Was ist die Motivation, enthaltsam zu leben '?

11 Antworten

DIE Motivation gibt es nicht. Schon wenn wir Enthaltsamkeit nur aufs Sexuelle beziehen, fallen mir folgende Möglichkeiten ein:

- Asexualität

- moralische Vorstellungen (Zölibat, kein Sex vor der Ehe)

- Man will warten, bis man den / die Richtige(n) gefunden hat, z. B. einen Partner / eine Partnerin, den / die man liebt, und hat das bislang noch nicht getan

- Angst vor Sexualität

Wenn wir Enthaltsamkeit allgemeiner definieren (wenig Konsum, kein / kaum Rauchen und Trinken, Vegetarismus / Veganismus usw.) kommt noch eine Vielzahl an weiteren Motiven hinzu. Einmal lassen sich für alles, worauf man verzichtet, mehrere spezielle Motivationen finden (z. B. bei Vegetarismus: Mitleid mit Tieren, Ablehnung unnötiger Gewalt, Umweltbewusstsein u. a. m.), die aber den Verzicht auf anderes nicht betreffen (Mitleid mit Tieren macht niemanden zum Nichtraucher). Zum anderen kann allgemein Enthaltsamkeit an sich angestrebt werden. Und auch hier gibt es wieder mehrere Möglichkeiten:

- Wunsch, sein Leben als Mitglied in einem Orden mit Armutsgelübde zu verbringen

- Verneinung der These, dass Konsum glücklich macht / Sinn stiftet

- Wunsch nach positiv empfundenen Dingen, die mit dem enthaltsamen Leben verbunden sind: Unabhängigkeit und Freiheit dadurch, dass man vieles nicht braucht und auch ohne es auskommt; Zeit, die man für etwas anderes als Konsum nutzen kann; Abwendung von Geldsorgen, da man recht wenig ausgibt (was nicht dasselbe ist wie Geiz: Im einen Fall geht es darum, sich möglichst wenig mit Finanzen beschäftigen zu müssen, im anderen Fall beschäftigt man sich ausgiebig damit, wie man möglichst viel von dem Geld behält, das man hat.)

- Geiz

Das ist das, was mir zu dem Thema eingefallen ist. Vermutlich gibt es noch einige weitere Motivationen.

Enthaltsamkeit darf man nicht machen, bzw. man kann sie eigentlich auch nicht machen. Enthaltsamkeit aus Vorsatz oder als diiszipliniertes Verhalten ist nur Unterdrückung von Bedürfnissen und macht keinen Sinn. Sie ist ein Zwang, der Deine Lebendigkeit bremst und im ungünstigsten Fall sogar Dein Wachstum behindert. Dogmatisches Denken und Handeln sind selten nützlich, weil sie das Denken und das Leben einengen - aber auf eine ungute Art und Weise.

Du kennst doch bestimmt die 10 Gebote mit "Du sollst nicht..." Sie müssten eigentlich heißen: " Du wirst nicht..." Diese Gebote beschreiben eigentlich einen Zustand von tiefer innerer Zufriedenheit und Angekommen-Sein. Wenn ich aus meiner inneren Tiefe heraus Zufriedenheit habe und nach keiner (Ersatz-)Befriedigung für irgendwas suchen muss, dann bin ich automatisch enthaltsam, ohne mich darum bemühen zu müssen - und zwar in jedem beliebigen Lebensbereich. Das ist meine persönliche Erfahrung. Enthaltsamkeit hat etwas mit dem Ende von (Sehn-)Sucht und dem Finden von Erfüllung zu tun.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Meditationspraxis / bin Yogalehrerin

ConradNolte  26.03.2011, 18:06

Diese Sichtweise finde ich sehr zutreffend -

Man sollte das Pferd immer vom Kopf her aufzäumen: Die permanente Erfahrung höherer Bewusstseinszustände löst dabei den Bedarf einer kurzzeitigen Glückserfahrung durch Sexualität ab.

Das heisst vereinfacht: ein(e) Erleuchtete(r) braucht keinen Sex, um glücklich zu sein, weil er / sie im Nervensystem eine permanente Situation des Wohlbefindens und inneren Unbegrenztheit aufrecht erhält.

Ein erzwungenes Zölibat ohne die ihm zu Grunde liegende „spirituelle" Erfahrung erzeugt wie alles Unnatürliche und Gewaltsame Probleme sowohl auf physiologischer als auch psychischer Ebene. 

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Vielleicht wenn man feststellt, dass keine menschliche (sexuelle) Beziehung einen zu 100% glücklich machen kann, sondern dass nur bei Gott die vollkommene Liebe und (emotionale wie spirituelle) Erfüllung zu finden ist. Dann könnte man die Konsequenz daraus ziehen, auf das weltliche zu verzichten und dadurch Gott mehr Raum im Leben schenken zu können.

Das stell ich mir als eine Erklärung vor...vielleicht wurden auch manche Leute in Beziehungen sehr verletzt und wollen das nie wieder erleben.

Oder man möchte nicht in Versuchung kommen, durch die eigene Lust zu weit zu gehen in irgendeiner Form und deswegen lieber radikalen Entzug machen.

Hallo einechterHeld,

die Frage ist, inwieweit die von Dir angesprochene Enthaltsamkeit gemeint ist. Totale Askese, oder 'nur' auf ein paar bestimmte Dinge verzichtend. Das sollte von Dir noch genauer erklärt werden.

Ansonsten denke ich, dass die Motivation für ein asketisches Leben in dem sich annähern wollen an Gott begründet liegt, indem man im Großen und Ganzen sich den weltlichen Dingen entsagt, um ganz für sich und in sich sein zu können, und somit mit Gott in Verbindung zu kommen. Jedoch hat selbst Buddha hier den Irrtum einer Askese erkannt.

Wir sind hier auf Erden und sind den Gesetzmäßigkeiten unterworfen, d.h. essen, trinken, kommunizieren, arbeiten, lieben usw. Nur über diese Gesetzmäßiglkeiten können wir uns erfahren; nicht im blockieren unserer Bedürfnisse. Natürlich ist ein Übermaß genauso schädlich wie ein Untermaß (bei Askese). Die 'goldene Mitte', das normale Maß harmoniert.

MfG Fantho

Ich gehe davon aus, du meinst sexuelle Enthaltsamkeit. Eine Motivation könnte sein, sich auf etwas wichtigeres als Sexualität und die damit verbundenen Wünsche zu konzentrieren. Sexualität, die Suche nach Sexualpartnern, die damit verbundenen Gefühlsschwankungen oder auch eine Beziehung können viel Energie fressen (was nicht heißt, dass ich all dies negativ sehe). In unserer Gesellschaft sind ja vor allem Mönche und Priester enthaltsam. Grund ist, dass Ihnen die religiöse Praxis wichtiger ist als die Sexualität. Aus demselben Grund haben sie auch weniger Besitztümer.