Welche bekannten Philosophen hatten einen gut verständlichen Schreibstil?
Stimmt es, dass Kant und Hegel sich besonders anspruchsvoll ausdrückten?
Richard David Precht im Stern-Interview am 16. Juli 2008:
Es gibt genug Kant-Experten, die schreiben heute noch wie Kant. Wobei der sich an der lateinischen Schulgrammatik der damaligen Zeit orientiert hat. Heute macht es überhaupt keinen Sinn mehr, so zu schreiben. Oder zum Beispiel Hegel. Der war ein lausiger Stilist.
Ich habe bereits Texte von Leibniz, Rousseau und Feuerbach gelesen und für gut verständlich befunden.
4 Antworten
![](https://images.gutefrage.net/media/user/aehwaatema/1537799336292_nmmslarge__2_0_498_498_2f0326e1c2300c16d1e20971e10b308c.png?v=1537799336000)
Kant und Hegel schrieben damals für sich hin, und für ähnlich Denkende, aber nicht für ein breites Publikum.
Es wäre darum unangebracht, ihren Stil als »ermessen« oder »erhaben« zu sehen. Im Grunde ist es nur Geschwafel, wenn auch Geschwafel auf höherem Niveau. Genauso gut könnte man Schelling, Fichte oder Schopenhauer als Stilisten betrachten, aber sie sind es nicht.
Ganz im Gegenteil. Einem Essayisten obliegt es, sich verständlich zu machen, nicht sich hinter Phrasen, Neologismen und ähnlichen Blendraketen zu verstecken.
Schon viele Schöndenker, Aufklärer und Klargeistige sah ich sich hinter Kantschen Wortmauern, Hegelschen Satzungetümen und selbstverschuldeten Grammatikverrenkungen selbst hinrichten.
Herr Precht mag einen durchaus klaren Gedankenstil haben, wobei mir allerdings nicht immer klar wird, wo er ihn letzten Endes entlässt — wenn nicht auf dem großen Haufen der Hirnwisenschaft. Nur um zu sehen, wie mit dem klarkommt.
Zurück zum Thema.
Philosophen mit einem klaren, schicken Stil sind zwar selten, aber dennoch findbar. Ich nenne:
Epiktet
Aleister Crowley
Thierrey d'Holbach
![](https://images.gutefrage.net/media/user/nowka20/1598011401162_nmmslarge__0_0_590_591_1a758ec6737baa8879403318cd1187da.jpg?v=1598011401000)
precht hat recht.
aber er hat hegel nicht verstanden.
![](https://images.gutefrage.net/media/user/Kaydina97/1652022546018_nmmslarge__261_816_525_525_164a5e46c7d0773559a00b9b350c9002.jpg?v=1652022546000)
Platon fand ich immer sehr gut zum Lesen. Kant und Hegel lesen sich nicht so gut, wobei das bei Hegel irgendwie einen Sinn hat, dass er so schreibt. Adorno kann zb auch schwierig sein.
![](https://images.gutefrage.net/media/user/Slavatar96/1561067055334_nmmslarge__15_23_465_465_0405fbbecf3f637ef003b29467b47e1f.png?v=1561067055000)
Arthur Schopenhauer in der suhrkamp-Ausgabe, da dort die "Th" und "ß" (etc.) der damaligen Rechtschreibung ersetzt wurden und so der Lesefluss ungestört ist und damit eine der feinsten Momente des deutschen sprachlichen Ausdrucks ins Licht tritt.
![](https://images.gutefrage.net/media/user/Slavatar96/1561067055334_nmmslarge__15_23_465_465_0405fbbecf3f637ef003b29467b47e1f.png?v=1561067055000)
Ich mag seinen Schreibstil, seinen Inhalt teile ich aber nicht immer. Ich kann mit deiner Meinung gut leben, aber jedem halt das Seine. Ich mag die Original-Orthografie nicht, weder bei Kant noch bei Schopenhauer. Ironie auf meinen Nacken. Er chauffiert sich generell gern abseits seiner Kernphilosophie, darunter auch über die "Weiber". Man muss ja nicht alles teilen und kann trotzdem den Schreibstil bewundern. Gruß
Wo stört denn ein "th" bitte? Gerade die alte Rechtschreibung verleiht solchen klassischen Werken doch Würde. Ich lese immer in der Original-Orthografie. Bei Schopenhauer wäre es besonders ironisch, einen angepassten Text zu lesen, da er sich in seinem Hauptwerk über Rechtschreibreformen seiner Zeit, wenn man es so nennen will, echauffiert. Die Ersetzung des "th" zählt er sogar explizit auf.