Was kann ich bei Fungus (Pilzbefall) bei Objektiven tun?

4 Antworten

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Du solltest besser nur den zweiten Teil von fragantis Antwort befolgen (also, Objektive NICHT gleich in die Tonne geben),, denn in der Einschätzung von Glaspilz gibt er leider nur all die falschen MEINUNGEN wieder, die sich im Internet in vielen Jahren verbreitet haben. Diese Meinungen stammen alle von Leuten, die entweder noch nie versucht haben, einen Glaspilz zu entfernen oder die mit falschen Methoden gescheitert sind. Natürlich kann man den Ratgebern keinen großen Vorwurf machen, denn sogar Fotohändler verbreiten das Märchen vom unheilbaren Glaspilz schon seit Jahrzehnten und sogar in einem Zeiss-Artikel wird sowas behauptet. ----- Natürlich haben weder Werkstätten noch Hersteller Lust auf zeit- und arbeitsaufwendige Demontage und Reinigung aller Linsenflächen und des kompletten Tubus-Innenraums, denn das ist nötig, wenn man garantieren will, daß die teure Arbeit von Dauer ist und keine Sporen übriggeblieben sind, die beim Auftreten der nächsten Kondensfeuchtigkeit im Objektiv zum Leben erwachen und ihre Stoffwechsel- Produkte auf dem Glas ablagern, wo sie sich extrem hartnäckig an der Vergütung anlagern. --- Das haben vielleicht manche Werkstätten mal gemacht, und dann wußten sie, daß sich eine wirklich professionelle Reinigung vom Aufwand her nicht finanziell für sie lohnt. Dann haben sie sich daran erinnert, daß die einschichtigen "weichen" Vergütungen der 50er und 60er Jahre (und die unvergüteten Linsen sowieso) von den Pilzausscheidungen angefressen werden konnten und haben das auch von den modernen Vergütungen behauptet, um sich Kunden mit Pilzobjektiven vom Hals zu halten. --- Richtige Antworten zum Thema "Glaspilz heute" kann wohl nur jemand geben, der eine große Zahl von befallenen Objektiven verschiedener Marken so gereinigt hat, daß alle Spuren des Befalls verschwunden sind. Das ist eine aufwendige Arbeit, die zumindest auch genügend technisches Geschick (Erfahrung wäre natürlich besser) voraussetzt, denn mancher Pilzjäger wird es gar nicht schaffen, bis zum Pilz vorzudringen. --- Die Reinigung selbst ist kein Kunststück, denn moderne Vergütungen seit den 70ern werden eben von den Pilzauscheidungen NICHT angefressen und schon gar nicht durchdrungen !! Das ist gut, denn das Glas darunter wäre nicht so widerstandsfähig. Mit Ab-Wischen ist aber nix. Da hilft kein Alk, kein Benzin und kein Aceton. Vor Aceton haben sowieso viele Leute Angst, daß es die Vergütung angreift, was auch Quatsch ist. Wer Aceton fürchtet, der wird bei Säure erst recht die Panik kriegen, und genau die 20%ige Säure ist es , die mindestens benötigt wird, um den Pilz zu beseitigen. --- Beseitigen im Sinne von "Abtöten", dazu gibt es viele verschiedene Rezepte von Fotofreunden mit Chemiker-Ausbildung. Diese Ratschläge gehen nicht nur an unserem Hauptziel vorbei, sondern einige sind sogar äußerst gesundheitsgefährdend. Wer nur abtöten will, um dann weiter die Pilzfäden auf den Linsen genießen zu können, kann das mit intensiver UV-Bestrahlung einfacher und ungefährlicher haben. ---- Wer aber die Linsen wirklich perfekt klarbekommen will, muß zum richtigen Mittel greifen. Nur damit ist es möglich, die extrem starke Oberflächenhaftung der Pilzauscheidungen auf der Vergütung auf zuheben. Trotz Säure muß auch noch mit einem gewissen mechanischen Druck des Wattestäbchens nachgeholfen werden. --- Dann folgt der 2. und 3. Teil der professionellen Arbeit: Den gesamten Tubusinnenraum mit Wattestäbchen und Säure sporentötend abwischen und danach die gereinigten Linsen perfekt GLASKLAR fein-reinigen. Nachdem man den deutlich sichtbaren Pilz entfernt hat, will man ja jetzt nicht Schleier vom Nachwischen usw. zurückbehalten, sondern strebt perfekte Klarheit an. Feinreinigung ist ohne Erfahrung und Kenntnis von Tricks und richtigen Materialien (speziellen Papiertüchern ... nein, nix Microfaser und nix 20x gewaschenes T-Shirt) die schwierigste Arbeit von allen. ---- Aber, was ich zigmal geschafft habe und eine ganze Reihe meiner Kunden, das schafft jeder, der ein bißchen geschickt ist und SEHR viel sportlichen Ehrgeiz und Geduld für viele Stunden Arbeit hat auch. ---- Und weil die Schilderung wohl klargemacht hat, daß das Ganze eine Sau-Arbeit ist, wird sich niemand wundern, daß ich diese Behandlung schon seit ein paar Jahren nur noch meinen eigenen Patienten zukommen lasse und Ratsuchenden lieber Tips gebe, wie sie selbst zum Erfolg kommen. Wer wenig Freizeit hat und sich nicht langweilt, sollte bei billigen Objektiven und besonders Zooms (viele Linsen) entweder fragantis Rat mit der Tonne befolgen, oder sie (natürlich mit ehrlicher Fehlerangabe) bei ebay einstellen. Es gibt soviele ebayer, die sich für Techniker halten oder wissen, daß sie bei Mißerfolg das nun auch noch mechanisch völlig vergurkte Teil ohne Fehlernennung wieder anbieten werden. Beide ebayer-Typen kaufen auch verpilzte Objektive. --- Wer aber Zeit hat und Sportsgeist kann auch einem Billigteil eine Chance geben. Für teure Objektive lohnt der Einsatz immer.


kischdl 
Beitragsersteller
 14.11.2012, 10:56

Hi, danke für die ausführliche und auch kritische Antwort. Das eine Objektiv ist ein Erbstück; ein Carl Zeiss Planar und das ist eines meiner Lieblinge. Die anderen Optiken sind Canons ... waren nicht ganz günstig. Auf jeden Fall wird sich der Aufwand lohnen. Klingt nur etwas deprimierend, deine Schilderungen, da ich sowas noch nie gemacht habe. Ich will es versuchen, habe ja nichts mehr zu verlieren. Informieren muss ich mich nun nur wo ich diese Säure herbekomme.....

Danke für die tolle Antwort und Anleitung!

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kameradoktor  17.11.2012, 05:27
@kischdl

Ein Geheimnis wollte ich aus der Art der Säure nicht machen. Jeder kann sie leicht und billig fast überall kaufen und gefährlich ist sie für den Menschen auch nicht. Ganz im Gegensatz zu den von manchen chemietechnisch gebildeten Ratgebern empfohlenen giftigen Gasen, die dann aber nicht zum Verschwinden der Pilzausscheidungen führen, sondern nur zum Tod der Sporen. 20%ige Essigsäure findest Du als wasserklare Flüssigkeit in transparenten Glasflaschen in jedem Lebensmittelmarkt als Essig-Essenz. Deinem Objektiv wird sie in keiner Weise schaden und Dir selbst nur, wenn Du zuviel davon trinkst.----- Viel Erfolg bei Deiner Arbeit

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nur wenn die linsen verschraubt sind, hast du eine chance, den fungus zu entfernen. lohnt sich aber nur bei hochwertigen objektiven. dazu braucht man aber erfahrung. gehe mal damit zu einem profi-fotografen, vllt hat der einen tipp, welche werkstatt das kann.

Wenn sich das um Dreck und und üblichen Schimmel durch falsche Lagerung, Staunässe, etc. handelt: abwischen.

Wenn sie wirklich von Glaspilz befallen sind (der setzt sich nur auf Glas, nicht auf Plastik) kannst du sie nur noch wegwerfen. Der lässt sich zum einen nicht vollständig entfernen, zum anderen zerfrisst er die Linsenvergütung und die Linsen sind hin, auch wenn der Fungus teilweise entfernt werden kann. Glaspilz überträgt sich durch Sporen in der Luft, die übrige Ausrüstung wäre also auch gefährdet.


kischdl 
Beitragsersteller
 13.11.2012, 12:28

Danke Dir, das hilft mir schon! Hast Du auch einen Tipp, wie ich die Optiken in Zukunft besser lagern kann? Ich habe sie immer ein einem Kamerarucksack mit entsprechenden Fächern.

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Fraganti  13.11.2012, 12:58
@kischdl

Schimmel ist normalerweise ein Problem das durch Feuchtigkeit und zu geringen Luftaustausch entsteht. Die Tasche kannst du eventuell mit Sagrotan oder ähnlichem Waschen, damit der Schimmel dort ganz weg ist, dann trocknen lassen.

Die Tasche im Zimmer ruhig hin und wieder mal ein paar Stunden offen stehen lassen. Dann sollte das nicht wieder kommen.

Verschimmelte Kamerataschen kenne ich eigentlich nur von Ledertaschen, die lange im Keller/auf dem Dachboden standen. Dort hilft Sattelseife und Sattelfett, um den Schimmel und den muffigen Geruch weg zu bekommen und eine schnelle Rückkehr zu verhindern. Wenn die Tasche dann in einem normalen Zimmer gelagert wird, kommt eigentlich auch nach 10 Jahren kein Schimmel wieder.

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kischdl 
Beitragsersteller
 14.11.2012, 10:52
@Fraganti

Danke dir Fraganti!!! Super Antwort. Werde ich beherzigen!

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Welche Objektive sind es denn? Je nach Qualität kann sich das natürlich auszahlen.