Was will uns Kleist mit der Novelle "Das Erdbeben in Chili" sagen?
Hallo liebe Community,
momentan bereite ich eine Präsentation über Heinrich von Kleists Novelle "Das Erdbeben in Chili" vor. Obwohl ich Kleists Biographie sowie diverses gelesen habe, komme ich nicht wirklich drauf, was uns Kleist mit seinem Werk sagen will. Am Ende alle erschlagen - selbst ein Kind.
War Kleist, der ja freiwillig in den Krieg zog, vielleicht depressiv? Oder sind es andere Gründe, die ihn zum Schreiben dieser Novelle bewogen haben.
Vielen Dank für Eure Antworten :-)
Lg
1 Antwort
Kleist setzt sich mit den Fragen auseinander, die durch die Aufklärung und die Französische Revolution aufgeworfen wurden: Ist eine neue, aufgeklärte, menschliche Gesellschaft möglich oder ist der Mensch stets verdammt dazu, ein irrationales und aggressives Wesen zu sein?
Er malt erst eine bürgerliche Idylle aus, die aus den Trümmern der alten Gesellschaft entsteht, die dann aber doch wieder in Fanatismus und Gewalt umschlägt.
Einziger Hoffnungsschimmer ist die Adoption des Kindes. Man kann das als Skepsis gegenüber geplanten Gesellschaftsreformen und -revolutionen und als Plädoyer für die "kleine", private Menschlichkeit lesen.
Was er insgesamt auch zeigen will, ist die Mehrdeutigkeit, die Doppelbödigkeit aller Verhältnisse. Der Mensch ist, wenn man seiner Sicht folgt, nicht in der Lage, sich ein objektives, "wahres" Bild der Dinge zu machen. Alles verschwimmt vor seinen Augen, Sein und Schein sind stets zweierlei bzw. es gibt gar kein feststehendes Sein, nur Deutungen.