Was ist der Unterschied zwischen sozialer Intelligenz und emotionaler Intelligenz?

2 Antworten

Zunächst muss angemerkt sein, dass in seriösen Auseinandersetzungen mit dem Thema "Intelligenz" äußerst selten bis gar nicht auf Howard Gardners "Theorie der multiplen Intelligenzen zurückgegriffen wird". Gardner hat bei dieser Theorie viel sehr valide Forschung, die zu einem hierarchischen Intelligenzmodell führte, ignoriert. Gleichzeitig gibt es neben der Intelligenz ja auch verschiedene andere, von ihr unabhängige Persönlichkeitsmerkmale, die Psychologie bevorzugt bspw. das Konzept der "Big Five": Offenheit für Erfahrungen, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und Neurotizismus.

Zu deiner Frage: Unter dem populärwissenschaftlichen Begriff "emotionale Intelligenz" versteht man den Umgang mit Emotionen. In der pschologischen Fachsprache könnte man hier wohl aus den "Big Five" wohl auch die Dimension des "Neurotizismus" hernehmen (wenn dieser schwach ausgeprägt ist, könnte man bei Laien als "emotional intelligent" durchgehen). Das beinhaltet durchaus auch die Interaktion mit Mitmenschen auf emotionaler Ebene, behandelt aber im Wesentlichen den "intelligenten" Umgang mit der eigenen Gefühlswelt. Beispiel: Ich bin begeisterter Kletterer und bekomme manchmal Sturzangst, die auch mal in Panik umschlagen kann. Emotional intelligent ist es, diese Angst soweit im Griff zu haben, dass ich in so einer Situation nicht die Kontrolle über mein Tun und Handeln verliere. Das kann auch interpersonell sein, bspw. wenn ein Seilschaftsmitglied mitten am Berg "die Nerven verliert" und man als emotional intelligente Person die Fähigkeit hat, die Panikattacke nicht auf sich übergreifen zu lassen sondern in so einer Stresssituation in der Interaktion mit einer anderen Person weiterhin die Kontrolle über die eigenen Gefühle und dementsprechend die Handlungsfähigkeit zu behalten.

Im Gegensatz dazu verstehe ich die "soziale Intelligenz" als ein Analogon zur Dimension der "Verträglichkeit", also einer kooperativ-freundlichen Persönlichkeit. Jemand ist "sozial intelligent", wenn man über seinen Stolz springen kann und auch Leuten gegenüber Hilfsbereit ist, von denen man nicht gleich eine Gegenleistung erwartet. Wenn ich die Fähigkeit habe, mich bewusst auf das (kommunikative) Niveau einer anderen Person zu begeben kann, um mit ihr zu kommunizieren, sie zu verstehen und mich verständlich zu machen, bzw. auch in gewisser Weise taktisch zu kommunizieren, indem ich damit spielen kann, wie viel Information mein Gesprächspartner braucht, um mir hinreichend zu vertrauen (im Sinne eines Verkaufsgesprächs zum Beispiel, aber auch in meiner Bergsteigerei, wenn ich bspw. jemanden führe, der sich nicht gut auskennt und ich ihn nicht überfordern oder irgendwelche Informationen überbewerten lassen will - Beispiel: "Jetzt machen wir eine kurze Pause und drehen um, damit's nicht zu spät wird." vs. "Wir müssen vom Berg runter, da kommt ein fettes Gewitter und du bist zu langsam, um es noch rechtzeitig zum Gipfel und wieder runter zu schaffen.").

Nein, das ist nicht das gleiche. Es mag zwar bei vielen Menschen beides gut ausgeprägt sein, aber es sind unterschiedliche Dinge.

soziale Intelligenz: Kann gut mit Menschen/Gruppen kommunizieren, wird von anderen gemocht, erkennt Gruppendynamiken und weiß diese für sich zu nutzen

emotionale Intelligenz: Man versteht gut die Gefühle von sich selbst und anderen Menschen, man führt gerne 1on1-Gespräche, hat vielleicht auch gute und hilfreiche Ratschläge