Was ist mit ihm passiert?

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Was ist mit ihm passiert?
  • Der palästinensische Kameramann Talal Abu Rahme (France 2) schilderte, dass während der Schießerei der zwölfjährige Muhammad al-Durrah bewusst von den israelischen Wachsoldaten erschossen worden ist. Eidesstattlich versicherte er, dass „das Kind absichtlich und kaltblütig erschossen und sein Vater von der israelischen Armee verletzt wurde“ - später revidierte er diese Aussage. 
  • Die Aufnahme, die insgesamt sechs Minuten dauerte, schickte er per Satellit an den französischen Journalisten Charles Enderlin (France 2). Dieser bearbeitete das Bildmaterial auf 59 Sekunden, kombinierte es mit anderen themenbezogenen Aufnahmen und fügte eine Sprachsequenz hinzu. Dieser Bericht, 20.00 Uhr Ortszeit zum ersten Mal publiziert, erzürnte die Weltöffentlichkeit. Scharfe Kritik am Vorgehen der israelischen Streitkraft, Holocaust-Vergleiche und eine märtyrerische Ehrwürdigung Muhammad al-Durrahs im arabisch-islamischen Lebensraum folgten. 
  • Trotz dessen fanden sich erste Kritiker, die dieser Berichterstattung misstrauten - und das offenkundig zurecht. Beispielsweise warf der französische Politiker Philippe Karsenty dem französischen Medium „France 2“ eine Inszenierung des Vorfalls vor. Ein Rechtsstreit folgte. Er brachte dem Medium zwar 7.000 Euro ein, ließ aber zugleich Informationen ans Licht, die die Seite der Kritiker stützten. So kam heraus, dass Charles Enderlin beispielsweise die Sekunden aus der sechsminütigen Aufnahme herausgeschnitten hatte, die zeigten, wie der vorgeblich erschossene Muhammad al-Durrah seine Hand von seinem Gesicht hob und sein Bein bewegte. An dieser Stelle endet abrupt auch das Rohmaterial und beginnt erst damit, dass unbekannte Personen in einen weißen Krankenwagen geladen werden.
  • Weiterhin kam heraus, dass über die Dauer der Aufnahme mehrmals geflunkert wurde. Als das Gericht die anfänglich propagierten 27 Minuten (2005) sehen wollte, änderte Charles Enderlin seine Angabe in 18 Minuten (2007), obwohl noch 2004 die 27-minütige Aufnahme nachweislich begutachtet worden war. Der unabhängige Ballistikexperte Jean-Claude Schlinger stellte fest, dass „wenn Jamal (der Vater des Jungen) und Mohammed al-Dura tatsächlich von Schüssen getroffen worden wären, diese aus technischer Sicht nicht aus israelischer Position hätten kommen können, sondern nur aus Richtung der palästinensischen Position.“ Ebenfalls konnte kein Blut am Boden gesichtet werden und eine als „Blutfleck“ titulierte Stelle am Bein stellte sich als rotes Taschentuch heraus. Auch gab es Ungereimtheiten in der zeitlichen Abfolge der dargestellten Geschehnisse. 
  • Im Oktober 2004 gestattete France 2 drei französischen Journalisten, das vollständige Rohmaterial zu begutachten. Im Januar des darauffolgenden Jahres publizierten sie ihr Gutachten und kamen zum Ergebnis, dass man anhand des Bildmaterials nicht feststellen konnte, „dass er tatsächlich tot war, und noch weniger, dass er von IDF-Soldaten erschossen worden war“. Ebenfalls konnte die von Charles Enderlin beschworene Agonie nicht festgestellt werden - später sprach er von einem kommunikativen Missverständnis. Dagegen zeigen die ersten zwanzig Minuten und insgesamt 24 Minuten der 27 Minuten des Rohmaterials, dass mehrere junge Palästinenser vor der Kamera eine Verwundung vortäuschten, hinfielen und kurz darauf munter aufstanden und weiter demonstrierten - solche „For Camera Only“-Aktionen sind klassische Pallywood-Fälle. Das Gutachten stellte auch fest, dass, wenn es „israelische Kugeln gewesen wären, es sehr seltsame Kugeln wären, weil sie um die Ecke hätten fliegen müssen“. Charles Enderlin räumte daraufhin eine Leichtgläubigkeit indirekt ein. 
  • Der deutsche öffentlich-rechtliche Rundfunk war, im Gegensatz zum französischen öffentlich-rechtlichen Rundfunk (France 2), nicht so leichtgläubig und unkritisch. Natürlich berichtete man 2002 auch in Deutschland von dem Vorfall und trug auf diese Weise auch selbst einen Teil zum Pallywood-Höhepunkt bei - man interessierte sich aber auch für die Ungereimtheiten. 
  • Das Medium „Das Erste“ sendete deshalb im März 2002 die preisgekrönte Dokumentation „Drei Kugeln und ein totes Kind – Wer erschoss Mohammed al Durah?“. Die Dokumentation zeigte auf, dass Muhammad al-Durrah keineswegs von der israelischen Streitkraft erschossen worden sein konnte. Im März 2009 folgte dann die Dokumentation „Das Kind, der Tod und die Wahrheit“, die sich mit der Frage beschäftigte, ob Muhammad al-Durrah überhaupt erschossen wurde. Die Dokumentation präsentierte Indizien dafür, dass der Junge damals nicht erschossen wurde - folglich auch nicht von palästinensischen Soldaten oder Polizisten - und durchaus noch am Leben sein kann. Unter anderem mithilfe von Kurt Kindermann, dem führenden Experten der biometrischen Gesichtsvermessung, kam die Dokumentation zu dem Ergebnis, dass an der Stelle von Muhammad al-Durrah ein anderes Kind beerdigt wurde, womöglich dessen Cousin Rami. Dieses Kind starb aber nicht im Kugelhagel. Das harmoniert auch mit der Tatsache, dass das Krankenhaus, in das Muhammad al-Durrah eingeliefert worden sei, diesen Jungen zuerst als Rami Al-Durrah auswies. 
  • Weiterhin gab es die Glosse „BKA, Beirut, Babelsberg“, die mediale Rekonstruktion „Made in Pallywood“ und das sozialwissenschaftliche Sachbuch „Contre expertise d'une mise en scène“.
  • Im Dezember 2004 gab die französische Audiovisuelle Medienregulierungsbehörde „Conseil supérieur de l’audiovisuel“ eine Erklärung ab, in der sie den französischen Rundfunk aufforderte, die Korrektheit der auszustrahlenden Informationen besser zu überprüfen, Quellen zu identifizieren und im Falle der Ausstrahlung ungenauer Informationen, Korrektur so schnell wie möglich unter vergleichbaren Expositionsbedingungen walten zu lassen.
  • Die Erklärung war eine Reaktion auf die Beschwerde von Ingenieur Serge Farnel, die er gegen die Berichterstattung von France 2 eingereicht hatte.
  • Der US-Amerikanische Historiker Richard A. Landes produzierte im Jahre 2005 die Dokumentation „Pallywood“. In dieser analysierte er insbesondere den Muhammad al-Durrah Vorfall. Er kam zu dem Ergebnis, dass der Vorfall von palästinensischer Seite inszeniert worden war und „westliche“ Medien, unter anderem France 2 und das US-Amerikanische Medium „New York Times“, entsprechende Darstellungen unkritisch übernommen hatten. 
  • Auch aufgrund dieser audiovisuellen Analyse äußerte das Pariser Berufungsgericht im Mai 2008 Verständnis für die Kritik an der Darstellung der Geschehnisse und die Zweifel an der Glaubwürdigkeit des palästinensischen Kameramanns. 
  • Im Januar 2008 meldete sich überdies das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche, Papst Johannes Paul II., zu Wort und mahnte, dass „eine schlechte Nutzung der Kommunikation ein unsägliches Übel verursachen kann, das zu Missverständnissen, Vorurteilen und sogar Konflikten führen kann“.
  • Zu diesem Zeitpunkt war es selbstverständlich längst zu spät, da für die angebliche Ermordung von Muhammad al-Durrah zwei unschuldige Israelis von der palästinensischen Polizei gelyncht wurden, der US-Amerikanische Journalist Daniel Pearl enthauptet wurde, Osama bin Laden höchstpersönlich die Terroranschläge vom 11. September 2001 unter anderem mit dem Vorfall rechtfertigte und natürlich nicht zuletzt der Staat Israel international verunglimpft wurde.
Also Wikipedia hat mich komplett verwirrt: was ist mit muhammad al durrah passiert?

Ungewiss.

Lebt der noch?

Ungewiss, wenngleich die Wahrscheinlichkeit eher gering ist.

Über diese Person existiert weder in deutschen, noch der englischen Wikipedia ein eigener Artikel, was hat das Ganze also damit zu tun? Einen Artikel über den Vorfall an sich gibt es allerdings in der englischen Wikipedia: https://en.wikipedia.org/wiki/Killing_of_Muhammad_al-Durrah

Der zwölfjährige Muhammad al-Durrah wurde am 30. September 2000 während palästinensischen Protesten gegen das israelische Militär durch Schüsse verletzt und erlag nur kurze Zeit danach seinen Verletzungen.

https://www.haaretz.com/2007-11-15/ty-article/french-court-examines-footage-of-mohammad-al-duras-death/0000017f-e310-d38f-a57f-e7521fc30000

LG

Woher ich das weiß:Hobby – Aktiver Sichter und Mitarbeiter der Redaktion Recht
Vor den Augen der Welt starb im September 2000 der Palästinenserjunge Mohammed al-Durra. Sein Tod wurde zum Symbol der Intifada.

Der Zwölfjährige wurde während der Proteste im Gaza-Streifen von israelischen Kugeln getötet, was aber im Nachhinein versucht wurde abzustreiten.