Was ist Fundamentalismus

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Fundamentalismus ist eine art der Religiösen Dogmatik, die keinerlei Kritik an ihren heiligen Schriften zulässt und diese wort-wörtlich auslegt und jede Kritik an diesen als Angriff auf ihren Gott, ihren Glauben und ihre person verstehen

also auf gut Deutsch: Leute die ein von Menschen geschaffenes Werk (ein Buch) mit Gott verwechseln.


jotha84m  26.07.2010, 00:59

interessante sichtweise....aber schließt nicht alles ein, was ich meine

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user883569  26.07.2010, 01:02
@jotha84m

Was denn nicht?

Christliche Fundis = die Bibel

Mormonische Fundis = das Buch Mormon

Moslemische Fundis = Koran/sharia

Jüdische Fundis = Thora/Talmud

Hinduistische Fundis = Veden, vorallem die Gitta

hab ich was vergessen an Fundis die ihre Bücher anstatt Gott anbeten?

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Wieviele Engel auf einer Nadelspitze Platz haben

von Robert Gernhardt

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Die bekannte Streitfrage der Scholastiker, wieviele Engel auf einer Nadelspitze Plkatz haben, erregte die Gemüter der Pariser Theologen so sehr, daß sich der Dekan 1289 zu einem damals ungewöhnlichen Schritt entschloß.

Des Streites der drei sich befehdenden Gruppen müde, lud er sie am ersten Sonntag nach Trinitatis in die Aula der Universität ein.

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"Wieviele Engel haben nach Euerer Meinung Platz auf einer Nadelspitze?" fragte er Le Varlin, den Sprecher der ersten Gruppe.

"Kein einziger", antwortete dieser,"die ätherische Beschaffenheit dieser Wesen..."

"Das wissen wir", unterbrach ihn der Dekan und sah Grandgouche, den Sprecher der zweiten Gruppe an. "Was meinen Sie?"

"Natürlich 150", entgegnete dieser, "wer sich nur etwas in den Schriften des Thomas von Aquin..."

"Danke", sagte der Dekan und wandte sich an Bateux, den Verfechter des dritten Standpunktes.

"Jeder", sagte dieser zornig, "der nur etwas Verstand hat, wird wissen, daß es unzählige sind. Diese immateriellen Geschöpfe..."

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"Gut", sagte der Dekan laut,"wir kennen nun ihre Meinungen.Jetzt passen Sie mal auf."

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Er griff in seine Tasche, holte eine Nadel heraus und steckte sie mit dem stumpfen Ende in eine Tischritze. Darauf faltete er seine Hände, und nach kurzer Zeit kamen einige Engel in den Raum geschwebt.

Sie kreisten eine Weile über der Nadel, dann setzte sich erst einer darauf, nach einigem Zögern ein zweiter, schließlich ein dritter. Ein vierter Engel versuchte es , er rutschte aus und fiel auf den Tisch. Er versuchte es ein zweites Mal, wieder mißlang es, die Nadel bot keinen weiteren Platz mehr. Die Engel blieben eine Weile, dann verließen sie lautlos die Aula.

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"Bitteschön", sagte der Dekan nach einer Pause,"es sind drei Engel, keiner mehr und keiner weniger. Und jetzt beendet den Streit."

Die Sprecher der Parteien schwiegen einen Moment.

"Das waren aber merkwürdige Engel", sagte Le Varlin schließlich.

"Sie waren viel zu groß", sagte Grandgouche. "Jeder, der etwas von Engeln versteht", sagte Batteux, "wird wissen, daß das keine waren, da ihre immaterielle Substanz es ermöglicht, daß unzählige auf einer Nadelspitze Platz haben."

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"150", meinte Grandgouche.

"Keiner", sagte Le Varlin fest.

"Aber meine Herren", rief der Dekan,"nun ist doch bewiesen..."

"Bewiesen ist nur eines", sagten die Sprecher aus einem Munde,"daß das keine Engel waren." Und da sie sich das erste Mal in ihrem Leben einig waren, marschierten sie schnurstracks zum Großinquisitor, dem der Dekan schon lange ein Dorn im Auge war.

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Am zweiten Sonntag nach Trinitatis sah man denn auch den schönsten Scheiterhaufen, der je vor Notre Dame gebrannt hatte.


holodeck  28.07.2010, 20:43

Wunderschöne Geschichte!

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norelig  29.07.2010, 02:27
@holodeck

tragisch - traurig , mit 100 % Wahrheitsgehalt .

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dreadnought  30.07.2010, 18:25
@norelig

Ja, so lief damals der Wissenschaftsbetrieb, bei Theologen, Philosophen, Juristen und Medizinern. Das ist das Mittelalter!

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Ich will nur einen Aspekt zu den genannten ergänzen: Fundamentalismus wird heute meist nicht zu Unrecht als negativ eingestuft. Fundamentalisten sind sehr konsequent und fest in ihrer Haltung, was ja an sich nichts schlechtes ist. Das Problem ist nur das Fundamentalisten Menschen gegenüber gnadenlos sind. Egal ob Freund oder Feind.
Nicht alle Fundamentalisten sind gewaltbereit oder menschenrechtsfeindlich - man hat es aber als Fundamantalist leichter diese Haltung durchzuhalten. Das Fundament ist wichtiger als der Mitmensch, ist wichtiger als das Mitgefühl mit anderen. Wenn nötig wird das eigenen Kind geopfert - was jenseits meiner Vorstellungskraft liegt. Ein Fundamentalist kann für seine Sache über Leichen gehen, was uns "Normalos" gar nicht möglich wäre. Genau das macht -zu Recht- Angst. Warum diese Gnadenlosigkeit da ist, ist mir nicht klar.


dreadnought  26.07.2010, 20:53

Wen jemand für Geld, Macht oder Erfolg über Leichen geht, ist das besser verstehbar?

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WhiteTara  27.07.2010, 14:28
@dreadnought

Vielleicht sind manche darunter so reflektiert, dass sie wissen Töten ist zwar falsch, aber ich tue es trotzdem um mein Ziel zu erreichen. Vielleicht hält er Töten für ein notwendiges Übel um sein Ziel zu erreichen, vielleicht hat so jemand sogar Mitleid mit seinen Opfern, vielleicht bereut er es später.

So würde ein Fundamentalist nicht denken - er geht mit Freude über Leichen, weil er es für richtig hält und sich schon auf die Belohnung freut.

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holodeck  30.07.2010, 12:54
@dreadnought

Es sind beides Extreme, dread, die ein Miteinander nicht gerade fördern. Wobei ich immer mehr das Gefühl habe, das eine Extrem provoziert, stabilisiert und fundamentalisiert das jeweils andere. Eine symmetrische Eskalation quasi zwischen den Polen von Stabilität und Wandel.

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dreadnought  30.07.2010, 18:22
@holodeck

White Tara, ich kenne eine Menge Leute, die als Fundamentalisten bezeichnet werden, und die gehen über gar keine Leiche und freuen sich kein bißchen über Leichen. Das ist einfach Unsinn, was Du schreibst, sorry.

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WhiteTara  01.08.2010, 10:15
@dreadnought

Genau das habe ich gesagt - nicht alle Fundamentaliste sind gewaltbereit oder menschenfeindlich - ABER als Fundamentalist kann man diese Haltung leichter durchhalten ohne Mitleid zu haben zu müssen.

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Gleichbedeutende Worte zu "fundamental" sind in diesem Zusammenhang "rigoros", "unflexibel", "intolerant". Das Wort Fundamentalist benutzt man vorzugsweise in Bezug auf Religionen, obwohl eine solche Haltung auch im ideologischen (Kryptokommunisten, verborte Nazis, unverbesserliche Rechtsradikale) und politischen (Parteisoldat, Überzeugungstäter) vorkommt. Fundamentalist bezeichnet einen Vertreter einer Religion, der einer speziellen, teils sehr eingeengten Auslegung eines Religionsfundaments (religöse Dokumente und Traditionen) kompromisslos folgt. Der 'hirnverbrannteste' Fall eines Fundamentalisten sind die Selbstmordattentäter (politisch z.b. auch die ETA in Spanien, die IRA in Nordirland), die auf die bloße Versprechung eines künftigen besseren Status hin ihr eigenes Leben auslöschen. Auch manche christliche Heilige sind davon nicht frei. Fundamentalismus ist in einer Demokratie nicht akzeptabel, da in einer Demokratie eine gewisse Toleranzbreite mit Verpflichtung auf Grundwerte (was die Achtung anderer Meinungen einschließt) unabdingbar ist. Andernfalls kommt es zu einem blutigen Glaubenskrieg, wie jetzt in islamischen Ländern zu beobachten, wo sich Schiiten und Sunniten gegenseitig in die Luft jagen. Und alle sind sie den einen heilig, den anderen verdammt.

"Fundamentalismus" ist die fehlende Bereitschaft, andere Meinungen neben der eigenen gelten zu lassen, z.B. 2. Gebot: "Du sollst keine anderen Götter neben mir haben" ist christlicher Fundamentalismus den es aber ebenso im Islam gibt: "Allah insch Allah". Nur Gott ist Gott. Schon 1936 hat Karl Popper dem Fundamentalismus jeder Art den intellektuellen Kampf angesagt in seiner Schrift "Die offene Gesellschaft und ihre Feinde". Das ist die Bibel der Anti-Fundamentalisten.