Welche politische Ausrichtung hat "Die Zeit"?
Wie oben schon genannt, würde ich gerne wissen, welche politische Ausrichtung diese Wochenzeitung hat :)
Danke im Voraus :)
1 Antwort
Schau mal wer der Herausgeber ist, dann wird vieles klarer.
https://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Joffe
In den letzten Jahren ist die grobe Einteilung in "links" und "rechts" völlig verschwommen. Rechtspopulisten geben sich pro-israelisch und autonome angebliche Anti-Faschisten zünden die Autos unbescholtener Bürger an. Die Regierung Schröder führte uns in den ersten (übrigens nicht legalen) Kriegseinsatz, nach Hitler und eine konservative Kanzlerin schaltet uns die Atomkraftwerke ab und öffnet die Grenzen für den unbegrenzten Zuzug von Asylsuchenden.
Grundsätzlich ist die ZEIT pro amerikanisch und anti russisch.
Sie gibt sich liberal, mit deutlichen politischen Ansätzen zur SPD (oder was von der SPD übrig ist).
Ganz allgemein ist sie pro-europäisch. Korrekt müsste man allerdings sagen, "pro-EU-Administration" - das scheint mir ein bedeutender Unterschied zu sein.
In regelmäßigen Abständen bietet sie Mely Kiyak eine Plattform für deren Kommentare. Das ist die junge Frau, die Thilo Sarrazin im übelsten Nazi-Jargon beleidigte ("stotternden, zuckenden Menschenkarikatur"). Auch das sagt viel über die ZEIT aus.
Auch wenn der Kommentar mittlerweile etwa acht Jahre alt ist, lohnt sich eine kritische Einordnung – gerade weil er auf den ersten Blick gebildet und differenziert wirkt, aber beim genaueren Hinsehen mit pauschalen Zuschreibungen, Verkürzungen und ideologisch gefärbten Argumenten arbeitet. Eine sachliche Medienkritik sieht anders aus.:
- Joffe = ZEIT-Meinung? Verkürzt. Die ZEIT ist kein Ein-Mann-Blatt, Joffe war Mitherausgeber, nicht Chefredakteur – und ist seit 2022 raus.
- “Links und rechts verschwimmen” – klingt differenziert, dient hier aber nur dazu, Verwirrung zu stiften.
- “Merkel öffnet die Grenzen” – falsches Framing. Es ging um einen rechtlich begründeten humanitären Ausnahmefall, kein „unbegrenzter Zuzug“.
- “Pro-amerikanisch, anti-russisch” – klassisches Russland-Versteher-Narrativ. Kritik an Putin ist keine Parteinahme für Washington.
- Kiyak als Aufhänger? Eine einzelne, zugespitzte Kolumne reicht nicht aus, um ein ganzes Medium zu diskreditieren.
Fazit: Klingt schlau, ist aber rhetorisch aufgeladenes Framing – kurz Meinungsmache.
Und für alle, die es ausführlicher Wünschen:
1. Inhaltliche Einordnung
a) Josef Joffe als Herausgeber der ZEIT
- Richtig ist: Joffe war bis 2022 Mitherausgeber – jedoch weder Chefredakteur noch alleinige Stimme des Blatts. Die ZEIT ist kein monolithisches Medium, sondern ein Forum vielfältiger Perspektiven.
- Sie veröffentlicht regelmäßig Beiträge von konservativen bis progressiven Stimmen. Der Verweis auf Joffe soll offenbar die gesamte Redaktion diskreditieren – was unzulässig verkürzt.
b) Auflösung von „links“ und „rechts“
- Ja, die Grenzen sind stellenweise fluider geworden – das ist ein bekanntes Phänomen seit den 2000er-Jahren. Aber daraus folgt nicht, dass politische Lager bedeutungslos wären.
- Dass Rechtspopulisten sich pro-israelisch geben und einzelne Autonome Straftaten begehen, ist kein Beleg für die Beliebigkeit politischer Kategorien, sondern eine Verwechslung von Extrempositionen mit Mehrheitsverhältnissen.
c) Schröder und der Kosovo-Krieg
- Der Einsatz 1999 war umstritten, aber nicht einfach „illegal“. Es gab ein UN-Mandat für eine Beobachtermission, aber keine ausdrückliche Resolution zur militärischen Intervention.
- Die Bewertung bleibt juristisch komplex, pauschale Urteile greifen zu kurz. Eine differenzierte Einordnung fehlt im Kommentar völlig.
d) Merkels Flüchtlingspolitik & Atomkraftausstieg
- Die Behauptung, Merkel habe „die Grenzen geöffnet“, ignoriert die rechtliche Grundlage: Die Dublin-Regel wurde temporär ausgesetzt, um Menschen in akuter Not nicht zurückzuschicken.
- Auch der Atomausstieg war kein „linkes“ Projekt, sondern parteiübergreifend getragen – nach Fukushima gab es breite gesellschaftliche Zustimmung.
e) „Pro-amerikanisch und anti-russisch“
- Ein klassisches Framing. Kritik an Putins Russland ist kein Ausdruck von „Amerika-Treue“, sondern Ergebnis unabhängiger Bewertung geopolitischer Realitäten.
- Die ZEIT ist in ihrer außenpolitischen Linie transatlantisch geprägt – das macht sie nicht zur Propagandaplattform, sondern zu einer Zeitung mit Haltung.
f) Kritik an Mely Kiyak
- Die Passage über Kiyak dient nicht der Diskussion über Medienethik, sondern soll gezielt Empörung triggern.
- Einzelne zugespitzte Aussagen in Meinungsbeiträgen zu verallgemeinern und auf das ganze Medium zu übertragen, ist ein klassischer rhetorischer Trick – aber kein valides Argument.
2. Zeitlicher Kontext (Kommentar von 2016/17)
- Viele der politischen Beispiele (Kosovo, Merkel, Sarrazin) stammen aus einem stark polarisierten Diskursumfeld rund um 2015/16.
- Seither hat sich sowohl die innen- als auch außenpolitische Lage erheblich verändert. Die ZEIT hat sich – wie viele Medien – seither auch selbstkritisch weiterentwickelt.
3. Fazit: Rhetorisch geschickt – inhaltlich tendenziös
- Der Kommentar liest sich wortgewandt, operiert aber mit Verzerrungen, Vereinfachungen und gezielten Assoziationen.
- Statt Medienkritik liefert er eine Art Feindbildpflege, die gängige Narrative aus dem rechtskonservativen Spektrum übernimmt – ohne sich klar dazu zu bekennen.
- Wer Medienkritik ernst meint, sollte differenzieren, belegen und auch Widersprüche anerkennen. All das fehlt hier.
Tja, ich hatte bei den Kommentaren des Herrn Joffe früher immer gedacht, er schriebe im falschen Blatt.
Und jetzt ist der der Herausgeber der ZEIT.
Tempora mutantur...