Was sind für und Gegenargumente für den Kulturrelativismus?

2 Antworten

Kulturrelativistische Argumentationen neigen zu Homogenisierung und Stereotypisierung von Kulturen. Es gibt z. B. Kulturen, in denen Homosexuelle gesteinigt werden. Wenn ich das völlig in Ordnung finde, weil ich kulturrelativistisch da ran gehe, ignoriere ich, dass es innerhalb dieser Kultur vielleicht auch andersdenkende Menschen oder sogar Proteste dagegen gibt.

Ich verstehe die Argumentation hinter dem Prinzip 'Kulturrelativismus', kann aber doch nicht aus meiner Haut, die Menschenrechte für universal zu halten. Wenn es als kulturell übergriffig gilt, diese Werte in anderen Kulturen durchsetzen zu wollen, ist es das ebenso, wenn man es diesen Menschen kategorisch verweigert. Genauso wie es uns nicht obliegt, zu entscheiden, was Teil einer anderen Kultur ist und was nicht. Sexuelle Belästigung auf dem Oktoberfest ist ja auch kein Teil deutscher Kultur, sondern bleibt ein Verbrechen.

Kulturen beschränken sich auf ein Gebiet. Dort herrschen die Traditionen vor, die meistens die Mehrheit einer bestimmten Kultur prägen. Leider führt dies aber oft zu einer Blindheit gegenüber anderen Kulturen. Wenn also Deutsche im Ausland sich Kleindeutschland aufbauen, dort Deutsch sprechen, weiße Brötchen essen usw. fällt der offene Blick für andere Religionen, Kulturen weg und dies kann dann auch zu mangelnder Toleranz führen. Ein Vorteil dagegen wäre, dass du in New York nach Chinatown gehen kannst und dort hier und da hochwertige Produkte in chinesischer Tradition preiswert einkaufen kannst. Aber dafür muss das Interesse erst mal geweckt werden. Es braucht also Übergangsorte wo Religionen und Traditionen (Kulturen) breit kennen gelernt werden können. z.B. finde ich es erstaunlich, dass in Deutschland selbst der Christliche Glauben oft völlig unbekannt ist und wie Christen überhaupt leben. Oder ich habe vor wenigen Jahren noch nicht gewusst, wie orthodoxe Juden eigentlich leben. Auch weiß ich bis heute nicht viel über den buddhistischen Glauben, weil Dokus seltener über deren Traditionen und Schriften berichten.