Was sind die Ziele der Scholastik gewesen?

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Einheitliche Ziele der Scholastik lassen sich nur auf sehr allgemeiner Ebene angeben. Zur ihr gehört ein großer Teil der Philosophie des Mittelalters und inhaltlich ist sie vielfältig.

Gemeinsam ist das Wissenschaftsverständnis und der Rationalitätstyp, eine Untersuchung und Darstellung, die auf eine systematische und umfassende Darlegung von Wissen ausgerichtet ist. Die Vernunft (lateinisch ratio, intellectus) galt dafür als wesentlichen Hilfsmittel. Sie wurde unter anderem dazu verwendet, Konflikte innerhalb der Tradition (die ja nicht völlig einheitlich und gleichförmig war) zu bereinigen.

Scholastik ist eine in der Neuzeit entstandene Bezeichnung für eine im Mittelalter entstandene Denkmethode (lateinisch – ein Lehnwort aus der griechischen Sprache - schola = „freie Zeit“, „Muße“, „Schule“; scholasticus: „schulisch“, „zum Studium gehörig“, als Substantiv: „Lehrer“, „Gelehrter“). Inhaltlich hat sie sich vor allem an den griechischen Philosophen Aristoteles (zum Teil wurde aber allerdings Platon vorgezogen) und Lehren der christlichen Kirche angelehnt, aber eine feste Gemeinsamkeit, die für alle Denker der Zeit gilt, kann kaum angegeben werden. Der Ausdruck Scholastik bezieht sich auf den damaligen wissenschaftlichen Lehrbetrieb. Eine scholastische Methode des Lehrens und Klärens wissenschaftlicher Fragen hat sich, aus Techniken in Klosterschulen entwickelt, herausgebildet. In Lesung (lectio) und Untersuchung einer Frage (quaestio) wurde eine Frage in Sätze unterteilt, mit Aussagen von Autoritäten kommentiert, dialektisch mit Argumenten dafür und dagegen (pro und contra) erörtert und mit Begriffsklärungen und logischen Schlüssen für ein so schärfer herausgearbeitetes Problem ein Ergebnis (eine begründete Lösung) gesucht. Eine Einbettung in ein umfassendes Wissenschaftssystem wurde angestrebt (oft Darstellung in einer „Summe“ [lateinisch summa]).

zur Scholastik gehörte:

  • Auslegung autoritativer Texte

  • Kommentierung autoritativer Texte

  • systematisierender Nachvollzug von Texten

Georg Scherer, Scholastik. in: Metzler Philosophie Lexikon. Begriffe und Definitionen. 3., erweiterte und aktualisierte Auflage. Herausgegeben von Peter Prechtl und Franz P. Burkard. Metzler : Stuttgart ; Weimar, 2008, S. 540:
„Die scholastische Form der Rationalität erhebt einen alle Wissensgebiet umfassenden Anspruch. Methodisch sind Lesung, aristotelisch orientiertes Beweisverfahren, ansatzweise empirische Forschung (Albert von Köln), vor allem aber Streitgespräch zu erwähnen. Scholastisch ist auch die Summa als methodisch geordnete Darstellung eines schematischen Gesamtzusammenhangs.“

Richard Heinzmann, Philosophie des Mittelalters. 3. Auflage. Stuttgart : Kohlhammer, 2008 (Grundkurs Philosophie ; Band 7. Kohlhammer-Urban-Taschenbücher ; Band 351), S. 141:
„Lernender Rückgriff auf das Wissen der Vergangenheit, kritische Auseinandersetzung wie systematische Verarbeitung und lehrendes Weitergeben, das sind die Grundelemente und Anliegen mittelalterlicher scholastischer Methode. Diese Zielsetzung hat die Form des Unterrichts bestimmt, aus der dann wieder die entsprechenden literarischen Gattungen hervorgegangen sind.“

Weiß das niemand bzw. nur eine Person?


aurata  26.04.2013, 10:15

Auf diese Person kannst du dich jedenfalls verlassen! ;-)

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