WAS ist ein nervensystem?

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Moin,

das Was, ist (relativ) einfach zu definieren:
Das Nervensystem ist die Gesamtheit aller Nervenzellen (Neuronen) sowie der unterstützenden Gliazellen. Das Nervensystem dient der Registrierung innerer und / oder äußerer Reize sowie der Umwandlung derselben in elektrische Signale, um nach einer Verrechnung dieser Signale eine Reaktion des Lebewesens auf den Reiz zu ermöglichen.

Die Frage nach dem Aufbau ist schon komplizierter zu beantworten, weil es verschiedene Typen gibt.
Die einfachsten Nervensysteme bestehen lediglich aus einem Nervennetz (ohne Konzentration oder die Ausbildung eines zentralen Systems). Solche Nervennetze findet man bei Nesseltieren (Polypen & Quallen).
Evolutiv lässt sich eine zunehmende Konzentration von Nervenzellen zu Knoten (Ganglien) feststellen. Diese Konzentration ermöglicht auch eine zunehmende Spezialisierung der Nervenzellen innerhalb eines Nervensystems, so dass immer komplexere Aufgaben erfüllt werden können.
Das nächst komplexere Nervensystem besteht dann aus einem Nervenstrang mit gewissen Verdickungen. Solche Nervensysteme haben Platt- und Fadenwürmer.
Dann kann man bereits eine zunehmende Cephalisation (Ausbildung eines Zentralnervensystems mit echten Ganglien) feststellen. Dabei gibt es zum Beispiel zwei Stränge mit Verdickungen (Ganglien). Zwischen diesen Verdickungen gibt es Nervenverbindungen, so dass man diesen Aufbau insgesamt sinnigerweise als "Strickleiternervensystem" bezeichnet. Die meisten Nervensystems dieses Typs haben dann auch oberhalb des Schlundes ein einzelnes, besonders großes Ganglion, das "Oberschlundganglion", das im Grunde die Aufgabe eines Gehirns übernimmt.
Bei Kopffüßern (Tintenfischen) oder Wirbeltieren ist die Cephalisation am ausgeprägtesten. Hier kann man dann stets ein Gehirn (ZNS) vom restlichen Nervensystem unterscheiden.
Aber es gibt noch weitere Nervensysteme. So besteht beispielsweise das Nervensystem der Stachelhäuter (Echinodermata) aus einem Nervenring mit mindestens fünf Ausläufern (die dann beim Seestern oder Haarstern flach ausgestreckt, beim Seeigel kuppelartig nach oben gewölbt und bei der Seegurke melonenförmig-ellipsoid gestreckt sind).
Parasitische Formen haben oft ein mehr oder weniger stark reduziertes Nervensystem. Auch bei einigen Mollusken (Weichtiere wie Schnecken oder Muscheln) können die Nervensysteme ziemlich stark reduziert sein.

Außerdem könntest du auch bei der Frage nach dem Aufbau darauf eingehen, dass man die Nervensysteme der höheren Entwicklung noch in ZNS und Periphernervensystem unterteilen kann, dass bei einem Vorhandensein eines ZNS zwischen afferenten (zum Gehirn hinführenden) und efferenten (vom Gehirn zu den Organen führenden) Nervenbahnen unterschieden werden kann. Du könntest zwischen Parasympathikus und Sympathikus unterscheiden. Und dann gibt es mitunter auch noch ein ziemlich unabhängiges (autarkes) enterales Nervensystem, also das, welche die Verdauung steuert. Schließlich darfst du dann auch nicht das Rückenmark als Erweiterung des ZNS vergessen, über das viele Reflexbögen verlaufen.

Du siehst, die Frage nach dem Aufbau eines Nervensystems kann schnell sehr umfangreich werden, je nachdem, was du genau betrachten willst.

Ich hoffe, das hilft dir trotzdem weiter... Viel Erfolg bei der Arbeit.

LG von der Waterkant.