Was ist eure Jugendsünde? Bereut ihr sie?

Ja, hier grabe ich nun gerne ziemlich alte Geschichten aus. Genau richtig für einen Sonntag-Abend, an dem man noch nicht schlafen gehen will (eigentlich ist es ja schon Montag, wie schön, die Woche hat schon begonnen !)

Es sind ein paar Geschichten, die ich mir aus meiner Kindheit bzw Jugend gemerkt habe. So etwas vergisst man nicht. Und ich schreibe sie gerne, weil die meisten von ihnen selten oder auch gar noch nie jemand gehört hat. Ich glaube, sie sind alle nicht besonders schlimm, aber sie haben mich auch tlw sehr beschäftigt.

1 ) Eine Geschichte aus der Volksschule: DIE FÜLLFEDER. Diebstahl eigentlich zwischen mehreren Schülern und eine glückliche Wiedergutmachung von mir selbst:

Es war üblich, dass jeder Schüler bzw Schülerin mit einer Füllfeder schrieb in den 70ern. Es waren solche, die schon mit Patrone funktionierten , keine mehr zum Eintauchen wie noch früher. Diese waren für die damalige Zeit nicht so billig, also man musste darauf aufpassen. Jeder hatte im Schitt eine, manche auch mehrere. Mit Kuli schreiben durften wir nicht (verschlechtert die Schrift, sagten sie).

Eines Tages war meine Füllfeder weg. In der Pause war es passiert. Es wunderte mich, denn ich passte normalerweise immer gut auf meine Sachen auf. Zu Hause berichtete ich das meinen Eltern, und die meinten, ich solle mal abwarten , ob sie wieder auftaucht und ich bekam einstweilen eine alte Ersatz-Füllfeder von meiner Mutter. Meine tauchte nicht auf. Im Nachhinein recherchiert war es wahrscheinlich der schlimme Bub der Klasse namens Robert. Er war so halb Freund und Feind von mir, wie es öfters üblich war. Man konnte es ihm aber nie nachweisen. Wahrscheinlich hatte er gewisse Dinge zu Hause versteckt. Also was tat ich ? Ich wollte ja wieder eine gut funktionierende neue Füllfeder. Ich entdeckte, dass ein Klassenkollege ein paar Reihen vor mir (Thomas) einige Füllfedern in seinem Federpennal hatte. Ich dachte mir, dass der doch so viele gar nicht brauchen konnte. In der nächsten Pause dachte ich nicht lange darüber nach. Ich war ziemlich alleine und unbeobachtet und nahm mir einfach eine heraus. So dachte ich mir, wäre der Fall wahrhscheinlich erledigt, denn ihm fiel ziemlich sicher eine weniger gar nicht auf. Meinen Eltern berichtete ich einfach, ich hätte sie wieder gefunden. Am nächsten Tag aber verkündete die Lehrerin vor allen, dass von Thomas eine Füllfeder verschwunden war. So, das war also doch aufgefallen !! Nun wäre aber ICH der Dieb, nach dem gesucht würde ! Das war damals schlimm mit 7 Jahren. Es hätte Konsequenzen geben können. Also was tat ich ? Vorerst mal nichts. Es wurden auch nicht die Taschen etc untersucht. Aber der Fall war im Laufen. Ich glaube es war so 2-3 Tage später, da bemerkte ich, dass auf der Verschlusskappe der Nachname von Thomas geschrieben stand. Das konnte ich wohl schlecht unbemerkt entfernen. Man würde das bemerken, dass hier was geschrieben gestanden hatte. Mein Sitznachbar Andreas hatte 2 Füllfedern. Da kam mir die spontane Idee, von meiner "neuen" Füllfeder nur den Stiel mit einem der Füllfedern meines Nachbarn zu wechseln; auch in einem unbemerkten Moment. Während der nächsten Stunde fragte ich ihn, was denn hier an seiner Füllfeder geschrieben stand. So meldete sich Andreas sofort ganz aufgeregt bei der Lehrerin, dass er vom Thomas die Füllfeder hatte ! Er war ganz euphorisch, den Fall gelöst zu haben. Die Lehrerin hätte dann natürlich noch weiterforschen können, wie es dazu kommen hat können, aber sie war so froh, dass die Feder aufgetaucht war und sah es als Versehen der Schüler wahrscheinlich an. So hatte sich der Fall ganz gut gelöst. Alles in Allem war eine Füllfeder zwar weg, aber es fiel wohl in der Menge nicht auf. Ich bereute es in einer Hinsicht nie, allerdings war ich zum Dieb geworden, weil man mir selbst etwas gestohlen hatte. Ich hatte quasi einem etwas genommen, der es verschmerzen konnte und machte es möglicherweise ungewollt clever wieder gut, indem ich aber einem, der immer noch mehr hatte als ich, auch etwas wegnahm, unter dem "Titel", dass es nicht ihm gehört. Vielleicht funktioniert die Welt auch so ähnlich wie dieses Ereignis damals in unserer Klasse. Niemand wurde letztendlich bestraft (bzw ist es oft nicht so), und doch war einiges nicht richtig.

2) Telefonstreiche in einer Zeit, als das Festnetz die einzige Kommunikationsmöglichkeit war:

Wir waren Jugendliche, und 3 Burschen in der Klasse, Alter 13-14 (ich hatte darüber schon mal geschrieben). Ich verstand mich als Bindeglied mit beiden gut. Wir waren zwar alle verschieden, aber eines taten wir gerne: Wenn die Eltern nicht zu Hause waren, benutzten wir das Telefon, um z.B. die Mädchen unserer Klasse zu sekkieren . Also wir gaben uns tlw als jemand anderer aus und machten einfach dumme Anrufe. Einmal schafften wir es sogar , bei einem Mädchen uns als eine Klassenkollegin von ihr auszugeben (ich verstellte meine Stimme und dachte aber nie, dass dies funktionieren würde) und fragte sie, ob sie ein gewisses Buch morgen mitbringen könne, und sie tat es wirklich. Einmal gaben wir uns bei den Eltern eines damals eher unsympathischen Mitschülers als Klassenkollegin aus, und teilten diesen mit (es war die Mutter am Apparat), dass sie gern seine Freundin sein wollte und erwähnten auch eher unsittliche Worte dabei. Auch bei Lehrern riefen wir an. Wir gaben uns als der selbe damals unsympathische Schüler aus und ich machte seine Stimme nach. Die Lehrerin erwähnte dies dann einmal vor der Klasse. Aber sie verdächtigte jemand anderen als uns, der allerdings auch unsympathisch war. Weiters gab es aber auch irgendwelche unbekannte Leute, von denen wir aber die Tel-Nummer schon wussten (wir wählten aber anfangs irgendeine Nummer, aber gewisse merkten wir uns) und quälten sie sehr oft mit Scherz-Anrufen. Diese müssten ziemlich genervt von uns gewesen sein. Man muss auch bedenken, dass dies alles auf die Telefonrechnung der Eltern ging und man damals noch total anonym wo anrief. Also in den meisten Fällen nicht verfolgbar. Als mich mein Vater mal auf die ziemlich hohe Telefonrechnung aufmerksam machte, meinte ich darauf: "Weiß nicht, vielleicht hat die Oma sehr oft im Waldviertel angerufen, als sie bei uns war ? " (Anm: Dort gab es Verwandte und die Gebühren waren dort hin höher )

Dies bereue ich im Nachhinein auch wenig, denn es kam wohl niemand zu Schaden. Sogar die fremden Leute wirkten eher nicht genervt, sondern eine ältere Frau war dabei, die wahrscheinlich sowieso nicht viel Ansprache gehabt hatte. Manchmal meinte sie aber : "Seid´s scho wieder deppat ??"

3) Stellvertretend für viele ähnliche Streiche von 14jährigen, fällt mir ein, dass einmal als Werbung für eine neue Zahnpasta in Sackerln an ziemlich vielen Häusern kleine Kostproben hingen, zur freien Entnahme. Ein Freund von mir und ich kamen auf die dumme Idee, damit ziemlich viele Türschlösser zu verschmieren. Ja, eigentlich sehr blöd, wenn man bedenkt, dass wir uns die Zahnpasta wohl für zu Hause nehmen hätten können, aber was findet man eigentlich nicht alles Dummes lustig mit 14 ? Da die Zahnpasta das Türschloss aber sicher nicht ruiniert, war es wahrscheinlich auch nicht schlimm.

4) Wie wohnten im 5. Stock eines Wohnhauses. Unten gab es einen Hof, in dem die Hausmeisterin im Sommer oft genau unter unserem Fenster (aber 10m waren es leicht hinunter), auf einem Klappbett lag. Mein damals bester Freund besuchte mich und wir überlegten, wie es wohl wäre, hier nun auf sie Wasser zu leeren. Er tat es dann tatsächlich und sie schreckte natürlich auf und obwohl wir uns versteckten , also weg vom Fenster gingen, kam sie natürlich auf uns. Aber wer bakam es am Abend von meinem Vater, als die Hausmeisterin vor unserer Tür stand ? Natürlich ich, weil ich ja hier wohnte, und nicht mein Freund, der schon lange zu Hause war !! Ok, das bereue ich, denn sowas kann einen ziemlichen Schock auslösen, wenn man im Sommer gemütlich schläft und kaltes Wasser kommt von oben. Aber in diesem Fall war es ja nicht ICH ! Aber egal, ich hätte es ja verhindern können !

5) In der Schule warfen wir vom Fenster in der Pause mit Wasser gefüllte Schul-Kakao-Packerln auf den Gehsteig, sodass sie knapp vor Passanten aufplatzten. Also absichtlich nicht AUF die Leute, aber so, dass sie nass wurden. Daraufhin mussten wir zur Direktorin. Bei jenen, die es zugegeben und sich entschuldigt hatten, mussten die Eltern nicht kommen. Ich begründete dies, dass wir eigentlich nicht die Leute treffen wollten, sondern ein Zielschießen in die Baustellengrube machten, die noch zwischen Gehsteig und Schule zu dieser Zeit war. Dies bereute ich nicht, da wir niemals absichtlich Leute treffen wollten und dies auch nicht hatten.

Mein Bruder (3 Jahre jünger) , konnte sich mit ca 10 Jahren immens über meine damals komischen Freunde aufregen. Er wusste allerdings damals noch nicht, was Pubertät heißt. Und er wurde dann wahrscheinlich noch schlimmer in dieser Zeit. Also nicht wahrscheinlich, ich weiß es, aber das müsste er selbst erzählen.

Interessanterweise macht man dann eine Wandlung so mit spätestens 16 durch, sodass man so etwas gar nicht mehr versteht. Traurig aber, dass mit 13, 14 aber immer wieder viele so sind, und oft schlimmere Dinge entstehen. Auch muss man eigentlich froh sein, diese Zeit überlebt zu haben, wenn man bedenkt, mit wie viel Leichtsinn man sich in Gefahren begibt, auf der Straße, mit dem Fahrrad oder bei sonstigen Mutproben.

am meisten tut mir jetzt, nach sehr vielen Jahren, noch arg weh dass ich eine Taube, die mit einer anderen Taube auf dem Dach balzte, beschoß und somit tötete. Einfach so um meine Treffsicherheit vor gleichaltrigen zu beweisen.
Das war abgrundtief böse und bereue ich sehr.
Auch ausschlaggebend für meine Liebe und Hingabe, zu den Vögel, heutzutage. Ich pflegte, rettete und heilt schon viele seither, aber was ich damals getan hab kann ich mir trotzdem nicht verzeihen.

Ich hatte schon vor meiner Ausbildung als Chemielaborant grosses Interesse für diese Dinge. Also versuchte ich damals - also vor meiner Ausbildung - mal Nitroglyzerin herzustellen. Meine Kenntnisse über den Herstellungsprozess waren ziemlich unvollständig. In der Folge gab es einigen Sachschaden, Personen blieben zum Glück unversehrt. Das hätte nun wirklich nicht sein müssen 😖

Naja, es war nicht immer alles "gerade", was wir angestellt haben.

Eine eher lockere Beziehung zu Alkohol ..., wenig Exzesse, aber ein paar Bier waren normal, bevor wir mit der Mofa zur Disco gefahren sind.

Und dass die Mofa schneller war, als sie hätte sein dürfen, war ebenfalls ok.

Wir waren keine "rebellischen Kriminellen" - aber eben doch nicht immer Musterknaben.

Wir hatten jede Menge Spaß, wir haben einfach gelebt.

Ich bin gerade noch so, ein Kind. 😅

Wo ich aber ein echt schlechtes Gewissen hatte, war, als ich mal Protokoll, dass wir zu Hause machen sollten, (gab ne Note) irgendein Zeug hingeschrieben hab.

D.h ich hab alles vor mir her geschoben und am Tag vor der Abgabe hab ich mich hingesetzt und dieses Protokoll gemacht. Da hab ich dann das meiste erfunden und irgendwelche Skizzen gezeichnet. (einfach aus meinem Kopf)

Das Protokoll war auch nicht schön und ich hab mir echt keine Mühe gegeben.

Dann hab ich das so abgegeben. Meine Freundinnen hatten so richtig schöne Protokolle und meins war wirklich nicht schön. (die beiden haben sich auch echt viel Mühe gegeben.)

Ich dachte mir dann eben so: "Ja, dann krieg ich eben eine schlechte Note. Ist eh meine Schuld."

Wer hatte dann die 1? - Richtig. Ich.

Ich hatte echt ein schlechtes Gewissen. 😅