Was ist der unterschied zwischen Philosophie und Religion?

6 Antworten

Da stellt sich erst mal die Frage: Was ist mit Religion gemeint, was ist mit Philosophie gemeint. Das ist nämlich eigentlich zu allgemein formuliert. Die Universitätsdisziplin Philosophie hat ein umrissenes Aufgabengebiet: Historie der Philosophie, Lehre und Forschung (die kann auf die Historie bezogen sein oder auf aktuelle Projekte). Die Religionswissenschaft hat ebenso eine umrissene Definition, sie untersucht Religionen im Vergleich, in ihrer Historie und Entwicklung, fragt, wie es überhaupt kommt, dass Menschen religiös sind. Sie ist nicht konfessionsgebunden. Dann gibt es noch die konfessionsgebundenen Studiengänge der jeweiligen Theologien, die normalerweise eine Glaubensübereinstimmung mit der jeweiligen Konfession erfordern.

Im allgemeinsprachlichen Gebrauch sind die Unterschiede nicht so deutlich. Viele, die im Alltag als Hobby Philosophie betreiben tun das auch, um Antworten für ihr eigenes Leben zu finden, haben in der Regel einen (manchmal ihnen selbst unklaren) metaphysischen Standpunkt, Sie sind "kopforientierter" und offener für Diskussionen auch über ihren metaphysischen Standpunkt. Sie suchen in der Regel auch betreffs Wissenschaft auf neuem Stand zu sein und können sich dennoch konfessionell festgelegt haben, gehören aber eher zu den Fragenden, die sich mit nicht vernunfterklärbaren Dogmen ihrer Konfession schwer tun.

Religion als Konfession ist über den allgemeinen metaphysischen Ansatz hinaus durch Glaubensdogmen umrissen, drückt sich zudem in Riten aus als gemeinschaftlicher Ausdruck einer emotionalen Bindung und kann sich darin Genüge tun, d.h. Weiterfragen wird nicht selten als Gefahr angesehen. Allerdings gibt es inzwischen auch eine Patchwork-Religiosität, die sich nach Guto (Bauchgefühl) einzelne Elemente verschiedener Religionen aneignet und als eine "seelische Wohlfühl-Kuscheldecke" zusammenwebt. Ähnlichkeiten sind dabei wichtiger als kritische Unterscheidung. Die Emotion muss stimmen, nicht der Kopf.


Rudigems  29.01.2012, 16:27

100%! So gut hätte ich das nicht beantworten können. Habe wieder was gelernt!

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In der Religion gibt es dogmatische Vorgaben zur Wahrheit. Du musst daran glauben, was die Lehre der jeweiligen Religion ist. Die Philosophie kennt nur die Suche nach der Wahrheit, niemand kann letztendlich bestimmen, was Wahrheit ist. Man kann aber - und sollte es - versuchen, durch Vernunft so nahe wie möglich an eine Art objektive Wahrheit zu kommen. Aber die Mittel dazu können nur Auseinandersetzungen mit anderen Menschen sein, niemals Gewalt und Macht als Mittel zur Durchsetzung.

Bitte lies mal einige Teile der Seite http://greiterweb.de/zfo/Philosophie.htm

Was dort gesagt wird, kann man als Religionsphilosophie sehen - aber ganz sicher nicht als Religion.

Da bist du bei Kant. Der schrieb in seiner "Kritik der reinen Vernunft" salopp gesagt: Der Mensch habe keine Antennen für Metaphysik. Selbst wenn es das Göttliche gäbe, sei der Mensch weder in der Lage es zu erfahren noch irgendetwas darüber zu wissen. Das hat einige seiner Zeigenossen, die sich von ihm endlich den ultimativen Gottesbeweis erwarteten, ziemlich aus den Puschen gehauen. Kant begründete damit die strickte Trennung zwischen Wissenschaft (also auch der Philosophie) und der Religion frei nach Wittgensteins schönem Satz "und wovon man nicht reden kann, darüber muss man schweigen".

Das hindert allerdings die Theologen nicht weiter auf religiöse Art fröhlich vor sich hin zu philosophieren.

Bei einer Religion glauben die Leute an ein übersinnliches Wesen, dass sie erschaffen hat und nach dem sich die Umwelt, das Selbst und eigentlich alles ausrichtet.

Die Philosphie stellt Fragen und untersucht die Dinge, wie Leben, das Selbst, die Umwelt. Dabei kann sie sich auch der Religion bedienen, sie geht aber anders vor.