Was versteht man unter der "geschriebenen Mündlichkeit"?
Im Text namens T@stentöne wird von einer sogenannten "geschriebenen Mündlichkeit" gesprochen. Ich verstehe leider nicht, was das bedeutet und wäre deshalb über jeden Erklärungsversuch froh.
1 Antwort
Man unterscheidet mediale und konzeptionelle Mündlich- bzw. Schriftlichkeit.
Die mediale Mündlich- bzw. Schriftlichkeit bezieht sich auf das Medium - vereinfacht: Luft oder Papier. Mediale Mündlichkeit ist das gesprochene Wort - im persönlichen Gespräch, in Sprachnachrichten, am Telefon. Mediale Schriftlichkeit ist das geschriebene Wort - in der Zeitung, in Briefen, in Chats und Foren.
Die konzeptionelle Mündlich- bzw. Schriftlichkeit bezieht sich auf das gewählte Register. Konzeptionell mündlich heißt umgangssprachlich - einfache Sätze, Passepartout-Wörter. Eine konzeptionelle Schriftlichkeit ist gekennzeichnet durch einen komplizierteren Satzbau, eine präzise Wortwahl, gehobenes Sprachniveau.
Es gibt nun vier Kombinationen:
- medial mündlich, konzeptionell mündlich: ein Gespräch unter Freunden, ein Telefonat mit Oma
- medial mündlich, konzeptionell schriftlich: eine Ansprache der Kanzlerin, der Vortrag eines Professors
- medial schriftlich, konzeptionell mündlich: WhatsApp-Chats, all die "Auf Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung kommt es doch nicht drauf an"-Kontexte
- medial schriftlich, konzeptionell schriftlich: ein Fachbuch, das Grundgesetz
Geschriebene Mündlichkeit ist medial schriftlich, konzeptionell mündlich: Chats, viele Forenbeiträge