weiter schreiben oder nicht?
Hey Leute,
ich schreibe ein Buch und möchte eure meinung zu dem ersten halben Kapitel hören.
Kapitel 1: Die Vergangenheit
Die Sonne schien durch die hohen Fenster unseres Klassenzimmers und warf lange Schatten auf die Tische. Ich saß auf meinem Platz, meine Haare fingen das Licht und ließen sie glänzen. Es war ein ganz normaler Schultag, bis ich sein vertrautes Lachen hörte. Er trat ein, wie immer umgeben von seinen Freunden, und unsere Blicke trafen sich für einen kurzen Moment. Erinnerungen an die Grundschule fluteten meinen Geist – die gemeinen Kommentare, die kleinen Gesten der Freundlichkeit, die er mir hin und wieder zeigte. Damals konnte ich nicht verstehen, warum er so widersprüchlich war. Heute weiß ich, dass es noch komplizierter war, als ich dachte.
In der Grundschule war ich stets das selbstbewusste Mädchen, das in der ersten Reihe saß, immer bereit, eine Frage zu beantworten oder einen Text vorzulesen. Meine Lehrer lobten oft mein kluges Köpfchen und mein schönes Lächeln. Meine Freundesgruppe bestand aus anderen Mädchen, die mich bewunderten und schätzten. Ich war bekannt für mein hervorragendes Aussehen und meine ausgezeichneten Noten, immer die Klassenbeste.
Es war in der vierten Klasse, als ich das erste Mal vor seiner Klasse stand. Ich war als Kandidatin für das Vorlesen eines Buches vorgeschlagen worden. Als ich den Raum betrat, spürte ich die Blicke der anderen Kinder auf mir. Ich kannte ihn damals noch nicht, aber er saß in der ersten Reihe, seine Augen aufmerksam auf mich gerichtet.
Ich begann zu lesen, und nach den ersten Sätzen fühlte ich mich sicherer. Meine Stimme war fest und klar, und ich bemerkte, dass einige der Kinder beeindruckt schienen. Doch als ich fertig war und das Buch zuklappte, hörte ich, wie jemand leise lachte. Es war er. "Schöne Stimme," sagte er, aber der Tonfall ließ mich stutzen. War es ein Kompliment oder Spott?
In den folgenden Jahren begegneten wir uns immer wieder. Er ärgerte mich oft, machte sich über meine guten Noten lustig oder zog an meinen Haaren. Doch es gab auch diese Momente, in denen er mich in Schutz nahm, wenn andere Kinder zu weit gingen. Einmal, als ein Junge mein Heft zerriss, war es er, der ihm eine Standpauke hielt und mir half, meine Unterlagen zu retten. Diese Widersprüchlichkeit verwirrte mich und machte es schwer, ihn zu verstehen.
In der weiterführenden Schule wurde die Situation nicht einfacher. Obwohl ich oft Komplimente für mein Aussehen bekam – meine Haare und mein strahlendes Lächeln wurden oft bewundert – schien es, als würde ich trotzdem oft im Mittelpunkt von Gerüchten und Neid stehen. Vielleicht lag es daran, dass ich mich nicht in die üblichen Cliquen einfügte und lieber ruhig und für mich blieb.
Er hingegen war immer der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Beliebt, selbstbewusst und immer umgeben von Freunden. Doch in der weiterführenden Schule hörte er nicht auf, mich zu nerven. Es wurde sogar schlimmer. Er machte sich immer wieder über mich lustig, stellte peinliche Videos von mir aus der Grundschule zur Schau und sorgte dafür, dass ich mich in seiner Nähe unwohl fühlte. Trotz seiner Beliebtheit suchte er immer wieder den Kontakt zu mir. Manchmal war er nett, machte mir Komplimente vor der ganzen Klasse, was mich verlegen und wütend zugleich machte.
Jetzt, in der Gegenwart, stand ich wieder vor der Klasse. Die Lehrerin hatte mich gebeten, einen Absatz aus unserem neuen Englischbuch vorzulesen. Ich atmete tief durch und begann zu lesen. Meine Stimme war stark und selbstbewusst, wie immer. Ich bemerkte, wie er mich beobachtete, und versuchte, mich nicht ablenken zu lassen. Als ich fertig war, lächelte die Lehrerin und lobte mich vor der Klasse.
In der Pause kam er zu mir. "Du liest wirklich gut," sagte er. Dieses Mal klang seine Stimme ehrlich und ohne Spott. Ich sah ihn an und fragte mich, warum er sich immer so widersprüchlich verhielt.
"Danke," antwortete ich knapp und versuchte, an ihm vorbeizugehen. Doch er hielt mich auf.
4 Antworten
Es ist okay. Weder überragend gut, noch schlecht, aber, um deine Frage zu beantworten, natürlich sollst du weiterschreiben.
Um mal näher darauf einzugehen:
Ich saß auf meinem Platz, meine Haare fingen das Licht und ließen sie glänzen.
Woher weiß sie das? Schaut sie gerade in einen Spiegel? Das ist die falsche Perspektive für solche Sätze.
Meine Lehrer lobten oft mein kluges Köpfchen und mein schönes Lächeln. Meine Freundesgruppe bestand aus anderen Mädchen, die mich bewunderten und schätzten. Ich war bekannt für mein hervorragendes Aussehen und meine ausgezeichneten Noten, immer die Klassenbeste.
Das sind so Dinge, die deine Protagonistin für mich direkt unsympathisch machen. Klingt für mich, zumindest für den Moment, sehr nach einer klassischen Mary Sue und durch die Ich-Perspektive ein wenig nach Selbstbeweihräucherung.Das liegt nicht daran, dass sie nicht klug und hübsch zugleich sein kann, aber die Art und Weise wie mir als Leser das präsentiert wird, gefällt mir nicht. Zumal das an dieser Stelle auch gar nicht nötig gewesen wäre zu erwähnen. Solche Informationen streut man lieber häppchenweise ein.
Ich begann zu lesen, und nach den ersten Sätzen fühlte ich mich sicherer. Meine Stimme war fest und klar, und ich bemerkte, dass einige der Kinder beeindruckt schienen.
Wovon genau sind die Kinder beeindruckt? Davon, dass sie lesen kann? In der 4. Klasse, heißt mit circa 10 Jahren, sollte das eigentlich niemanden mehr beeindrucken. Auch ist das für mich wieder eine eher unsympathische Aussage ihrerseits.
In den folgenden Jahren begegneten wir uns immer wieder. Er ärgerte mich oft, machte sich über meine guten Noten lustig oder zog an meinen Haaren. Doch es gab auch diese Momente, in denen er mich in Schutz nahm, wenn andere Kinder zu weit gingen. Einmal, als ein Junge mein Heft zerriss, war es er, der ihm eine Standpauke hielt und mir half, meine Unterlagen zu retten. Diese Widersprüchlichkeit verwirrte mich und machte es schwer, ihn zu verstehen.
In der weiterführenden Schule wurde die Situation nicht einfacher. Obwohl ich oft Komplimente für mein Aussehen bekam – meine Haare und mein strahlendes Lächeln wurden oft bewundert – schien es, als würde ich trotzdem oft im Mittelpunkt von Gerüchten und Neid stehen. Vielleicht lag es daran, dass ich mich nicht in die üblichen Cliquen einfügte und lieber ruhig und für mich blieb.
Und an dieser Stelle wird es für mich dann so richtig nervtötend. Sie ist also hübsch, klug, zurückhaltend und beeindruckend, wird aber trotzdem gemobbt? Ich sehe bis jetzt keinen Grund warum man sie mobben sollte, Neid hin oder her. Außerdem, dass sie es selbst als Neid bezeichnet, lässt sie, ein weiteres Mal, arrogant wirken.
Man merkt vielleicht, dass ich mit deinem Text zwei sehr große Probleme habe. Zum einen ist es die gewählte Perspektive, zum anderen die Figur selbst. Abgesehen davon würde ich womöglich so gar weiterlesen, da man schon neugierig darauf wird, was es mit den beiden auf sich hat.
Ich gehe noch einmal näher auf die Perspektive ein. Die Ich-Perspektive wird für gewöhnlich gewählt, um Gedanken und Gefühle der Figur direkt vermitteln zu können. Man fokussiert sich quasi auf das Innenleben der Figur. Dafür muss man größtenteils auf äußere Beschreibungen verzichten, da sich die Figur nicht selbst sehen kann. Damit sind nun nicht Dinge wie Outfits oder Haarfarbe gemeint, sondern wie sie durch Mimik und Gestik nach außen hin wirkt. Man ist also sehr nah an der Figur dran, damit allerdings auch stark eingeschränkt in der Erzählweise. Und ich habe ehrlich gesagt das Gefühl, dass dir die Ich-Perspektive überhaupt nicht liegt. Du hast die Vorteile dieser Perspektive nämlich gar nicht genutzt, die Nachteile dafür aber umso mehr in den Fokus gerückt und genau das sollte eben nicht passieren. Ich würde dir daher eher empfehlen, in der 3. Person zu schreiben, da ich das Gefühl habe, dass dir das eher liegen würde.
Warum deine Figur auf mich unsympathisch wirkt, habe ich ja bereits erklärt. Mein Problem ist allerdings auch, dass sie auf mich zu glatt wirkt. Bis jetzt ist sie das perfekte Mädchen, das wegen ihrer Perfektion ausgegrenzt und gemobbt wird. Das ist mir zu… flach… und ehrlich gesagt auch zu langweilig. Ich kenne bislang weder ihren Namen, noch irgendwelche Charakterzüge und somit wirkt sie auf mich wie ein weißes Blatt Papier – nichtssagend und leer, was ein riesiges Problem ist, wenn du auch noch in der Ich-Perspektive schreibst.
Natürlich kannst du nicht alles in wenigen Sätzen zeigen, aber dass ich nach einem halben Kapitel (deine Aussage) noch immer keine Ahnung davon habe wie sie so drauf ist (Sarkastisch? Schüchtern? Arrogant? Hilfsbereit? Selbstbewusst oder unsicher?), ist nicht gut.
Wie dem auch sei. Du kannst natürlich schreiben was und wie du möchtest. Und ich sagte ja auch bereits, dass es nicht wirklich schlecht ist, es gibt aber noch sehr viel Verbesserungspotential. Das braucht aber Übung und Zeit, also lass dich von meinen Kritikpunkten nicht allzu sehr verunsichern oder entmutigen.
Probiere dich aus, finde heraus, was für dich am besten funktioniert und hab einfach Spaß am Schreiben deiner Geschichte(n). Gut und schlecht liegen ohnehin im Auge des Betrachters. 😊
Liebe Grüße
Ich würde weiterlesen. Mich interessiert jetzt ihr Name, wie ihr Zimmer aussieht, wie sie aussieht etc. Vom Inhalt her wirklich gut. Auch die Details in den Szenen sind gut geschrieben, als hätte man es selbst erlebt und man kann sich gut hineinversetzen
Passt scho
ist sehr gut
Ich lese sehr sehr viel und bin, sagen wir, ein kritiker bzw lasse mich nicht so leicht beeindrucken von texten/büchern. Aber dieser text war sehr gut, ich würde das buch lesen! Ich weiß ja nicht wie alt du bist, aber respekt! arbeite weiter und lass dich nicht abhalten von leuten die nur neidisch sind, denn dein buch könnte wirklich mal gedruckt werden!