Was wird bei einer Autismus Diagnose untersucht?

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Meine eigene Diagnose ist schon 14 Jahre her, aber meines Wissens nach besteht so ein Test zum einen aus Fragebögen - wie die anderen bereits erwähnt haben - und Gesprächen. Es werden sehr persönliche Fragen gestellt, die auch in deine frühe Kindheit eingehen. Deine Eltern mitzunehmen wäre also nur von Vorteil, da sie sich an diese Zeit sicherlich am besten erinnern können.

Ebenfalls ist es sehr wichtig, dass der Neurologe bzw. Psychiater, zu dem ihr geht, auf Autismus spezialisiert ist. Längst nicht alle sind das. Das sollte auf dem Klingelschild oder auch auf der Webseite stehen. Der Zusatz "Autismus" (oder "Autismus-Spektrum-Störung") ist also wichtig. Leider kommt man um sehr lange Wartezeiten somit nicht drumherum.

Die Fragebögen gibt es einmal für dich und einmal für deine Eltern. Es kann auch sein, dass dein(e) Klassenlehrer(in) einen bekommt, doch da bin ich mir selbst nicht sicher. Ratsam wäre es, da es natürlich auch wichtig ist, zu wissen, wie du dich in der Schule verhältst. In den Fragebögen geht es also sowohl um Selbst-, als auch um Fremdbeurteilung.

Manche Diagnostiker machen auch einen IQ-Test, andere nicht. Im Falle eine Autismus-Diagnose werden dafür der Raven-Matrizen-, WPPSI-III, der HAWIK-IV oder der K-ABC-Test eingesetzt.

Ein EEG und MRT soll wohl möglich sein, hier muss ich jedoch gestehen, dass ich nicht weiß, wie viele Diagnostiker das durchziehen. Bei mir wurde es nicht gemacht. Verkehrt wäre es sicherlich nicht, da Autismus eine neurologische Entwicklungsstörung ist. Es wäre zumindest sinnvoll, es mal zu thematisieren.

Es wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit einen Test zwecks Mimikerkennung geben. Die Gespräche mit dir werden wie eine Art Interview ablaufen. Bei Kindern und Kleinkindern wird das spielend gemacht. Vielleicht gibt es auch ein kleines Rollenspiel, um zu sehen, wie du in sozialen Situationen reagierst.

Natürlich wird ein erfahrener und kompetenter Diagnostiker dich auch außerhalb von irgendwelchen Fragestellungen und Tests ziemlich genau beobachten. Schlussendlich gilt: Je mehr Informationen da sind - über deine Zeit als Baby, frühe Kindheit, Kindheit, (bisherige) Jugend -, desto besser ist es. Hier gilt "Mehr ist mehr und mehr ist besser".

Für deinen Bericht bezüglich der Selbsteinschätzung wäre es also gut, tatsächlich eine Liste anzufertigen, mit all den Anzeichen, die dir bei dir persönlich aufgefallen sind, welche auf Autismus hindeuten könnten. (also z.B Angst vor Veränderungen/Planänderungen, Hyper- sowie Hyposensibilität im Bezug auf Geräusche, Gerüche, Lichter, Berührungen, Hitze, Kälte, Stoffe, Konsistenzen, Texturen, Geschmacksrichtungen, Schmerzen und so weiter, Stimming, Spezialinteressen, Probleme mit exekutiven Funktionen, motorische Ungeschicklichkeiten, Probleme bei der Verständnis und/oder Anwendung von Ironie/Sarkasmus, Probleme mit dem korrekten Einschätzen und/oder Anwenden von Mimik sowie Körpersprache, Probleme mit dem Augenkontakt, Blick fürs Detail, Abneigung gegenüber Lügen, eingeschränktes Essverhalten, etc. pp.)

Zum Schluss ist es natürlich immer wichtig zu erwähnen, dass eine Differenzialdiagnostik nie verkehrt ist. Plus: Die meisten Autisten bekommen (entweder bei der Autismus-Diagnose selbst oder später im Leben) mindestens eine Zusatz-Diagnose. Das nennt sich dann "Komorbidität". Darunter können z.B. fallen: AD(H)S, Epilepsie, Dyspraxie, Tourette-Syndrom, Depressionen, Soziale Angststörung, andere, spezifische Phobien, Zwangsstörungen, sensorische Integrationsstörung, etc.

Kann auch sehr gut möglich sein, dass bei dir (erstmal) "nur" Autismus diagnostiziert wird (bei mir z.B. kam die Diagnose Sozialphobie erst 3 Jahre später hinzu) - Ich wollte die Möglichkeit nur angesprochen haben.

Ich hoffe, ich konnte weiterhelfen. Viel Glück!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Keine Ahnung und davon jede Menge

allein diese gedanken hatte ich damals auch (bin selber autist) und sprechen dafür, dass du auch einer bist. es gibt nen ganz normalen fragebogen wo du persönliche fragen beantworten muss. soweit ich mich noch erinnern kann, ist bei mir leider schon 13 jahre her und so ganz genau weiß ich das nicht mehr, aber du kannst nichts falsch machen, soviel kann ich dir versprechen.

Es gibt in der Regel Gespräche alleine, nur mit den Eltern und zusammen. Eventuell werden Fragebögen an Lehrer (Betreuer, Erzieher, Verwandte...) verschickt. Ein IQ-Test und Gesichtserkennung ist oft Teil, aber kein Muss. In den Gesprächen wirst du verschiedene Dinge gefragt, währenddessen wird auf deine Körpersprache und Mimik geachtet. Viel mehr wird das nicht sein, wenn du nicht irgendwo andere, ungewöhnliche, gravierendere Probleme (also organische Ursachen, Depressionen, ADHS, SVV, Essstörungen...) besitzt.

Ist heutzutage alles Standard, aber die Zentren sind total überlastet und die Diagnosen gehen durch verschiedene Gründe in die Höhe.


ZitrusLiebe  07.12.2022, 16:33

PS: Ich kann dir nichts genaueres sage, weil ich damals zum Kinderpsychologen gegangen wurde. Aber deine Geschichte klingt sehr, als wäre da etwas im Argen.

Erkundige dich mal, ob es bei dir in der Nähe ein Autismus-Kompetenzzentrum (früher hießen sie Autismus-Therapiezentrum) gibt. Dort kann man dir erklären, was bei einem Test gemacht wird. Evtl. kannst du den Test auch dort machen. Auf jeden Fall können sie dir geeignete Fachärzte empfehlen. Das ist wichtig, weil sich nicht jeder Psychologe mit Autismus auskennt und es deshalb oft zu Fehldiagnosen kommt.

Also googel mal Autismus + Beratung.

Viel Erfolg!


Aleqasina  07.12.2022, 12:15

Diese Autismus-Beratungsstellen kannst du erstmal per E-Mail kontaktieren. Die Berater wissen, dass Autisten die Kommunikation per E-Mail oder Textnachricht sehr viel leichter fällt, als unvorbereitet in eine ungewohnte Situation hineinzugehen. Die kennen sich damit aus.

Nur Mut! :-)

Soweit ich das weiß... muss ein Test mit Fragen beantwortet werden und im 1zu1 Gespräch werden Fragen an dich gestellt.

Viele Psychologen kennen sich mit Autismus nicht gut aus. Du brauchst einen Spezialisten.

Bei mir wurde das nicht mit 100%iger Sicherheit diagnostiziert. Es kann auch eine Bindungsstörung oder Adhs bei mir sein. Wie gesagt man braucht einen Psychiater und Neurologen und ich will persönlich gar nicht mehr wissen was ich genau habe. Bin bereits 54 Jahre.

Viel Glück!

Woher ich das weiß:Recherche