Was versteht man unter der "geschriebenen Mündlichkeit"?

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Man unterscheidet mediale und konzeptionelle Mündlich- bzw. Schriftlichkeit.

Die mediale Mündlich- bzw. Schriftlichkeit bezieht sich auf das Medium - vereinfacht: Luft oder Papier. Mediale Mündlichkeit ist das gesprochene Wort - im persönlichen Gespräch, in Sprachnachrichten, am Telefon. Mediale Schriftlichkeit ist das geschriebene Wort - in der Zeitung, in Briefen, in Chats und Foren.

Die konzeptionelle Mündlich- bzw. Schriftlichkeit bezieht sich auf das gewählte Register. Konzeptionell mündlich heißt umgangssprachlich - einfache Sätze, Passepartout-Wörter. Eine konzeptionelle Schriftlichkeit ist gekennzeichnet durch einen komplizierteren Satzbau, eine präzise Wortwahl, gehobenes Sprachniveau.

Es gibt nun vier Kombinationen:

  • medial mündlich, konzeptionell mündlich: ein Gespräch unter Freunden, ein Telefonat mit Oma
  • medial mündlich, konzeptionell schriftlich: eine Ansprache der Kanzlerin, der Vortrag eines Professors
  • medial schriftlich, konzeptionell mündlich: WhatsApp-Chats, all die "Auf Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung kommt es doch nicht drauf an"-Kontexte
  • medial schriftlich, konzeptionell schriftlich: ein Fachbuch, das Grundgesetz

Geschriebene Mündlichkeit ist medial schriftlich, konzeptionell mündlich: Chats, viele Forenbeiträge

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Es gibt keinen Anspruch auf Dank. Ich freu mich nur darüber.

LottaKirsch  18.01.2021, 18:24

Vielen Dank für den Stern!

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