Was ist der Unterschied zwischen rezeptiver und produktiver Interpuktionskompetenz?

2 Antworten

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Hallo MariaBiologie20!

Allgemein bedeutet in diesem Zusammenhang die Rezeption von etwas das Hören und Lesen von Sprache und Produkton das Sprechen und Schreiben.

Wissenschaftliche Untersuchungen haben sich damit beschäftigt, ob es einen Unterschied macht beim Lernen der Interpunktion, speziell der Kommasetzung, ob Sprache rezipiert oder selber produziert wird.

Es wurde z.B. festgestellt, „dass ein Leser, der weiß wofür orthographische Strukturen da sind, diese auch leichter in Schreibprozesse umsetzen kann“ (vgl. ebd.: 91). Steinhauer (2003) untersuchte unter anderem die Verarbeitung des Kommas während des leisen Lesens und konnte einen Zusammenhang zwischen der rezeptiven und produktiven Kommakompetenz feststellen. Demnach erzielten die Versuchspersonen, bei denen zuvor eine eingeschränkte Interpunktionskompetenz in Schreibprozessen festgestellt wurde, auch schlechtere Ergebnisse bei den Aufgaben zum Leseverstehen (vgl. ebd.: 161).

(http://www.germanistik.tu-dortmund.de/cms/Medienpool/EyeTracking/Studentische-Arbeiten/MA_Schorpp-Ann-Christin.pdf)

LG

gugfrastella


MariaBiologie20 
Beitragsersteller
 22.07.2021, 12:17

Danke für deine Antwort! Das heißt, nochmal fürs Verständnis, die rezeptive Interpunktion meint, dass man beispielsweise die Kommasetzung so lehren soll, dass sie in ihrer Systematik verstanden wird. Und erst darauf aufbauend sollen dann produktiv gearbeitet werden, um das Gelernte korrekt anwenden zu können. Wenn jetzt also kritisiert wird, dass in der Schule produktionsorientiert gearbeitet wird, meint das ja eigentlich nur, dass die Regeln der Kommasetzung nicht ausreichend erklärt werden und es damit zu einer falschen Kommasetzung durch beispielsweise Eigenregelbildung kommen kann.

Ist das richtig? Und was wäre dann z.b. ein rezeptionsorientierte Interpunktionsansatz? Ich weiß nicht, ob die die verbzentrierte Kommadidaktik nach Lindauer/Sutter was sagt, aber da geht es ja darum, dass man mithilfe einer Metapher zunächst die Struktur des deutschen Satzes ermittelt und darauf aufbauend in der Lage ist, das Komma als globale Subordinationsblockade zu setzen.

Liebe Grüße

Maria

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gufrastella  22.07.2021, 13:16
@MariaBiologie20

Von den Arbeiten von Lindauer/Sutter weiß ich nur soviel, dass Kommas als Zeichen eingeführt werden, die die Grenze zwischen den Einflussbereichen zweier unterschiedlicher finiter Verben kennzeichnen.

Die sprachdidaktische Bewertung unterschiedlicher Vorgehensweisen kann ich nicht leisten. Ich interpretiere die genannten Forschungsergebnisse dahingehend, dass das Lernen von Interpunktionsegeln nach dem Begreifen dieser Regeln in die Erzeugung von Schriftsprache münden soll, die wiederum Grundlage für eine entsprechende Lesekompetenz darstellt.

Und ja, "dass die Regeln der Kommasetzung nicht ausreichend erklärt werden und es damit zu einer falschen Kommasetzung durch beispielsweise Eigenregelbildung kommen kann." sehe ich auch so.

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gufrastella  22.07.2021, 18:48
@MariaBiologie20

Es gibt aber auch den Ansatz von Gesine Esslinger und Christina Noack. Diese sind folgender Ansicht, dass "Entgegen der allgemein vorherrschenden Meinung, die Kommasetzung im Deutschen sei aufgrund ihrer vielen Regeln schwer zu durchschauen und nur von Schreibprofis zu beherrschen, ...auf Grundlage aktueller Forschungsarbeiten,... die Kenntnis von nur drei Satzmustern ausreicht, um die Systematik der Kommasetzung hinlänglich zu verstehen."

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Gib den Begriff mal im Internet ei, Da findest du eine Seite: Rezeptive und produktive Grundfertigkeiten.

Und das beziehst du dann speziell auf Interpunktionskompetenz.

Ich verstehe das so: Man kann sich die Kompetenz = Fähigkeit, Zeichen zu setzen durch Sprechen und Schreiben produktiv oder durch Hören und Lesen reproduktiv aneignen.

Hier steht dann z.B.

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 - (Schule, deutsche Grammatik, Interpunktion)