Was sagt der Traum über meine Trauerphase aus?
Mein Bruder starb vor gut zwei Jahren recht plötzlich (er lag drei Wochen im Krankenhaus und bis zum Schluss konnte ich nicht glauben, dass er wirklich sterben würde). Danach hatte ich immer mal wieder Träume von ihm, die sich meist mit seinem Tod befassten, also ihn im Krankenhaus zeigten, oder glücklich (von wegen man muss nicht um ihn trauern, es geht ihm gut) etc. Diese Träume traten in langen Abständen auf.
Vor kurzer Zeit hatte ich dann zum ersten Mal eine andere Art Traum von ihm. Zu Lebzeiten hat er mich oft mit Anrufen genervt, auf die ich keine Lust hatte, weil er nicht redete sondern nebenbei fernsah, aber nicht auflegen wollte. Und so träumte ich also jetzt, dass ich ihn einer Fantasieumgebung sah, in der es eine Art Zaun gab, und keinesfalls wollte, dass er mich auf der anderen Seite entdeckte, weil ich dann wieder diese Nervgespräche hätte überstehen müssen. Zu seinen Lebzeiten wäre das ein ganz normaler Traum für mich gewesen, jetzt ist es natürlich anders, weil alle vorherigen Träume mit der Trauerverarbeitung zu tun hatten (und ich auch meist heulend aufwachte). Okay, die große Trauerphase habe ich überwunden, ich fange nicht mehr spontan an zu weinen, wenn bestimmte Lieder im Radio laufen oder jemand etwas sagt, das für ihn typisch war.
Heißt das jetzt, das ich die Trauer überwunden haben und ihn wieder "normal" sehe? Ich bin etwas zwiegespalten, weil ich mich natürlich nicht als nervende Person an ihn erinnern möchte...
3 Antworten
Hallo Tasha,
als meine Tochter starb, hatte ich anfangs auch Träume vom Sterben und Friedhof. Ich konnte und wollte es nicht wahrhaben, dass sie nicht mehr lebt.
Aber jetzt träume ich meist schöne Träume von ihr. Meist als sie noch klein war. Aber auch als Jugendliche. Und es geht ihr gut. Und ich bin glücklich, wenn ich wieder von ihr geträumt habe. Es sind keine Erinnerungsträume. Sondern vollkommen neue, wie es sich hätte zugetragen haben können.
Und bei dir ist es scheinbar ähnlich. Du träumst nun auch vermehrt Sachen, die sich in der Realität so zugetragen haben könnten. Und darum solltest du dir nicht so viele Gedanken drum machen, sondern das einfach akzeptieren. Es war nun mal so ähnlich. Und du kehrst zur Realität zurück.
Alles Gute
Virginia
Hallo Tasha,
ganz allgemein spiegelt der Zaun als Traumsymbol das Bedürfnis nach Schutz und Geborgenheit wider, da Du Dich hinter dem Zaun vor Deinem Bruder "versteckt" hast, bzw: nicht entdeckt werden wolltest, könnte eine mögliche Deutung sein, dass Du nach zwei Jahren des Trauerns Dich danach sehnst mit der Trauerarbeit abzuschließen.. und ein wenig meine ich auch, diesen Wunsch aus Deinem letzten Satz herauszulesen..
Liebe Grüße!
..kann ich verstehen, aber vielleicht auch gerade deshalb dieser Traum, in dem Dein Unterbewusstsein Dir den Wunsch und das Bedürfnis mitteilt, mit der Trauer abzuschließen.. und mit der Trauer abzuschließen, bedeutet ja nicht, den geliebten Menschen zu vergessen, ich bin mir sicher, dass sich auch Dein Bruder wünscht, dass seine Schwester glücklich ist und sich ohne Schmerz an ihn erinnert..
---Dasjenige, was der Mensch für das gewöhnliche Bewußtsein von der äußeren Welt sieht, das ist ja nur die äußere Offenbarung. Das ist eigentlich eine große Illusion. Denn hinter alledem steckt erst die geistige Wirklichkeit, die darinnen tätig ist.
---Und im Grunde genommen taucht der Mensch, indem er träumt, in diese geistige Wirklichkeit ein, aber noch nicht voll vorbereitet dazu, so daß ihm dasjenige, was ihm in der geistigen Welt entgegenkommt, durcheinanderwirbelt, daß es ihm ungeordnet erscheint.
---Und wir haben zunächst vorzugsweise die Aufgabe, zu erkennen, warum der Mensch mit dem Traume in eine gegenüber der natürlichen Welt so ungeordnete, so chaotische Welt hineinkommt.
Hm, ich bin immer noch, wenn auch nicht mehr so stark wie früher, in der ambivalenten Phase, in der man Angst vor dem Ende der Trauer hat, weil das einem so vorkommt, als wenn einem der Verstorbene dann egal wäre...