochen werden.

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Im Alter von 12 bzw. 13 Jahren werden jüdische Mädchen und Jungen im Sinne des jüdischen Religionsgesetzes zu Erwachsenen und damit Bar und Bat Mizwa. Auch in Deutschland wird das von vielen jüdischen Jugendliche in unterschiedlichem Ausmaß gefeiert - in kleinerem oder auch in größerem Rahmen mit DJ etc.

Da die jüdische Gemeinschaft mit knapp 94.000 Mitgliedern nicht sehr groß ist, gibt es dementsprechend weniger Jugendliche in dem Alter. Aber es gibt sie!

Und in deutschen TV-Produktionen gab es durchaus auch schon Darstellungen (z.B. „Max Minsky und ich“ oder Tatort mit Meret Becker).

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Das Schmittajahr ist eine Art Ruhejahr für das Ackerland, ein Schabbatjahr, das nach sechs Jahren Beackerung eingelegt wird. Dies wird in Israel so gehandhabt. Dies hat einen umweltschützerischen Aspekt, denn so kann sich das Land erholen und wird nicht ausgebeutet.

In Wikipedia schreiben viele verschiedene Leute. Die Artikel zu jüdischen Themen sind in der englischsprachigen Ausgabe länger bzw. ausführlicher, weil es mehr englischsprachige Jüdinnen und Juden gibt, die sich beteiligen können, als deutschsprachige.

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Über diese Frage könnte hier eine Abhandlung stehen und eine Antwort kann hier nur angerissen werden. Die Begriffe werden manchmal synonym verwendet. Aber mit Antijudaismus ist eigentlich die Judenfeindschaft gemeint, die auf das Christentum zurückgeht. Also die falschen Beschuldigungen, Brunnen vergiftet und christliche Kinder getötet zu haben. Als der Reformator Martin Luther keinen Erfolg hatte, Juden zum Christentum zu missionieren, schlug seine zuvor positive Haltung in blanken Hass und Verleumdungen um.

Der Begriff Antisemitismus stammt erst aus dem 19. Jahrhundert und bezeichnet die Juden als Mitglieder einer „minderwertigen Rasse“ – als „Semiten“, die bekämpft werden müsse.

Wir wissen alle, wohin dieser absurde Wahn geführt hat.

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Ja, diese Zahlen gibt es, wobei das Wörtchen "wirklich" in Deiner Frage auch als ein Hinweis darauf gedeutet werden kann, dass Du vielen Informationen nicht wirklich traust. Die meisten kennen die Zahl 6 Millionen. Aber wie kommt diese Zahl zusammen? Hier nur ein paar Zahlen als Beispiel: allein im KZ Auschwitz-Birkenau wurden ca. 1. Mio. Juden und Jüdinnen umgebracht; im KZ Treblinka 2 ca. 830.000 Menschen. Hinzu kommen Hunderttausende von Toten in anderen Konzentrationslagern. Auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion starben durch Vernichtungsaktionen der Nazis ca. 1,5 Mio Juden; in den Ghettos Osteuropas wurden ca. 800.000 Menschen umgebracht. Vielleicht ist es mit Blick auf unser Land ratsam zu wissen, dass es in Deutschland vor der Machtübernahme durch die Nazis 1933 ca. 560.000 Juden gab. Davon konnten sich rund 300.000 durch die Emigration retten, ca. 200.000 wurden deportiert und umgebracht. Es gibt mehrere statistische Quellen zu diesem Thema, schau z.B. hier rein: https://encyclopedia.ushmm.org/content/en/article/documenting-numbers-of-victims-of-the-holocaust-and-nazi-persecution

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Ein jüdischer Friedhof („Beit Olam“, hebräisch für Haus der Ewigkeit) ist ein Friedhof, der nach dem Gesetz des Judentums (Halacha) angelegt und betrieben wird. Die Erdbestattung und die dauerhafte Totenruhe sind dabei mit die wichtigsten Kriterien. Da im Tod alle gleich sind, waren jahrhundertelang die Grabsteine auf jüdischen Friedhöfen ähnlich bis identisch. Das änderte sich mit der Aufklärung, mit der sich auch eine gewisse Ähnlichkeit mit den christlichen Friedhöfen durchsetzte. Mehrere jüdische Friedhöfe wurden im Nationalsozialismus zerstört oder stark beschädigt, andere wiederum haben alle Epochen, auch die DDR-Zeit, überstanden. Heute gibt es in Deutschland ca. 2000 jüdische Friedhöfe. Sehr viele von ihnen sind längst historische Orte, da zahlreiche jüdische Gemeinden nicht mehr existieren. Eine Schändung eines jüdischen Friedhofs gehört leider zu den beliebtesten Aktionen der Rechtsradikalen. Die Schändung eines jüdischen Friedhofs, so der Zentralratspräsident, Dr. Schuster, sei "Ausdruck eines menschenverachtenden, tiefsitzenden Judenhasses". Die von Dir zitierte traurige Statistik zeigt, dass die Schändungen der jüdischen Friedhöfe leider zu- und die polizeilichen Aufklärungen dieser Verbrechen abnehmen. Handelt es sich um einen bis heute funktionierenden jüdischen Friedhof, meistens in den Großstädten, so ist er durch die Sicherheitsdienste der Gemeinde und manchmal auch durch die lokale Polizei bewacht. Die kleineren Friedhöfe stehen geöffnet und es ist zu hoffen, dass die Pflege der Grabsteine durch die lokale Bevölkerung und nicht die zerstörerischen Aktionen das Bild dominieren werden. Die Beisetzungen der Neonazis und Holocaust-Leugner in einer ehemals jüdischen Grabstätte (von Max Friedlaender) sind unerträglich und dürfen sich nicht wiederholen.

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Jüdische Männer kochen genauso gern oder ungern wie nichtjüdische Männer, egal welcher Generation. Sie sind ein Teil dieser Gesellschaft, in der Menschen unterschiedliche Haltungen oder Vorstellungen haben. Religiös gesehen gibt es dahingehend keine Vorgaben.

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Selber koscheres Essen anzubieten, ist oft schwierig, da hierzu koschere Produkte und ein koscheres Umfeld (Küche, Töpfe, etc.) benötigt werden. Hilfreich ist es, sich an einen koscheren Caterer zu wenden, wenn man z.B. als Firma catern möchte. In dem Fall können auch jüdische Gemeinden als Ansprechpartner dienen. Als Privatperson ist es am einfachsten, mit dem Gast zu sprechen und zu fragen, welche Koscher-Standard sie oder er benötigt.

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Beim Schabbat-Ausgang riecht man während der Hawdala-Zeremonie an Gewürzen oder Kräutern. Dieser Duft soll den wohlriechenden Schabbat in unseren Erinnerungen einprägen, damit wir uns schon auf den nächsten Schabbat freuen.

Am besten geeignet sind Nelken und Zimt, die in einer Büchse aufbewahrt werden.

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Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters, sodass wir hier keine offizielle Top 10 der schönsten Synagogen führen ;-)

Von den über 2.500 Synagogen und Betstuben in Deutschland vor dem Zweiten Weltkrieg haben nur wenige die Novemberpogrome 1938 und spätere Zerstörungen überdauert. Es konnten jedoch einige wiederhergestellt werden, die von der Größe der jüdischen Gemeinschaft erzählen können. Schaue Dir doch mal die Synagogen in Berlin-RykestraßeAugsburgFrankfurt-Westend an.

Aber auch nach dem Krieg sind einige architektonisch interessante Synagogen entstanden. Schaue Dir hierfür exemplarisch Dresden , Mainz oder Heidelberg an. Aber die wenigsten Gemeinden können sich große Neubauten leisten. In Bielefeld oder Cottbus zum Beispiel haben die Gemeinden ehemalige und nicht mehr genutzte Kirchen übernommen.

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Juden leben über die ganze Welt verstreut als Minderheit. Häufig in der Geschichte sieht man das Phänomen, dass es Minderheiten sind, die verfolgt werden, denn sie können sich weniger wehren und haben weniger Fürsprecher. Dies geschieht vor allem in Krisen, z. B. im Mittelalter, als die Pest ausbrach. Da die Menschen keine Erklärung für die Epidemie hatten, haben sie Juden dafür verantwortlich gemacht und verfolgt. Auch die christlichen Kirchen haben leider ihren Anteil an der Verfolgung von Juden durch die Jahrhunderte. Zur Aufwertung der eigenen Religion werteten sie das Judentum ab. Diese Vorurteile, die die Kirchen schürten, stecken tief in den Köpfen. Rassistische Antisemiten im 19. Jahrhundert und schließlich die Nazis konnten daran anknüpfen. Auch nach der Schoa waren und sind viele dieser Vorurteile leider nicht verschwunden.

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