Was soll ich studieren, wenn ich mich für sehr viele Dinge interessiere?

9 Antworten

Mit 16 Jahren ist das überhaupt kein Problem. Ich würde Dir sehr raten, die Dinge zu tun, die Dich interessieren und weiterhin Deine Vielseitigkeit auszuleben. Vertraue darauf, dass der Rest mit der Zeit von selbst kommen wird und Du klarer zu sehen lernst. Lerne, zwischen Faszination und Leidenschaft zu unterscheiden. Ersteres ist eine kurzfristige Begeisterung, die aber auch verklingen kann, letzteres ist eine innere Sehnsucht nach einer Sache, der Du Dich intensiv zu widmen wüschst, bei der Du gleichsam in einen Flow gerätst und deren Befriedigung in Dir eine Zufriedenheit stiftet.

Dann musst Du Dir die Frage stellen, ob Diese Leidenschaft -- im Ganzen oder nur zum Teil -- Beruf sein kann und werden soll oder vielleicht auch überhaupt nicht. Es gibt meist eine Fülle von komplett verschiedenen Möglichkeiten, die mit dieser Leidenschaft in Zusammenhang stehen. Wer Bücher liebt, kann z.B. Autor, Verlagslektor, Bibliothekar, Restaurator oder Antiquar werden.... Es ist also sehr wichtig, sich nicht zu versteifen. Viele Menschen finden ihren Traumberuf über Um- und Abwege. Und er sieht am Ende vielleicht ganz anders aus als sie ihn sich anfangs vorgestellt haben.

Ferner ist es auch extrem wichtig, nicht einem unerfüllbaren Traum hinterherzulaufen, sondern Deinen Talenten und Fähigkeiten zu folgen: Ein hochtalentierter Mathematiker, der davon träumt, Schauspieler zu sein, ohne darin viel Talent und Ausbildung/Förderung zu haben, vergeudet sich durch ein Schauspielstudium. Nicht jede Leidenschaft muss zur Berufswahl führen. Man kann auch einen Bürojob haben und ein begabter Hobbypianist sein.

Daraus folgt noch etwas weiteres, nämlich die Leichtigkeit: Es bringt nicht unbedingt etwas, einen Beruf zu wählen, den Du zwar schätzt, der Dich aber ein Übermaß an Anstrengung kostet, um ihn leidlich auszuüben. Du musst in einer Tätigkeit auch erfolgreich sein können und sie mit einem gewissen Maß an Befähigung und Leichtigkeit leisten können. Das bedeutet -- anders herum -- auch, dass keine Hindernisse Dir ein Ausüben unmöglich machen dürfen: Ein Wissenschaftler kann heute noch so "genial" sein, aber wenn er nicht zu 100%ig exaktem Arbeiten imstande ist oder sich generell nicht an Fristen halten kann, ist er nun einmal stark im Nachteil und infolgedessen evtl. gar nicht zu dieser Berufsausübung imstande, so wie ein Einbeiniger nun einmal nicht Tänzer sein kann.

Zuletzt kommt noch der rein monetäre Aspekt dazu: Du musst davon leben können, möglicherweise sogar imstande sein, eine ganze Familie zu ernähren. Davon leben zu können, heißt aber auch, davon leben zu müssen...

Letztlich musst Du optimalerweise also in eine Balance zwischen Leidenschaft, Befähigung und Wirtschaftlichkeit finden. Diese kann bei unterschiedlichen Menschen ganz verschieden ausfallen: Manche nehmen einen mäßig interessanten Job, den sie gut können und der ihnen mit vergleichsweise wenig Aufwand vergleichsweise viele Möglichkeiten (z.B. Geld und Freizeit) schafft, um dann ihren wahren Leidenschaften außerhalb des Berufs nachzugehen. Andere wählen einen Job, um sich darin zu verwirklichen, gleichgültig, dass er sie dann vollständig einnimmt.

Ich selbst bin auf musikalischem Feld tätig und sage Teenagern, die mich fragen, ob sie meiner Einschätzung nach geeignet sind, den Musikerberuf zu wählen: Es geht nicht nur um Deine Befähigung, Dein Talent und um Deine Begeisterung für die Sache. Wählst Du diesen Beruf, so geht es auch nicht darum, auf der Bühne zu stehen und Musik machen zu "dürfen", sondern es geht darum, auf Gedeih und Verderb über Jahrzehnte Musik machen zu "müssen", um damit Dein Essen und Deine Miete zu bezahlen. Und wenn Dir im Durchschnitt pro Auftritt EUR 200,- netto bleiben bleiben, dann "musst" Du, egal, was kommt, als Freischaffende/-r jeden Monat Deines Berufslebens so und so oft spielen, um am Monatsende so und so viel zu bekommen und eine so und so teure Mietwohnung zu bezahlen. So einfach ist das.

Vielleicht ist es noch ein bisschen früh, aber viele Universitäten / TH's bieten gelegentlich den "Tag der offenen Hörsäle" an. Schnupper doch einfach mal rein!

Wer weiß, vielleicht erwischst du eine Vorlesung, die Dich "entfesselt".

So etwa mit 18 fällst Du auch in einer ganz normalen Vorlesung nicht auf (wenn Du Dich nicht grad total danebenbenimmst). Auf diese Weise kannst Du alles Mögliche ausprobieren.

Und ich bin sicher, Du findest Dein Thema, für das Du "brennst".

Schreib am besten immer mal wieder auf, was du gerade studieren willst. Vielleicht erkennst du dann später schon mal eine Richtung oder kannst andere Richtungen ausschließenn.

Also ich tendiere ja zu Philosophie, wenn du dich für vieles interessierst und eben so universell Wissen haben willst, aber naja für Philo muss man sich aber auch erst interessieren😂

Vertiefe vlt auch das Wissen, wenn du dich für etwas interessierst und wenn du mehr darüber weißt, weißt du sicher auch, ob dich das wirklich so genau interessiert oder eben nur oberflächlich^^ Also schau Dokus darüber, lies Bücher, Zeitschriften etc.

Du kannst dir angucken welche Themenbereiche interessant klingen und dir dann wirklich näher in Detail die Tätigkeiten und Schwerpunkte in dem Bereich angucken.

Wenn du studierst kannst du auch einen Kombi-bachelor angehen. Das ist dann ein Hauptfach 90p mit Nebenfach 60p. Dazu habe ich zb an meiner Uni einen individuellen Ergänzungsbereich wo ich mich für 30p in fachfremde Studiengänge einschreiben durfte. Ziel sind 180 Punkte. Ich habe Kernfach Soziologie, Nebenfach Philosophie und ind. Erg. Erziehungswissenschaften gewählt. Bin sehr zufrieden mit meiner Wahl aber es kommt immer vor, dass einem nicht alle Studieninhalte liegen. Ich empfehle dir vorab genau anzugucken was an deiner Uni in deinem Studiengang mit dem Studium verknüpft ist. Viele Unis viele eigene Abläufe und Schwerpunkte. Ich habe zb auch einfach studiert und mir nicht vorweg einen Plan ein Bewusstsein über alle Studiumsinhalte gemacht. Hätte ich das gemacht, wäre ich mit mehr Planung an manches rangegangen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Wenn du erst 16 geworden bist hast du ja noch ein bisschen Zeit um dich für einen Studiengang zu entscheiden. In dem Alter kann ein einziges Jahr richtig viel ausmachen und es ist normal, dass die Interessen schwanken, war bei mir auch nicht anders.

Falls du nach dem Abitur dann immer noch keine konkrete Richtung weißt, dann ist es gar keine so schlechte Idee mal ein FSJ zu machen, gerade wenn du zB. über Medizin nachdenkst (bin selber kurz vor Ende des Studiums, kenne viele die das davor gemacht haben zB. beim Rettungsdienst).

Oder eben verschiedene andere Praktika wie schon oben erwähnt, manchmal stellt man sich vieles einfach auch ganz anders vor als es wirklich ist aber das was zählt ist am Ende der Beruf, nicht das Studium an sich.

Grundsätzlich ist es aber immer toll wenn man sich für Vieles begeistern kann, da wird am Ende sicherlich was dabei rauskommen, was dich glücklich macht.

VG

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung