Was tue ich mit meinem Ehemann? Keinerlei Selbstwert?
Achtung lang: ich (34) lebe mit meinem Ehemann (43) seit 6 Jahren glücklich verheiratet. Wir haben drei Kinder von 2, 5 und 8 Jahren, die keinerlei außergewöhnliche Probleme machen. Wir arbeiten beide (ich 6h, er Vollzeit), wir verdienen beide gut bzw. sogar sehr gut. Wir leben auf einem renovierten Gutshof, materiell geht es uns gut. Er ist ein guter Vater und sehr fleißig. Eigentlich fortwährend werkelt er an Haus und Hof herum und hat eine Energie, die ich selbst nie hätte. Ich meine, ich kümmere mich um die Kinder und bin damit sehr eingespannt.
Allerdings macht mein Mann zunehmend Probleme. Ich merke wir er immer schweigsamer, ungehaltener und schüchterner wird. Ich weiss, dass er ein sehr geringes Selbstwertgefühl hat. Wenn wir zu Freunden gehen oder auf Parties, fühlt er sich angespannt, selbst zu guten Bekannten kann er keine selbständige Kontakte aufbauen und glaubt nicht, dass die anderen irgendwas an ihm finden. Grundsätzlich möchte er keine Aufmerksamkeiten haben, hält nichts von Überraschungen und Geschenken, weil er findet er habe diese Umstände mit nichts verdient. Freundschaften pflegt er eigentlich nicht alleine, es sei denn ich initiiere das. Ebenso geht es mir bei Familienfotos, er mag sich absolut nicht auf Fotos anschauen, denn äußerlich hält er eigentlich nichts von sich Spontan Spass haben geht fast gar nicht, er kommt sich schnell blöd dabei vor. Beim Tanzen ist er so verkopft, dass es einfach nicht funktioniert. Er leidet schon darunter, aber er ist auch ratlos was er nachhaltig ändern könnte. Was mache ich mit diesem gutaussehenden, materiell eigentlich sorgenlosen Mann der sich fortwährend als Loser sieht?
2 Antworten
Mit 43 ist Dein Mann in der Lebensmitte angekommen und zieht vielleicht Bilanz. Vergleicht seine eigenen Lebensumstände mit denen seiner Eltern und Freunde, und stellt dabei fest, daß es ihm deutlich besser geht.
Das wäre ein möglicher Grund, daß er sich schuldig fühlt, obwohl er alles richtig gemacht hat. Oder er fürchtet, wieder zu verlieren, was ihm, wie er glaubt, unverdient in den Schoß gefallen ist.
Ich kann gut nachvollziehen, dass seine Ängste und Sorgen Dich nicht unberührt lassen.
Sprich mit ihm, um herauszufinden, was ihn so unglücklich macht, jedoch ohne zu bewerten. Auch unbegründete Ängste dämpfen die Lebensfreude.
Der nächste Schritt wäre, daß er sich selbst überlegen kann, was er gerne tun würde, um sich wieder besser zu fühlen. Das kann z. B. ein Ehrenamt sein, oder auch ein Hobby, das er früher gerne gemacht hat.
Als letzte Möglichkeit wären auch ein paar Stunden Psychotherapie ein Weg für ihn, sich mit seiner Vergangenheit und möglicherweise daraus resultierenden Ängsten auseinanderzusetzen. Das ist jedoch eine Entscheidung, die er nur selbst treffen kann, wenn die Therapie Erfolg haben soll.
Du kannst ihn nur liebevoll begleiten.
Giwalato
Es gibt Eltern, bei denen es Liebe für ihr(e) Kind(er) nur gegen Leistung gibt. Gehören Deine Schwiegereltern dazu?
Es ist gut, wenn Dein Mann erkennt, dass er seiner Mutter als erwachsener Mensch nichts mehr beweisen muss.
Er wird geliebt, von Dir und Euren Kindern. Jetzt muss er nur noch sich selbst lieben lernen, damit er auch glaubt, dass er unabhängig von Leistung wertvoll ist.
Ich empfehle mal einen Persönlichkeitstest zu machen, vielleicht erst einmal als Onlinespielerei. Das kann zu Erkenntnissen führen, aber umkrempeln wirst du ihn nicht können. Will er vielleicht auch nicht.
Danke Dir für die ausführliche Antwort. Hobbies sind schwierig. Er hat und hatte nie welche. Ich weiss eigentlich nicht, was er außer Arbeit im Beruf und an den Wochenende zu Hause wirklich machen würde? Dieser Mann sagt von sich selbst, dass er eine Pfeife ist und eigentlich nur gut arbeiten kann..