Es heißt Platin sei härter und beständiger und somit haltbarer und Kratzresistenter als Gold. Das stimmt gegenüber reinem Gold (30 HV) und reinem Platin (60 HV) und in Bezug auf die Anwendung tödlichster Säuren (z.B. Königswasser).
Aber kein Mensch taucht seine Hände in extreme Säure und kaum ein Juwelier bietet überhaupt reines Platin und Gold an. 750iger Gold ist im Alltag genauso beständig (gegen Verfärbung) wie 950iger Platin. Während z.B. eine geschmiedete 750iger Grau-Goldlegierung bis zu 300 HV hart ist, so ist ein 950iger (üblicher weiße) gedrehter Platin-Ring (meist mit Kupfer zulegiert) nur 100 HV hart. Auch bildet Platin eine Patina aus. Es dellt also eher ein, als dass es Kratzer bekommt. Die Dellen sind aber breiter als Kratzer und somit verlieren Platinringe in der Regel viel schneller ihr Oberflächenfinish – das was der Kunde optisch als "Haltbarkeit" ansieht, ist hier also viel schneller verloren.
Auch die Werthaltigkeit ist bei Gold viel eher gegeben, da in einem Platin-Ring viel mehr Arbeitskosten als Materialwert enthalten ist. Ein Gold-Ring hat somit im Verhältnis zu seinem Kaufpreis immer einen höheren Materialwert, als ein Platin-Ring und ist damit höherwertig.
Platin würde sich nicht abtragen. Aber auch Platin trägt sich ab. Generell kann man aber einen solchen Abtrag nur im 1zu1-Vergleich (wenn man exakt den gleichen Ring in einer Box aufbewahrt) nach 30 oder 50 Jahren sehen. Ansonsten erkennt man das kaum. Ist der Goldring jedoch härter, so ist dessen Abtrag sogar geringer als Platin. Zudem sollte man dann auch erwähnen, dass Platin radioaktiv ist und somit faktisch von selbst zerfällt (was natürlich auch total vernachlässigbar ist).
Auch wird Platin als das "edelste" beworben. Elektrochemisch betrachtet ist aber Gold edler als Platin. Wobei dies doch aber sowieso keinen Einfluss auf das tägliche Leben hat.
Es sieht also so aus, also wenn man teilweise sogar lügt, was die Eigenschaften von Platin-Ringen betrifft. Oft sogar bei Eigenschaften (wie z.B. edel oder [Säure-]beständig) lügt die für einen Ring-Träger eigentlich total uninteressant sein sollten.
Dabei hat doch jedes Material seine Vorzüge und vielleicht gibt es sogar Leute die diese geringere Haltbarkeit (Patina) von Platin sogar mögen - ich mag diese Eigenschaft von Platin sehr. Durch solche falschen Anpreisungen kaufen doch am Ende Kunden genau das für sie ungeeignete Material. Am Ende sind diese unzufrieden und der Ruf der Schmuckindustrie wird geschädigt. Ist es für einen Juwelier nicht egal ob er einen Gold- oder Platin-Ring verkauft? Hauptsache er verkauft einen teuren Ring und der Kunde ist zufrieden. Wozu verdrehen diese dann oft die Wahrheit und riskieren, dass Kunden unzufrieden sind?
Mir geht es ja in erster Linie darum, den Ring historisch richtig einzuordnen. Wie alt ist er? Woher kommt er? Welche Materialien wurden verarbeitet? Wer hat so einen Ring typischerweise getragen (Siegelring, adelige Vorfahren habe ich aber meines Wissens nicht!)?
Wenn ich den Ring nur zum Verkauf anbiete, erfahre ich entweder gar nichts außer einem preis oder ich muss davon ausgehen, dass der Wert heruntergespielt wird!
Erfährt man bei einem qualifizierten Urteil erst hinterher, was es kostet, wenn man den Wert ermittelt bekommen hat?