Was ist die Quelle unseres Morals?
Ich meine nicht, von wem(Eltern, Lehrer,…)man moralische Werte vermittelt bekommt.
3 Antworten
Die Quelle von moralischen Vorstellungen sind oft einzelne Menschen und ihre Ideen. Deren Ideen werden von anderen aufgegriffen und mit der gleichen Leidenschaft verbreitet, mit der sie selbst diese Ideen aufgenommen haben.
Bei den Azteken war es moralisch vollkommen in Ordnung, einen Feind gefangen zu nehmen, ihm auf dem Opferstein das Herz heraus zu schneiden und seine Leiche zu essen. Verbrämt durch die Religion, wurden solche Handlungen nicht nur moralisch gut geheißen, sie waren sogar erwünscht.
Die Quelle dieser Moral war auch in diesem Fall vermutlich ein einzelner Mensch mit großer Macht.
In Deutschland hat Heinrich Kramer die Moral für lange Zeit geprägt. Nach dem er seinen Hexenhammer heraus gebracht hatte, konnte niemand etwas moralisch Verwerfliches daran finden, die eigene Nachbarin bei der Inquisition als Hexe anzuzeigen und sich an einem kalten Tag die Hände an dem Feuer zu wärmen, auf dem sie verbrannt wurde.
Hitler hat auch eine ganz eigene Moral in die Welt gesetzt. Bei ihm war es moralisch verwerflich Juden nicht anzuzeigen, wenn man wusste, wo sie sich versteckt hielten. Nach dem Ende des Krieges, galt fast augenblicklich wieder eine andere Moral.
Moral ist das biegsamste "Material" auf diesem Planeten. Sie lässt sich immer wieder anpassen. Doch Quellen für Moral sind oft Einzelpersonen. Das war bei den Römern und der Einführung der Spiele nicht anderes als bei der Abschaffung der Spiele.
Manche denken enfach nach.
Und erkennen, dass es schlau ist, andere Menschen genau so zu behandeln, wie sie selbst gerne behandelt werden möchten. Und anderen eben nichts anzutun, was sie selbst nie erleben wollen würden.
Ganz Schlaue beziehen das dann sogar nicht nur auf ihre Spezies, sondern auch auf den Rest der Umwelt, in und von der sie leben.
Ich unterstelle den Spücheklopfern a la "Lebe mit dem Schwert, stirb durch das Schwert", dass sie das entweder nicht ernst meinen (denn sie gehen in aller Regel davon aus, dass natürlich nur sie und niemand anderes als sie mit dem Schwert der sind, der übrig bleibt) - oder behandlungsbedürftig psychisch erkrankt sind.
Man kann allgemeingültige Regeln nicht auf jeden absonderlichen Ausnahmefall zurechtbrechen. Für die Mehrheit der Menschen dürfte diese Mehrheitsregel aber gelten. Und dafür sollten sie gemacht sein. Für den kranken Rest gibt es Gesetze.
Ich unterstelle den Spücheklopfern a la "Lebe mit dem Schwert, stirb durch das Schwert", dass sie das entweder nicht ernst meinen (denn sie gehen in aller Regel davon aus, dass natürlich nur sie und niemand anderes als sie mit dem Schwert der sind, der übrig bleibt) - oder behandlungsbedürftig psychisch erkrankt sind.
Das ist ja aber letztlich ein "Kein wahrer Schotte"-Trugschluss.
Du gehst einfach davon aus, dass es niemanden gibt, der deinem Argument "wirklich" widersprechen würde, und falls es doch Widersprüche gibt, dann können die nur von Leuten kommen, die sowieso "nicht zählen".
Wenn man eine Aussage von Anfang an so definiert, dass sie keinen validen Widerpruch zulässt, kann man sie natürlich nicht widerlegen. Sonderlich logisch ist das ja aber nicht ;)
Der Punkt, um den es mir geht, ist auch nicht wie viele wirkliche "Lebe mit dem Schwert"-Menschen es nun realistisch gibt, sondern eher der theoretische Ansatz: Wenn es eine Gemeinde von Leuten gäbe, die alle diese "Lebe mit dem Schwert"-Mentalität hätten und das auch alle ernst meinen würden, dann wäre diese Gesellschaft ja nicht "unmoralisch". Leute metzeln sich gegenseitig nieder, aber alle sind der Ansicht, dass das moralisch richtiges Verhalten ist und niemand kann dem anderen Unmoral vorwerfen. So eine Gesellschaft mag weit von deinem (und meinem) Idealbild entfernt sein, aber sie würde theoretisch moralisch "funktionieren".
Der Grund, warum so eine Gesellschaft uns "falsch" vorkommen würde, ist schlicht dass wir andere moralische Prinzipien haben, aber eben nicht, dass wir die "einzig wahren" moralischen Prinzipien haben. Wenn eine Person aus der "Lebe mit dem Schwert"-Gesellschaft sich in unsere Gesellschaft verirrt, würden wir sein Handeln als moralisch falsch erachten. Wenn wir uns in deren Gesellschaft verirren würden, würden sie unser Handeln als moralisch falsch erwachten.
Damit wir uns aber mal nicht so sehr an der "Lebe mit dem Schwert"-Mentalität aufhalten: Das gleiche Prinzip gilt auch für diverse andere, deutlich harmlosere Beispiele. Der eine Mensch sagt vielleicht "Alles was ich erschaffe, soll der ganzen Menschheit zu gute kommen und gehört entsprechend allen". Der andere sagt "Alles was ich erschaffe gehört mir und niemand anders darf darüber verfügen". Das sind ja beides Argumente, wo man, denke ich, schon verstehen kann, was für sie sprechen würde bzw. dass unterschiedliche Menschen unterschiedliche Ansichten darüber haben und diese ernst meinen könnten ohne dass du sie gleich als psychisch krank einstufst.
Moralisch hätten wir dann allerdings eine Person, für die es in Ordnung ist wenn seine Erungenschaften allen gehören, wenn alle Errungenschaften anderer dafür auch ihm gehören. Und eine zweite Person, die nicht möchte, dass andere ihre Errungenschaften nehmen. Da ist Konflikt vorprogrammiert, einer kann den anderen als "Dieb!" beschimpfen, der andere kann mit "Egoist!" kontern, aber letztlich ist ja keine der beiden Ansichten per se "objektiv falsch".
Es ist ja schön und gut moralische Prinzipien zu haben und natürlich hilft es der Ordnung in einer Gesellschaft wenn man diese mit allgemeingültigen Regeln auch durchsetzt. Es ist nur eben wichtig auch die Grenzen von Moral zu verstehen. Wenn Menschen ihre individuellen moralischen Ansichten oder gesellschaftlichen Regeln als zu objektiv und unumstößlich ansehen, und Gegenstimmen grundsätzlich nicht akzeptieren, läuft man Gefahr auf eine Tyrannei zuzusteuern.
Man kann allgemeingültige Regeln nicht auf jeden absonderlichen Ausnahmefall zurechtbrechen. Für die Mehrheit der Menschen dürfte diese Mehrheitsregel aber gelten. Und dafür sollten sie gemacht sein. Für den kranken Rest gibt es Gesetze.
Wenn Regeln aber nicht jeden Fall abdecken, wie sollen diese dann "allgemeingültig" sein?
Außerdem muss man ja auch differenzieren zwischen Moral, Regeln und Gesetzen.
Moral nach dem Prinzip "Behandle andere so wie du behandelt werden möchtest" ist ja erst einmal nur eine Anleitung für das individuelle Handeln einzelner Personen, keine Mehrheitsregel.
Regeln und Gesetze sind dann das Anwenden von einer konkreten moralischen Ansicht auf eine Menge von Leuten, in der Regel mit dem Versuch die individuellen Prinzipien möglichst vieler Menschen abzudecken. Regeln und Gesetze garantieren aber entsprechend nicht, dass die individuelle Moral jedes einzelnen berücksichtigt wird.
Du hast schon recht, dass die Mehrheitsregeln (zumindest in unserer Kultur) für die meisten Menschen funktionieren werden, aber der Punkt ist eben gerade: Diese Regeln sind nicht allgemeingültig, nicht objektiv und nicht perfekt. Sie haben Lücken, sie können mitunter ungerecht sein/erscheinen und andere Leute anderswo können sich andere Regeln ausdenken, die genauso gut funktionieren.
Die Regeln sind trotz allem natürlich nützlich und ohne sie würden wir in gewaltigen Problemen stecken, aber unsere Regeln zu haben ist eben keine perfekte, ewige Lösung für alle moralischen Probleme der Welt.
Klar. Man kann das auch endlos auswalzen. Alles was ich mache ist meins - oder gehört allen... Was ist für die GEMEINSCHAFT wohl sinnvoller? Da reicht ein Blick in eine 50 Jahre alte Fernsehserie... "Das Wohl von vielen, es wiegt schwerer als das von wenigen oder von einzelnen." Der Mensch lebt durch und mit der Gemeinschaft. Dieser etwas vorzuenthalten, was ohne deren Unterstützung niemals entstanden wäre, ist wohl auch objektiv weniger moralisch als eine Vergesellschaftung der Errungenschaften, die ohne Unterstützung der Gesellschaft auch das größte Genie nie allein zu Wege hätte bringen können. (Auch der genialste Mensch lebt nicht losgelöst von Erziehung, Bildung, Ressourcenzuwendung, sozialem Miteinander, der Leistungen vorheriger Generationen, der Mitverantwortung für künftige Generationen etc.) Was dabei natürlich ausgeschlossen sein muss; dass andere sich das, was eigentlich allen gehört, aneignen und der Erschaffer um seine Anerkennung gebracht wird. (Als Schriftsteller weiß ich durchaus, wovon ich da rede und wie sich das "anfühlt".)
Dass wir hier aber wirklich über die "Moral" einer Gesellschaft sprechen müssen, in der Konflikte mit Gewalt geklärt werden, ist traurig. Es kann keiner Gesellschaft zu Nutze sein, wenn deren Mitglieder sich umbringen und allein das Recht des Stärkeren die "Moral" bildet. Wir leben im 21. Jahrhundert. Da sollten wir eigentlich so weit zivilisiert sein, dass über solche Fragen Konsens herrscht. Mit meinem persönlichen Geschmack hat das auch nichts zu tun. Das ist eine Frage des gesunden Verstandes.
Dass wir hier aber wirklich über die "Moral" einer Gesellschaft sprechen müssen, in der Konflikte mit Gewalt geklärt werden, ist traurig.
Wie gesagt, dass ist schlicht eine Schlussfolgerung aus dem von dir angesprochenen Prinzip "Behandle andere wie du selbst behandelt werden willst".
Wenn Moral einzig darauf zurück geht, wie Menschen behandelt werden wollen, dann ist eine Gesellschaft, in der alle gleich behandelt werden wollen und sich alle entsprechend gleich behandeln, eine moralische Gesellschaft. Ob diese "gleiche Behandlung" dabei aus freundlichem Pazifismus besteht oder aus kriegerischem Gemetzel spielt dabei keine Rolle. Solange sich niemand schlecht behandelt fühlt, ist es moralisch. Denn Gewaltfreiheit ist kein essentieller Teil deines Prinzips.
Wenn dir das nicht gefällt, kannst du im Wesentlichen zwei Dinge tun:
- Überdenke ob dein Prinzip wirklich stimmt bzw. vollständig ist.
- Denke darüber nach, warum dich die Vorstellung einer "Gewaltgesellschaft" so sehr stört, obwohl sie nach deinem eigenen Prinzip moralisch ist.
In beiden Fällen lernst du wahrscheinlich etwas über die Welt und dich selbst.
Meine Aussage war letztlich nur, dass das von dir angegebene Prinzip auch seine Probleme hat, wie man ja gut daran sieht, dass du sogar selbst gegen die Schlussfolgerungen argumentierst, die daraus folgen.
Es kann keiner Gesellschaft zu Nutze sein, wenn deren Mitglieder sich umbringen und allein das Recht des Stärkeren die "Moral" bildet. Wir leben im 21. Jahrhundert. Da sollten wir eigentlich so weit zivilisiert sein, dass über solche Fragen Konsens herrscht. Mit meinem persönlichen Geschmack hat das auch nichts zu tun. Das ist eine Frage des gesunden Verstandes.
Was du hier machst ist ja aber auch wieder nur deine subjektiven Ansichten als objektive Wahrheiten zu präsentieren, um dem Problem aus dem Weg zu gehen.
Was einer Gesellschaft "zu Nutze" sein kann, hängt doch massiv von der Mentalität dieser Gesellschaft ab. Du unterstellst hier ja, dass jeder Mensch und jede Gesellschaft die gleichen Ziele haben muss, die natürlich "zufälligerweise" genau deinen Zielen entsprechen. Wir haben doch Demokratien gerade weil verschiedene Menschen verschiedene Ansichten darüber haben können, wie eine Gesellschaft aussehen sollte und was deren "Nutzen" ist.
Begriffe wie "zivilisiert" und "unzivilisiert" sind in der Regel auch nur ein Versuch die eigenen Lebensumstände als objektiv besser auszugeben, sich von "den anderen" abzugrenzen und seine Seite als die richtige darzustellen. Und natürlich ist deine Seite auch hier "zufälligerweise" die richtige. Ich kann mich irren, aber ich meine mich erinnern zu können, dass selten positiv auf Abschnitte der Geschichte zurückblickt wird, in denen eine "zivilisierte" Kultur der Ansicht war "unzivilisierten" Kulturen überlegen zu sein.
Und mit dem "gesunden Verstand" meinst du doch letztlich auch nur "deinen Verstand". Denn wie oben bereits erwähnt, definierst du einfach alle Leute, die deine Meinung nicht teilen, als psyschisch krank und erklärst ihre Ansichten für invalide. Wer dir nicht zustimmt hat also kein Mitspracherecht. Wie war noch gleich der Name für ein politisches System, das nach diesem Prinzip funktioniert? Hast du schon einmal überlegt, dass die Definition eines "gesunden Verstandes" aus dem gesellschaftlichen Kontext entsteht und nicht konstant sein muss? Dass in einer Gesellschaft voller "Sozipathen" eine Person mit zu viel Empathie als "psychisch krank" gelten würde?
Was du also sagst ist: "Meine Ansichten gefallen mir aber besser, also sind sie objektiv richtig. Und wer sie nicht teilt, muss ja entsprechend falsch liegen, weil sie laut meiner subjektiven Definition von Dingen wie 'Nutzen', 'Zivilisiert' und 'gesundem Verstand' ja alle nutzlos, unzivilisiert und psychisch krank sind".
Wenn du als Außenstehender in die "Lebe mit dem Schwert"-Gesellschaft kommen würdest, dann wärst du letztlich der unzivilisierte Wahnsinnige, der die gesellschaftliche Ordnung stört, indem du behauptest, dass ihre Lebensweise (mit der sie glücklich und zufrieden sind) falsch ist, weil sie nicht deiner eigenen entspricht.
Du versuchst letztlich dir die Welt so zurecht zu biegen, dass du Recht behälst, einfach indem du von Anfang an aus gehst, dass deine Ansichten die Basis für alles bilden. Das kann allerdings jeder tun. Ich könnte besipielsweise auch sagen:
"Es ist schon traurig, dass du wirklich hinterfragst ob Gesellschaften mit anderen moralischen Prinzipien valide sein könnten. Es kann keiner Gesellschaft zu Nutze sein die eigenen Ansichten als so objektiv darzustellen, dass man andere Ansichten nicht toleriert. Wir sollten doch so weit zivilisiert sein, dass über solche Fragen Konsens herrscht. Mit meinem persönlichem Geschmack hat das auch nichts zu tun. Das ist eine Frage des gesunden Verstands."
Die letzte drei Sätze konnte ich sogar fast Wort für Wort von dir übernehmen. Das zeigt doch eigentlich ganz gut, wie wenig diese eigentlich aussagen ;)
Diese Moral entspringt aus unserem Kulturkreis, der dann innerhalb der Generationen weiter gegeben wird.
https://m.bpb.de/nachschlagen/lexika/das-junge-politik-lexikon/320812/moral
An sich keine schlechte Antwort, ich hätte allerdings eine Anmerkungen dazu:
In den meisten Fällen in der Praxis ist das natürlich definitv kein schlechter Ansatz. Allerdings im Detail auch nicht ohne seine Probleme.
Wenn sich Moral dadurch definiert, wie einzelne Personen behandelt werden möchten, ist Moral ja etwas subjektives.
Klar, die meisten Leute werden nicht wollen, dass man sie umbringt und solange es allen anderen genau so geht, geht das auch auf.
Wenn du jetzt aber eine Person mit einer "Lebe mit dem Schwert, stirb mit dem Schwert"-Mentalität dazwischen hast, die kein Problem damit hätte von anderen umgebracht zu werden, wäre diese Person ja auch moralisch gerechtfertigt andere umzubringen. (Extremes Beispiel, klar, aber es geht um das Prinzip an sich)
"Behandle andere, wie du behandelt werden möchtest" ist eben ein Grundsatz für das persönliche Verhalten: Er schreibt dir vor, wie du dich verhalten sollst, aber er garantiert nicht, dass andere dich auch wirklich so behandeln wie du behandelt werden möchtest. Dafür müsstest du dich schon darauf verlassen, dass andere auch genau so behandelt werden wollen wie du.