Was ist ein Accompagnato Rezitativ?
Hallo liebe Opernfreunde - die Frage steht im Titel, bzw. - wo verläuft die Grenze zwischen einem solchen und einer Arie? Ich glaube, letztere ist mehr "Dichtung", während das A.R. mehr "Text" ist. Aber ich will meine Frage nicht selbst beantworten und freue mich, auf was von euch so kommt.
1 Antwort
Lieber Truffaldino,
so ganz einfach lässt sich diese Frage nicht beantworten. Ich hoffe, du verzeihst mir, wenn ich zum besseren Verständnis ein wenig in die Musiklehre gehe:
Rezitativ (von it. Recitativo, Ableitung von recitare = vortragen, deklamieren) hieß bis etwa 1900 Recitativ. Der Begriff Rezitativ bezeichnet den instrumental begleiteten Sprechgesang. Nicht begleitete Rezitative sind wenig gebräuchlich. Rezitativ entstand aus dem Generalbassmadrigal des 16. Jahrhunderts und wurde zur Grundlage der frühen, ganz vom Rhythmus bestimmten Oper. Im Laufe des 17. Jahrhunderts bildete sich das Rezitativ als eigenständige musikalische Gattung heraus. Vom Rezitativ spaltete sich dann die Arie ab, welche der Grundbaustein der Oper, Kantate, des Oratoriums und anderer Kirchenmusik wurde.
Man unterscheidet zwei prinzipielle Ausprägungen: Recitativo secco (it.: secco = trocken) und recitativo accompagnato (it.: accopagnato = begleitet). Recitativo secco beschränkt sich auf Stützakkordik, welche im 18. Jahrhundert zumeist von einem Cembalo, bisweilen in Begleitung eines tiefen Streich- oder Blasinstrumentes, umgesetzt wurde (vgl. W.A. Mozart: Don Giovanni, 1. Akt: Rezitativ vor Nr.3). Recitativo accompagnato wird hingegen vom Orchester begleitet und musikalisch reicher aufgebaut (vgl. W.A. Mozart: Don Giovanni, 1. Akt: Rezitativ). Rezitativ wurde in der italienischen opera seria und der französischen opéra in der Regel für die Schilderung des jeweiligen Handlungsfortgangs verwendet. Arien stellen hingegen eher die Seelenzustände der Protagonisten dar. In der französischen opéra comique, der italienischen opera buffa, dem deutschen Singspiel und der Operette übernehmen meistens die gesprochenen Dialoge diese Funktion.
In der Hoffnung, ein bisschen geholfen zu haben, sendet liebe Grüße
Lilly (Tanzistleben)
Es freut mich, wenn ich die richtigen Worte gefunden habe, um die Frage zu beantworten.
La clemenza di Tito stellt als Mozarts letztes Werk sicher eher eine Ausnahme dar. Er hat es unter großem Druck geschrieben und war zu der Zeit, wie Du ganz richtig sagst, mit den Opere serie bereits "durch". Interessant ist es aber j a
Es freut mich, wenn ich die richtigen Worte gefunden habe, um die Frage zu beantworten.
La clemenza di Tito stellt als Mozarts letztes Werk sicher eher eine Ausnahme dar. Er hat es unter großem Druck geschrieben und war zu der Zeit, wie Du ganz richtig sagst, mit den Opere serie bereits "durch". Interessant ist es aber ja auf jeden Fall, die verschiedenen Formen etwas näher zu betrachten.
Liebe Grüße!
"Clemenza" Mozarts "letztes Werk"? Und was ist mit "Zauberflöte" und "Requiem"...? Ok, da gab es einen gewissen Herrn Schickaneder und einen Herrn Süssmayer - aber Mozart hat doch das zur Hauptsache selbst komponiert - oder was meinst Du?
Pardon, diesmal habe ich mich schlecht ausgedrückt. Nicht Mozarts letztes Werk, aber seine letzte Oper, sollte das natürlich heißen. Den Großteil der "Zauberflöte" komponierte Mozart zwischen April und Juli 1791. Für die Komposition einer Oper zur Krönung Kaiser Leopolds II. zum König von Böhmen, war Mozart ja nur zweite Wahl gewesen. Er erhielt den Auftrag der böhmischen Stände erst, nachdem Antonio Salieri aus Terminnot das Angebot des Prager Impresarios Domenico Guardasoni ausgeschlagen hatte. Unter großem Zeitdruck schrieb Mozart die Opera seria "La Clemenza di Tito". Noch im Reisewagen auf der Fahrt von Wien nach Prag war er mit der Arbeit an der Oper beschäftigt; bei der Komposition der Secco-Rezitative (!) assistierte ihm vermutlich sein Schüler Franz Xaver Süßmayr. (Uraufführung 6.9.1791)
Danach vollendete Mozart seine "Zauberflöte", Uraufführung 30.9.1791.
Vielen Dank! Ich glaube die Unterscheidung "Seelenzustand" und "Handlungsschilderung" macht das plastisch. Habe mir heute "La clemenza di Tito" zu Gemüte geführt, wo es viele und z.T. umfangreiche recitative accompagnate gibt, die vom Hören her durchaus dramatisch und arienhaft klingen - dafür gibt es dort wieder einige bemerkenswert kurze Arien. Naja, das war 1791 und Mozart bei diesem Auftragswerk mit Opere serie bereits "durch".