Was ist die Mitleidsethik (Christentum)?

4 Antworten

http://wikis.zum.de/zum/Gymnasium_Gerabronn/2010/Ethik/K1/Ethik_des_Mitleids

Die Mitleidsethik bezeichnet die Anteilnahme am Leiden anderer und das Erstreben von fremdem Wohl, wobei man das eigene Wohl vernachlässigt, also den Egoismus überwindet. Um mitleiden zu können ist moralisches Handeln und die Identifikation mit der leidenden Person erforderlich. Diese Idetifikation mit dem anderen kann nur dann stattfinden, wenn man die Barriere zwischen der anderen Person und sich selbst auflöst, was nur passieren kann, wenn die Person bemerkt, dass der eigene "blinde Wille" sowohl ihn selbst, als auch andere Personen beeinflusst. Der Philosoph, der die Mitleidsethik besonders in seinen Mittelpunkt gestellt hat, war Arthur Schopenhauer.

Das Mitleid bezieht sich auf alles, was Leben hat. Somit auch auf Tiere, jedes Lebewesen kann sich mit einem anderen identifizieren.


Die Mitleidsethik des Christentums ergibt sich (z.B.) aus Matthäus 5, V. 7 (Bergpredigt): „Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.“ Sie ist außerdem identisch mit dem Begriff der „Nächstenliebe“ (s. Matth. 5, V. 43 / 44). Diese Ethik stimmt mit der Ethik des Buddhismus und der Ethik Schopenhauers überein. Allerdings war Schopenhauer kein Christ. Er hat nur als kühler Beobachter, sozusagen sachlich, beschrieben, dass sich das Mitleid zwingend aus der Verneinung des Willens zum Leben ergibt, ohne dass er - wie Jesus in der Bergpredigt - die Nächstenliebe, also auch das Mitleid mit den leidenden Mitmenschen (d.h. also die Verneinung bzw. die Dämpfung des Willens zum Leben) gefordert hat.

Mitleid, Erbarmen

Starke innere Anteilnahme am Leid oder an der Not anderer, verbunden mit dem Drang, ihnen zu helfen oder sie zu trösten. Eines der hebräischen Wörter, die den Sinn von Mitleid vermitteln, ist das Verb chamál, das „Mitleid haben (oder erweisen); sparen“ bedeutet (2Mo 2:6; Mal 3:17; Jer 50:14). Das Pluralsubstantiv rachamím bezeichnet „Erbarmen“, „Erbarmungen“ oder „innere Empfindungen“ (1Mo 43:14, 30; 1Ch 21:13; Ps 40:11; siehe BARMHERZIGKEIT, ERBARMUNG). Das griechische Verb oiktéirŝ bedeutet „Mitleid erweisen“, während das Substantiv oiktirmós tiefes Mitgefühl (Erbarmen) oder innige Erbarmung beschreibt (Rö 9:15; 12:1; 2Ko 1:3; Php 2:1; Kol 3:12; Heb 10:28). Das griechische Verb splagchnízomai (sprich: splanchnízomai) bedeutet „von Erbarmen oder Mitleid bewegt sein“, „Mitleid haben oder empfinden“. Dieser Begriff leitet sich von dem Substantiv splágchna (sprich: splánchna) her, das wörtlich „Eingeweide“ bedeutet (Apg 1:18). Da sich starke Gefühlsregungen auf die inneren Körperorgane auswirken können, wird das griechische Substantiv splágchna häufig gebraucht, um „Gefühle inniger Zuneigung“ oder „Gefühle innigen Erbarmens“ (1Jo 3:17) zu bezeichnen. (Siehe ZUNEIGUNG.)

Das hervorragendste Beispiel für eine mitfühlende Person ist Jehova selbst, und er kann Menschen veranlassen, mit anderen Erbarmen zu haben. Das kommt sehr gut in seiner Handlungsweise mit den Israeliten zum Ausdruck. Er hatte nicht nur tiefes Mitleid mit ihnen während ihrer Bedrängnis in Ägypten, sondern er rettete sie schließlich auch aus der Hand ihrer Bedrücker und sorgte liebevoll für sie in der Wildnis (Jes 63:7-9). Obgleich sie immer wieder untreu wurden, nachdem sie sich im Land der Verheißung niedergelassen hatten, befreite er sie wiederholt aus der Hand ihrer Feinde und erhörte ihre Hilferufe (Ri 2:11-19).

Mit der Zeit erreichten die Israeliten allerdings einen Punkt, wo keine Reue mehr möglich war. Sie trieben in großem Umfang Götzendienst und brachten Götzen direkt in Jehovas Heiligtum, wodurch sie es verunreinigten. Fortgesetzt verspottete das Volk die Propheten und verachtete Jehovas Wort. Der Höchste konnte ihm gegenüber kein Mitleid mehr bekunden. Folglich lieferte er es in die Hände König Nebukadnezars und vollzog so das zuvor durch die Propheten angekündigte Gericht (2Ch 36:15-17; Jer 13:14; 21:7; Hes 5:11; 8:17, 18).

König Salomo betete, Jehova möge die Israeliten, wenn sie wegen ihrer Untreue in Gefangenschaft geraten sollten, vor denen, die sie wegführen würden, zum Gegenstand des Erbarmens machen (1Kö 8:50). Bezüglich der Antwort auf dieses Gebet schrieb der inspirierte Psalmist: „Er gewährte ihnen jeweils, Gegenstand des Erbarmens zu sein vor allen, die sie gefangenhielten“ (Ps 106:46). Zu gegebener Zeit brachte Jehova einen reuigen Überrest in sein Land zurück (Jer 33:26; Esr 1:1-4). Und in Übereinstimmung mit Jehovas Willen erteilte König Artaxerxes Nehemia die Erlaubnis, Jerusalem wieder aufzubauen (Ne 1:11 bis 2:6).

Wann kein Mitleid erwiesen wird. Alle, die Jehova wirklich kennengelernt haben, bemühen sich, ihn nachzuahmen, indem sie Erbarmen zeigen (Eph 4:32 bis 5:1). Manchmal ist Erbarmen jedoch fehl am Platz. Wenn jemand Sünde treibt und sich willentlich Jehovas gerechten Wegen widersetzt, wäre es verkehrt, ihn mitleidsvoll vor seiner verdienten Strafe zu schützen (5Mo 13:6-11; Heb 10:28).

Entgegen dem Willen Gottes unter Druck Mitleid zu bekunden kann schwerwiegende Folgen haben. Das zeigt eine Begebenheit in Verbindung mit König Saul. Gottes Gericht an den Amalekitern sollte vollzogen werden; sie waren das erste Volk gewesen, das die Israeliten nach ihrem Auszug aus Ägypten grundlos angegriffen hatte. Saul wurde geboten, kein Mitleid mit den Amalekitern zu haben. Er gab dem Druck, den seine Untertanen auf ihn ausübten, nach und führte Jehovas Befehl nicht völlig aus. Aus diesem Grund verwarf Jehova Saul als König (1Sa 15:2-24). Wer tiefe Wertschätzung für die Richtigkeit der Wege Jehovas bekundet und die Loyalität gegenüber Gott an die erste Stelle setzt, kann verhindern, einen Fehler wie Saul zu begehen und Gottes Gunst zu verlieren.

Was das Mitgefühl mit anderen betrifft, spiegelte Jesus Christus vollkommen die Persönlichkeit seines Vaters wider. Selbst wenn die Volksmengen Jesu Privatsphäre störten, „empfand er Mitleid“ mit ihnen, „weil sie zerschunden waren und umhergestoßen wurden wie Schafe, die keinen Hirten haben“ (Mat 9:36; Mar 6:34). Wenn Jesus Trauernde, Aussätzige oder Blinde sah, wurde er von Mitleid bewegt und heilte sie durch ein Wunder (Mat 14:14; 20:30-34; Mar 1:40, 41; Luk 7:12, 13). Auch war es Mitleid, das den Sohn Gottes veranlaßte, das Volk, das drei Tage ohne Nahrung bei ihm gewesen war, durch ein Wunder zu speisen (Mat 15:32-38; Mar 8:2-9).

Jünger Jesu Christi können sein Beispiel und das seines Vaters nachahmen, indem sie willig und freudig Notleidenden helfen und alle freundlich aufnehmen, die aufrichtig ihre Sünden bereuen und ganzherzig zu Jehova


Sturmwolke  16.03.2014, 20:42

Fortsetzung...

Jünger Jesu Christi können sein Beispiel und das seines Vaters nachahmen, indem sie willig und freudig Notleidenden helfen und alle freundlich aufnehmen, die aufrichtig ihre Sünden bereuen und ganzherzig zu Jehova umkehren (Mat 18:21-35; Luk 10:30-37; 15:11-32). Sie können sicher sein, daß ihnen der Allmächtige weiterhin Barmherzigkeit erweist (Mat 5:7).


Quelle:
http://m.wol.jw.org/de/wol/d/r10/lp-x/1200001016

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Sturmwolke  17.03.2014, 11:43
@berkersheim

Steht auf der Seite drauf - toll daß Du schon so gut lesen kannst. ;-))
Oder wolltest Du Dich nur als neuen "Stalker vom Dienst" bewerben?

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Du findest nichts, weil das Christentum eine Tugendethik hat und Mitleid dort eine Tugend ist.