Was tun, wenn man Augenkontakt unangenehm findet?

6 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Es gibt sehr gute Tricks, um trotzdem freundlich zu wirken. Denn viele Leute merken gar nicht, dass du nicht direkt in die Augen schaust. Zu langer Blickkontakt ist ohnehin unangenehm fürs Gegenüber, man fühlt sich dann angestarrt oder "von Blicken durchbohrt".
Um aufmerksam und freundlich zu wirken, mach es so:

  • Auf den Haaransatz oder die Nasenwurzel schauen.
  • Alle paar Sekunden den Blick schweifen lassen, auf die Hände, zur Seite, auf den Tisch.
  • Auch mal haarscharf am Ohr vorbei oder nachdenklich auf die eigenen Finger schauen.
  • Wenn dein Gesprächpartner versucht, in deine Augen zu schauen, schau auf den Haaransatz. Dann kann er dich sehen, ohne dass es dir wehtut.
  • Wenn du jemanden ansprechen willst und auf Aufmerksamkeit wartest, schau mit weit offenen Augen auf die Nasenwurzel. Dann fühlt er sich angeguckt genug, um bald zurück zu gucken.
  • Nimm zu wichtigen Gesprächen immer Schreibzeug mit. Dann kannst du mit dem Stift hantieren oder auf den Notizblock gucken, so dass es weniger auffällt, dass dein Blick oft herumschweift.

Manche Leute sind einfach so. Für die Ursachen gibt es verschiedene Fachbegriffe, so könntest du z.B. extrem viel Empathie haben, so dass dich die Mimik sofort reizüberflutet (siehe Hochsensibilität).
Wenn dir der Blickkontakt körperlich wehtut, spiegelt dein Gehirn die Mimik des anderen eventuell zu stark (siehe "Spiegelneuronen"), so dass deine Gesichtsmuskeln zu jucken beginnen.
Vielleicht bist du auch ein "Monotasking-Typ", der sich nur entweder auf de Umgebung oder aufs Mimik-Decodieren konzentrieren kann.

Man kennt das Phänomen auch von Autisten, Schizophrenen und einigen anderen Minderheiten. Überempfindlichkeit in Sachen Empathie reicht aber völlig aus, um Augenkontakt schmerzhaft zu finden.

Wenn du noch mehr Workarounds benötigst, schau dich mal in Autisten-Foren um. Dort ist Blickkontakt-Simulation immer wieder ein Thema.

Was man dagegen tun kann? Die genannten Workarounds sind eigentlich am praktischsten. Wie gesagt, wollen viele Leute gar nicht angestarrt werden.
Mir hat außerdem sehr geholfen, gezielt auf Allergene etc. zu verzichten, so dass mein allgemeines Körpergefühl optimal ist. Die Blickkontakt-Schwierigkeiten sind dadurch praktisch verschwunden - aber ich weiß ja nicht, ob du überhaupt körperliche Problemchen hast, die du optimieren könntest. ;-)
Ansonsten hilft Koffein sehr gut, weil man Detail-Fluten wie eben Gesichter damit schneller verarbeitet - aber weil man dagegen schnell abstumpft, ist es keine Dauerlösung.


JamesSchubert 
Beitragsersteller
 16.06.2014, 23:38

Danke sehr für diese Antwort! :-)

Die Tipps klingen gut und werden bestimmt hilfreich sein. Ich bin schon öfters darauf gestoßen, dass man einfach auf den Haaransatz gucken sollte, allerdings hab ich immer angenommen, dass der Gegenüber das bemerken würde.

Zu welcher Gruppe ich gehöre, ist schwer einzustufen. Tatsächlich konzentriere ich mich weniger auf das Gespräch, wenn ich versuche, den Blickkontakt zu halten. Wäre das nun der "Monotasking-Typ"? Es liegt nunmal daran, dass mich dieser so stört und mich daher ablenkt. :-D Ich könnte mir allerdings auch vorstellen, dass es mit der Empathie zusammen hängt...

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Sie haben ja bereits selbst gemerkt, warum Sie niemandem so wirklich in die Augen schauen können.

Ein kleiner Tipp, den ich immer wieder gerne unterbreite ist, nicht direkt in die Augen , sondern auf die Nasenwurzel schauen. Von Seiten des Betrachters sieht es dann dennoch so aus, als ob man ihm in die Augen schauen würde.

Das ist für betroffene Personen meist einfacher, als direkten Augenkontakt zu halten. Und einige empfinden es auch meist als angenehm.

LG

Oh ich weiß ganz genau was du meinst, mir geht es ganz genauso... nur ist in die AUgen schauen für mich ein Zeichen von aggressivität. So wie bei Hunden z.B :-D Wenn ich mit jemanden Streite, kann ich ihm ohne Pause in die Augen schauen, aber sonst fällt es mir auch total schwer. Vllt liegt das auch daran dass ich ein bisschen schüchtern bin, habe dann genauso wie du das Gefühl, man könnte mehr sehen, als ich zeigen will... Was man dagegen tun kann ? Üben, üben, üben... beim reden manchmal einfach durch die Augen schauen, so als ob die träumen würdest, also das Bild vor deinen Augen verschwimmen lassen. Oder mal auf die Nase schauen, wobei das auch auffällt, wenn man drauf achtet. Versuch es einfach Schritt für Schritt, mal länger, mal weniger. Vllt klappt es dann irgendwann. Lernen müssen wir es, nämlich viele Leute bestehen fast darauf dass man ihnen in die Augen schaut, weil sie sonst meinen, man hört nicht zu usw. unhöflich, wie du schon sagtest!

Schlechte Erfahrungen in der Kindheit, soziale Ängste. Du mußt nicht immer den Kontakt halten, mache es oft und kurz , auch beim Reden schaut man nicht immer in die Augen, am besten mit kurzem Lächeln bei Fremden.

Du kannst ja auch mal wegschauen und dann deinen Geprächspartner wieder ansehen. Ja, es ist unangenehm, welche manche den Augenkontakt beibehalten bis zum "geht nicht mehr".