Was ist mit der Frage : ,,Welche Geisteshaltung herrscht in der Klassik vor "gemeint?

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Mit der in der Klassik vorherrschenden Geisteshaltung ist die Ideologie der Vertreter der Klassik, also Goethes und  Schillers, gemeint, und zwar die Ideologie in ihren Werken. Nicht die Realität der Welt gilt es in der Dichtung der Klassik darzustellen, sondern die Idealität des Lebens und der Welt soll aufscheinen; das triste Daseins soll einem vorgestellten Ideal näher gebracht werden, zumindest soll dieses ideale Leben im Vergleich zur „Gemeinheit“ der Welt noch einmal glanzvoll aufleuchten.  

Typisches Beispiel aus Goethes Gedicht  ist der „Epilog auf Schillers Glocke“, nach Schillers Tod verfasst: „Indessen schritt sein Geist gewaltig fort ins Ewige des Wahren, Guten, Schönen, und hinter ihm, in wesenlosem Scheine, lag, was uns alle bändigt, das Gemeine.“

Das Gemeine, die Welt, das triste Leben, wird in der realistischen Dichtung dargestellt, manchmal drastisch (wie im Zeitalter des Naturalismus). Jedoch der Dichter der Klassikepoche, vor allem Schiller, lässt „das Gemeine“, die Welt hinter sich und schreitet auf die Ideale zu.

Allerdings kann auch er sich von den Fesseln des „Gemeinen“ nicht vollständig loslösen. Das wird deutlich in Schillers Gedicht „Die Ideale“:

So willst du treulos von mir scheiden

Mit deinen holden Phantasien,

Mit deinen Schmerzen, deinen Freuden,

Mit allen unerbittlich fliehn?

Kann nichts dich, Fliehende, verweilen,

O! meines Lebens goldne Zeit?

Vergebens, deine Wellen eilen

Hinab ins Meer der Ewigkeit.

 

Erloschen sind die heitern Sonnen,

Die meiner Jugend Pfad erhellt,

Die Ideale sind zerronnen,

Die einst das trunkne Herz geschwellt,

Er ist dahin, der süße Glaube

An Wesen, die mein Traum gebar,

Der rauhen Wirklichkeit zum Raube,

Was einst so schön, so göttlich war.

Und so geht es weiter mit der Klage des lyrischen Ichs über den Verlust der „goldenen Zeit“, als er noch von der Verwirklichung seiner Ideale überzeugt war. Durch die Darstellung dessen, was diese Ideale zerstört hat, das raue Leben (eben das „Gemeine“), leuchtet noch einmal die herrliche Zeit dieser Ideale auf.

Hier sieht man, wie dem Leser des Gedichtes das ideale Leben, von dem der Dichter noch immer durchdrungen ist, nahe gebracht werden soll.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung