Was wird bei Schulverweigerung wegen Sozialphobie unternommen?

8 Antworten

Mit 18 bin ich dann eigenständig.

Ich kann dir jetzt schon sagen, dass das nicht so sein wird.

Mit diesem Satz läufst du mit der Angst davon. Und das ist genau das, was dich niemals zu einem selbstständigen, jungen Erwachsenen bringen wird.

Mit 18 wirst du genau so dasitzen, wie jetzt und wirst wegen deiner unbehandelten Angst auch keinen Job etc. annehmen. Je länger du wartest, desto schwerer wird es, die Angst loszuwerden.

Du lehnst viele Angebote ab. Dabei will dir nur geholfen werden und du musst dir helfen lassen, um mit der Angst irgendwann leben zu können.

Eine Psychotherapie wäre so oder so ein richtiger Schritt. Da du diese Angst aber schon jahrelang rumträgst und sie dich so stark einschränkt, solltest du freiwillig einen Klinikbesuch anstreben.

Weißt du was: Angstpatienten können mit einer guten Therapie ganz schnell behandelt werden. Sie haben die höchste Erfolgsquote, wieder ein normales Leben führen zu können.

Wenn du dich jetzt nicht fängst, dich aufrappelst, deine Angst besiegen zu wollen, wird es im Laufe der Zeit immer schlimmer und die Heilungschance immer geringer.

Man kann versuchen, dir zu helfen, man kann dir Angebote machen, dich anleiten und dir ein wenig helfen... Aber letztendlich musst du selber deine Angst besiegen und du entscheidest selbst, welche Hilfestellungen du umsetzt oder nicht.


dkjbfdkjbfkjeu 
Beitragsersteller
 05.05.2016, 19:55

Ich weiß innerlich auch, dass sich mit 18 nichts ändern wird, aber naja, Traumdenken. Ich weiß, dass Angstpatienten oft sehr gut behandelbar sind - ebenso kann ich die Texte auswendig, dass ich mich meiner Angst stellen muss usw.

Aber weißt du, was das Jugendamt derzeit plant? Kannst du es dir denken? Heim?

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Laury95  05.05.2016, 20:07
@dkjbfdkjbfkjeu

Ich könnte dir nur sagen, was bei normalen Schulschwänzern geschieht ^^ Da würde ein Bußgeld kommen, evtl. Sozialstunden und irgendwann (das wäre aber der letzte Schritt) verlieren die Eltern das Sorgerecht.

Wenn du aber vom Therapeuten eine Sozialphobie bescheinigt bekommen hast, dann wird das Jugendamt dies auch berücksichtigen.

Ein Therapeut kann auch eine Befreiung von der Schulpflicht ausstellen, dann könnte das Jugendamt da sowieso nichts mehr machen. Aber das sind auch nur ein paar Monate (wenn überhaupt) und Therapiesitzungen musst du dann auch wahrnehmen. Weil die Hauptsache ist ja, dich wieder in das Gemeinschaftsleben integrieren zu wollen und mit einer längerfristigen Schulbefreiung würde ja genau das Gegenteil erreicht werden.

Auf alle Fälle wird die Schulpflicht hierzulande fest durchgesetzt. Die werden, wenn du keine Schulbefreiung hast, alles versuchen, dich wieder in die Schule zu kriegen. In ganz seltenen Fällen kann man Hausunterricht bekommen.

Ich denke mal, dass das Jugendamt versuchen wird, dich wieder in eine Kinder- und Jugendpsychatrie einzuweisen, aber einen Heimaufenthalt werden sie, denke ich, nicht in Erwägung ziehen.

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Zuerst einmal: Was für eine Therapie wurde versucht, dass es wirklich nicht besser wurde?

Bei einer Phobie/Angststörung ist eine systematische Desensibilisierung das Beste und das schonenste für den Klienten. Bedeutet sich nach und nach an den stärksten angstauslösenden Reiz zu tasten. Doch braucht es EINSICHT auf Seiten des HILFESUCHENDEN. Du möchtest, dass es besser wird richtig?

Und anscheinend möchten sie eine sogenannte flooding Therapie starten, indem sie dich in eine WG stecken wollen. Ist nicht so ratsam, wenn du solch eine große Angst hast.

Bedeutet für dich also, dass du dir selbst in den Hintern treten musst und dich deiner Angst stellen. Nur so wirst du die Angst los, die angstauslösende Situation nicht vermeiden. Das fällt dir am einfachsten, wenn du mit einer Situation anfängst die dir wenig Angst macht und dich so sehr an sie gewöhnst, dass du gar keine Angst mehr hast und dann guckst nach der nächsten Situation die auf der Angst stufe ganz unten steht. usw

Ich weiß es ist sehr schwer, da eine Angststörung dadurch zustande kommt, dass man Angst hat und die Vermeidung sehr angenehm und positiv auf dein Gefühlsleben wirkt im Gegensatz zur Konfrontation mit der Situation. Aber du hast keine Wahl anders an die Angst heranzugehen als dich zu stellen. Denn die einzige Störung ist ja nicht die Angst sondern die Vermeidung, was zu einem (bei dir anscheinend hohen) Leidensdruck und Einschränkung der Funktionalität führt.

Mit 18 wird es nur schlimmer, da du selbst bestimmen kannst und rate mal was eine Person mit Angststörung wählt? "Das Gute Gefühl". Solange du minderjährig bist, können deine Eltern dich "zwingen". Das brauchst du auch. Druck von hinten, dass du nicht noch tiefer in die Spirale der Vermeidung fällst.

Die Antihaltung ist nicht ratsam und je früher die Behandlung desto höher Chancen, dass du "geheilt" wirst. Je länger du wartest, desto mehr denkt sich dein System "Ich hab bis hierhin überlebt, funktioniert doch ohne Behandlung" und du baust dir dein Leben UM die Angst herum auf, wenn es überhaupt funktioniert...

Du gewöhnst dich an die Angst, er wird dein einziger Freund sein, weil du dich komplett abschotten wirst mit "Selbstbestimmung". Ob du so leben kannst, entscheidest allein du. Such dir schon einmal einen Job wo, du nie nach draußen gehen musst (weder für Ausbildung noch für sonst was) oder sonst irgendwie Kontakt zu Menschen haben musst. Aber bedenke, nicht nur du leidest (wenn du dich gewöhnt hast eher nicht mehr), aber auch deine Eltern können leiden, wenn sie dich immer besuchen kommen müssen und du leichenblass bist weil du nie raus gehst. Oder dass du vielleicht sogar fürimmer bei ihnen wohnen wirst weil du es nicht schaffst dir selbst eine Wohnung zu mieten, weil du mit Menschen interagieren musst.

Ich rate dir, tritt dir selbst in den Hintern, geh die Therapie an und jetzt leiden damit du später viiiiel weniger leiden musst. Natürlich musst du für dich slebst abwägen wofür du das Ganze tust und was du willst. Ohne Motivation geht das hier nicht.

Hei, schlimm diese ständigen Ratschläge, Angst "einfach" mit Angst weiter zu bekämpfen, auch wenn es einem trotz Kliniken, Ärzten etc. über Jahre zwar einleuchtend, aber partout nicht möglich ist, oder?

Wenn ich so lese, wie und was du schreibst, möchte ich dir zu bedenken geben, dass gerade bei "Schulverweigerung" (eine recht ungenaue Beschreibung für viele Fälle) Sozialphobie, gerne auch Schulphobie, oder Angsstörungen häufig zu den Diagnosen erster Wahl gehören. Offenkundig hat die Diagnose bei dir auch nach Jahren nicht weiterhelfen können, denn darum geht es bei einer Diagnose, die richtigen Hilfswege beschreiten zu können. Bei psychischen Diagnosen sind auch Fehldiagnosen möglich und leider tatsächlich zu oft üblich. Eine korrekte Diagnose erfordert immer einen Facharzt mit gründlichen Kenntnissen, Erfahrungen und Interesse am Patienten, ihm gezielt helfen zu wollen. Es gibt zB weitere Diagnosen, die in Bereiche der Neurobiologie- oder Physiologie reichen, bei denen zB stärke Ängste eine "natürliche" und regelmäßig unabänderliche Folgeerscheinung sind. Eine Eigen- oder therapeutische Angstdesensibilisierung wäre da sogar auf lange Sicht fatal. Da geht es im Vordergrund darum, Umstände zu ändern, die das Leben wieder erleichtern, wie Fernschule zB. bei Schülern. Zu nennen wäre da zB das Asperger-Syndrom. Es wird vermutlich ein IQ-Test gemacht worden sein? Wenn er sehr inhomogen ausgefallen ist, wäre das ein weiterer Hinweis.

Auch der Bereich der Hochbegabung führt leider viel zu oft zu Schulangst und "Schulverweigerung".

Hier mal ein fatales Beispiel für die Fehldiagnose "Sozialphobie":

http://mobil.stern.de/panorama/gesellschaft/soeren-schindler--die-erstaunliche-karriere-eines-autisten--der-heute-von-headhuntern-gejagt-wird-6611584.html

Es gibt viele Möglichkeiten in deinem Fall. Dir würde ein verständnisvoller und erfahrener Kinder- und Jugendpsychologe mit einer eingehenden und akkuraten Diagnostik helfen können, Ursachen und effektive Hilfsmöglichkeiten zu ermitteln.

Und zu deiner Frage: ohne deinen Willen wird man nichts über deinen Kopf hinweg anordnen können. Das darf nur ein Richter bei erheblicher Eigen- oder Fremdgefährdung. Du bist offensichtlich ein sehr kluger Junge, du wirst mit einem kompetenten Partner sicherlich die Ursachen finden, auch wenn das Reden dir schwerfällt (was auch sehr typisch für den obigen Bereich wäre), du kannst dich auch schriftlich artikulieren.

Lass dich nicht unterkriegen, bleib dir selbst treu und vertraue auf deinen Verstand. Du wirst so besser deinen Weg und deine Art zu leben, finden.


Juwel111  30.05.2016, 16:58

...Kinder- und Jugendpsychiater meinte ich, blöde Autokorrektur 😉

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Hallo,

wenn du eine Sozialphobie hast, dann ist es keine Schulverweigerung mehr. Sie muss jedoch anerkannt sein.

Ansonsten ein interessanter Link ist dieser hier:
https://anwaltauskunft.de/magazin/leben/ehe-familie/705/schule-schwaenzen-welche-strafen-drohen/

Gruß

Venix


dkjbfdkjbfkjeu 
Beitragsersteller
 05.05.2016, 19:47

Unter anderem ist die Sozialphobie diagnostiziert. Hm, komisch, bist du sicher, dass das dann kein richtiger Titel für mich ist? Die vom Jugendamt nennen mich so.

Der Text behandelt ja nun Jugendliche, die einfach "keinen Bock haben". Bestimmt mich die polizeiliche Abholung jeden Morgen oder das Bußgeld auch?

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Venix5  05.05.2016, 19:52
@dkjbfdkjbfkjeu

Wenn sie wirklich diagnostiziert ist, also nicht nur als Vermutung (gibt´s leider auch in Diagnosen), dann bist du kein Verweigerer, sondern "krank". Somit drohen dir auch die Strafen für Verweigerung nicht, denn du bist ja offiziell "krank" laut Arzt.

Hier wichtig zu wissen ist, dass es in D. einen riesen Unterschied macht zwischen einer anerkannten Diagnose und einer ärztlichen Aussage. 

Und du hast Recht, der Link ist ausschließlich für "echte" Verweigerer die "nur" keine Lust haben.

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dkjbfdkjbfkjeu 
Beitragsersteller
 05.05.2016, 19:57
@Venix5

Ja, die Diagnose steht. Eigentlich wird in meinem Alter eine Soziale Phobie ja nicht so einfach gefestigt gestellt, aber er war sich sicher und ich bin eine Ausnahme. So extrem wie ich handle um nicht meiner Angst ausgesetzt zu werden, zeigt das wohl. Manche nennen es auch Dummheit, naja - man versteht es, wenn man ebenfalls Soziale Phobie hat.

Weißt du, was eventuell geplant wird?

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Venix5  05.05.2016, 20:02
@dkjbfdkjbfkjeu

Also zuerst eine Phobie ist definitiv keine Dummheit! Menschen können ganz fürchterlich unter ihnen leiden.

Sie müssen als ersten ärztlich abklären, welche Therapien für die möglich sind und welche noch Sinn machen.
Also läuft es auf eine neue oder alte Art von Therapie hinaus.

Möglich wäre eine Medikation, dass du Tabletten gegen die Angstzustände bekommst.

Möglich wäre die Idee eines Umgebungswechsels, also das du nicht zur Schule sondern der Unterricht zu dir kommt.

Solange der Arzt an seiner Diagnose festhält und nicht auf die Idee "Zwang wäre besser" kommt, dürfte dir keine Strafe drohen.

Mir wichtig ist, "dürfte", da es auch Ausnahmen gab.

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dkjbfdkjbfkjeu 
Beitragsersteller
 05.05.2016, 20:08
@Venix5

"Zwang wäre besser" - wie meinst du das? Zwangsstörungen wären doch auch eine Krankheit und nur "keine Lust haben".

Und ich habe Sozialphobie nicht als dumm gezeichnet, sondern mein waghalsiges Verhalten, welches ich an den Tag lege um nicht mit der Schule konfrontiert zu werden. Ich gehe ja so weit, dass ich wahrscheinlich auf der Straße landen.

Naja, danke für deine Antwort und die Kommentare.

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Venix5  05.05.2016, 20:17
@dkjbfdkjbfkjeu

In meiner Familie gab es auch den Fall mit Sozialphobie und Schulverweigerung. Sie war wie bei dir anerkannt.
Damals wurde jedoch entschieden, dass die junge Dame "gezwungen" werden müsste zur Schule zu gehen.
Dies Idee unterstützte der Arzt und sie wurde polizeilich zur Schule gebracht.
Es ist ein "Freiraum" den der Arzt füllen muss. Ist er die wohlgesonnen, wird er dich nicht zwingen, sondern versuchen es anderweitig zu lösen.

Das Problem und der Kampf dauerten bis zu 9. Klasse, wo die junge Dame dann die Schule einfach verließ.

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Andere Klinik die eine Anschlusswohngemeinschaft hat genau für solche Erkrankungen. Denn um eine Erkrankung handelt es sich. .Und die gehört behandelt 

Ja. Ich habe es gelesen: 

Es wird über Deinen Kopf hinweg entschieden und Du spielst keine Rolle. .

Ehrlich? Selbst schuld. Immerhin hättest Du ja mal den Mund aufmachen können und sagen wie es Dich anwidert dass wildfremde Menschen wieder über Deinen Kopf hinweg entscheiden wollen. Es wäre ein Anfang gewesen. 

Das Jugendamt?

Wenn Du online eine Klinik gefunden hast, mit denen dank eigenem Erstkontakt eine Arbeitsbasis gefunden hast

und also dem Jugendamt erklärst da willst Du hin eben wegen für Dich gutem Angebot

dann wird es sicherlich erst noch prüfen

aber sinnvoller Weise zustimmen.

Wenn Du inaktiv bleibst entscheidet es über Deinen Kopf hinweg. Endziel womöglich betreute WG und Behindertenwerkstatt.