Was ist die Lehre der Fabel "Wir haben gegessen" (1786) von Friedrich Karl von Moser?
Am Geburtstag eines jungen Adlers gab König Adler seiner Familie ein großes Mahl und lud alles Heer des Himmels zu diesem Freudenfest ein. Ehrerbietig warteten Tausende von Vögeln bei seiner Tafel auf, bewunderten den Reichtum der Speisen und noch mehr die die heroischen Verdauungskräfte ihres Königs.
„Wir“, sprach endlich der gesättigte Adler zu dem zuschauenden Volk, „wir haben gegessen.“
„Wir aber nicht“, zwitscherte ein von Heißhunger geplagter Sperber.
„Ihr seid“, erwiderte der erhabene Monarch, „mein Staat, ich esse für euch alle.“
1 Antwort
Thema ist die Willkür des Mächtigen, der den sog. majestätischen Plural ("wir" statt "ich") zur Unterstreichung seiner uneingeschränkten Macht nutzt.
Es handelt sich im weitesten Sinne um eine deutliche Anspielung auf absolutistische Herrschaftsprinzipien (vgl. "Der Staat bin ich.").
Der Adler als mächtiges Raubtier ist hierbei auch bestens geeignet, um maßlose Gier zu symbolisieren.