Was ist gut und schlecht am britischen Empire?

1 Antwort

Kommt drauf an wie du das sehen willst...

Erstmal gibt es das britische Empire schon lange nicht mehr, doch das ist in meinen Augen eigentlich Nebensache. Wenn es um eine Einteilung in 'gut' oder 'schlecht' geht besteht für mich das Problem, dass ich nicht weiß für welche Seite gut und für welche Seite schlecht. Zudem erstreckte sich das britische Empire ja auch auf einen relativ langen Zeitraum, das heißt entsprechende Bewertungen können sich nur auf gewisse Jahre etc. beziehen.

Aber meinetwegen... here we go:

Zuerst einmal ist es natürlich ein auf Eroberung und Zwang ausgerichtetes Imperium... eroberte Länder werden selbstverständlich ausgebeutet, Zwangschristianisiert, in den Kolonien im Allgemeinen herrscht durchaus eine gewisse Willkür durch die britischen Kolonialherren, Brutalität ist an der Tagesordnung und je nach Eingeborenem hat der mehr oder weniger, manchmal gar keine Rechte.
Aufstände wurden dementsprechend auch meist enorm brutal niedergeschlagen.

Zudem wurden durch den technischen Fortschritt den die Briten brachten gewisse Berufszweige zerstört. Das sieht man z.B. in China, wo die Einführung der Eisenbahn Sänften- und Lastenträger arbeitslos machte,. Die Verbreitung der Industrialisierung trug dazu bei, dass entsprechende Handwerksbetriebe mit den Preisen nicht mehr mithalten konnten.
Zudem konnte Britain die Preise entsprechend diktieren... so sorgten die Briten z.B. dafür, dass man als amerikaner billiger britischen, Importierten Tee kaufen konnte, als den aus dem eigenen Land... in diesem Sinne haben wir also eine Wirtschaftsdominanz der Kolonialmacht, was auch passt, da Kolonien bevorzugt als Absatzmärkte genutzt wurden.

Dann haben wir natürlich eine entsprechende Machtverschiebung zugunsten der Briten. Wirklich deutlich wurde das im Zuge der Napoleonischen Koalitionskriege... wo Britain mit seiner Marine nicht nur unerobert bleiben konnte und die Franzosen samt Verbündete quasi im Alleingang von seiner Küste fernhielt (und eroberte Gebiete später auch zurückeroberte), sondern auch der Kontinentalsperre trotzte... eben über die Kolonien, die GB handelstechnisch zumindest soweit unabhängig machten, dass sich die Kontinentalsperre aushalten ließ... für die Briten besser als für das von Napoleon besetzte Europa, im Übrigen.

Wir haben eine Verbreitung europäischer Standards auf der ganzen Welt. Das ist ENORM eurozentristisch gedacht und sorgt zum Niedergang vieler Kulturen, eröffnet aber eben auch die Chance sich weiterzuentwickeln. Gerade China war zu dem Zeitpunkt, als das einstige Weltreich gegen Europa 'fiel' enorm verfahren und steckte immer noch in seiner kontraproduktiven Feudalstruktur fest... mit Indien war es ähnlich... die britische Herrschaft hat die Länder geeint und dementsprechend im Endeffekt dafür gesorgt, dass sie gestärkt und vor allem modernisiert in die Unabhängigkeit gehen konnten (zumindest einige).
Denn was machen Kolonialmächte?
Erstmal wird die Verwaltung an britische Standards angepasst und darüber kann man sagen was man will, doch die war relativ effektiv... Infrastruktur wird errichtet, auch Recht und Gesetz wird ein Stück weit angeglichen oder bearbeitet, Medizin und Technik wird zugänglich, womit wieder Krankheiten ausgerottet werden oder wirksamer bekämpft werden können.

Dann muss man zu den Briten sagen, dass sie eigentlich ein besonders effktives Modell wählten, nämlich die Beeinflussung der Eliten... diesen wurde ein Stück weit der britische Lebenstandard aufgedrückt (meist auch freiwillig), doch die blieben per se eingesetzt... für den einfachen Mann auf der Straße, der ohnehin nicht genug zu essen hat, hat sich nicht viel geändert, der leidet immer nur, nur halt eben mit einem anderen obersten Herrn... die Elite hat per se ohnehin ein ganz nettes Leben gehabt und profitiert vom neuen Warenangebot.

Dann natürlich Verbreitung von Wissen und Waren und besserer Bezug von Rohstoffen. Ich hatte es bereits bei der Kontinentalsperre angesprochen... doch man muss bedenken, dass nur durch solche Länder wie z.B. Indien ausreichend Baumwolle hergestellt werden konnte, um die Industrialisierung im eigenen Land am Laufen zu halten und dementsprechend so billig produzieren zu können. Ein organisiertes Empire machte den Handel wesentlich effizienter und ermöglichte großflächtigen Zugang zu Rohstoffen, was natürlich in erster Linie dem eigenen Land zugute kam.

Dann haben wir die enorm mächtige Stellung von GB in Europa... in erster Linie durch die Marine (man merkt es ja 'rule Britannia, Britannia rule the waves') sicherte sich GB seine Vormachtstellung in der Welt, die es auch eine Zeitlang behielt und die noch mehr gefestigt wurde, wenn man dieses riesige Weltreich sieht bzw. davon hört. Das ist ein massives Pfand, mit dem ein Land buchen kann, vor allem nach den entsprechenden Erfolgen in den Koalitionskriegen...
Und warum ist das nun so wichtig... weil das 19. Jahrhundert, die Blütezeit des britischen Empires, der Welt zumindest eine halbwegs bestehende Stabilität brachte. Ähnlich wie bei der damaligen Pax Romana war auch die Pax Britannica eine Weltherrschaftsidee... brachte aber, wie gesagt, eine relative Stabilität mit ein. Sowohl allgemeinpolitisch, als auch in den einzelnen Ländern, in denen ja in der Regel auch Krieg geherrscht hatte oder sich einzelne Gruppierungen bekämpft hatten.