Was passiere damals mit den jüngeren Geschwistern?

3 Antworten

Hallo, und schön, dass du dich für das Mittelalter interessierst. Ich will versuchen dir zu helfen.

Wenn der älteste Bruder im Mittelalter geheiratet hat, bekam er ja das Haus und so.

Nein. Das Erbe wurde nicht mit der Heirat, sondern mit dem Tode des Erblassers angetreten. War der Erbe erwachsen und heiratete er, blieb er meist mit seiner Frau auf dem Landsitz um es dann in Zukunft nahtlos übernehmen zu können.

Nicht selten ist die Mutter (wenn der Vater verstorben war) in ein Witwenhaus gezogen.

Witwenhäuser waren sogar sehr selten, kamen aber im Spätmittelalter Häuser vor. Die Witwe des Erblasser hatte verschiedene Möglichkeiten:

  • Sie zog sich auf ihr "Altenteil" zurück. Das kann z.B. ein Gut sein, welches ihr selbst gehört.
  • Die Witwe blieb einfach auf den Ländereien, oft übernahm sie auch noch Aufgaben.
  • Eine reiche Witwe konnte sich in ein Altenstift einkaufen, wo sie leichte Arbeiten machen konnte, wo sie in Gemeinschaft war.
Was passierte dann mit den jüngeren Geschwistern?

Das war sehr unterschiedlich und individuell. Grundsätzlich wurden die Kinder je nach Erbfolge auf ihr späteres Leben vorbereitet.

Einige blieben und übernahmen z.B. die wichtige Rolle des Verwalters der Ländereien. Sie hatten je nach Familienvermögen, eigene Räume oder ein eigenes Haus. Adligen Zweitgeborene wurden oft von Kindheit auf eine Kariere in der Kirche vorbereitet und es war typisch, dass sie nach einer schulischen Ausbildung Kleriker wurden. Es gab sicher auch die berühmten "fahrenden Ritter", welche sich einem Herrn andienten und auf Anstellung oder gar Vasallenschaft hofften.

passierte dann mit den jüngeren Geschwistern? Blieben sie dann in der Obhut des Bruders oder mussten sie mit ihrer Mutter wegziehen?

WWarendie Geschwister noch klein, blieben sie meist mit ihrer Mutter. Der Bruder als Erbnachfolger war nun der Herr und Vorstand der Familie, dessen Mutter blieb aber die Mutter und wichtiges Familienmitglied.

Du kannst sicher davon ausgehen, dass die Familienbande, der Zusammenhalt deutlich höher war als heute, dass mehrere Generationen unter einem Dach lebten und das jedes Familienmitglied auch eine Aufgabe und Rolle hatte. Die Menschen dachten in Familienzusammenhänge, die Famile stand sehr hoch, höher als das Individuum!

Aber die Famile war noch mehr. Wie sprechen bei einer Familie von der genetischen Familie. I. Mittelalter war der Kreis der Familie aber größer: auch die direkten Untergebenen waren Teil der Familie. Der Familienvater war also auch ein Patriarch, so wie Don Corleone in der Pate..

Die Mafia hat tatsächlich sehr alte Strukturen.


Palme12345 
Beitragsersteller
 10.07.2024, 22:28

Dankee

Manche Arbeiteten im Haushalt des Erstgeborenen, manche gingen woanders in die Lehre oder traten einem anderen Haushalt bei, manche gründeten einen eigenen, manche eroberten mit Gleichgesinnten Gebiete in England (Danelag). Es kommt sehr auf Zeit, Ort und soziales Umfeld bzw. Sozialstruktur an.

Wie es in Städten bei Handwerkern war, ist mir nicht bekannt.

In der Landwirtschaft war es regional verschieden.

In Realteilungsgebieten bekamen die Kinder gleich viel Land, so daß irgendwann die Landstückchen so klein waren, daß die Besitzer sich selbst kaum davon ernähren konnten. Erleichterung brachte oft der Verkauf und die anschließende Auswanderung nach Amerika oder ins damalige Russland.

In anderen Gegenden bekam der älteste oder jüngste Sohn das ungeteilte Landgut. (Was Teilungen nicht ausschloß)

Die anderen Geschwister bekamen ein Pferd oder eine Kuh und einen festgelegten Geldbetrag, und sie konnten anderswo in der Welt ihr Glück versuchen.

Manchmal bekamen sie ein eigenes Landgut, je nach Geldverfügbarkeit.

Manchmal waren mehrere Geschwister da, oft auch gar keine, da die Kindersterblichkeit im Mittelalter sehr hoch war.

Pro Elternpaar gab es nicht viel mehr als 2,3 Kinder, die erwachsen geworden sind.


Eisenkrieger  03.07.2024, 14:35

Amerika war im Mittelalter meistens noch nicht entdeckt.