Was ist der Unterschied zwischen Menschenkenntnis und Vorurteilen?
Wo fängt es an, wo hört es auf, oder gibt es überhaupt einen Unterschied?
10 Antworten
Die Frage wäre eher, was die Gemeinsamkeiten sind...
Menschenkenntnis ist die Fähigkeit, rein intuitiv Menschen einschätzen zu können. Sei es nun auf den ersten Blick ein treffendes Urteil zu fällen, oder auch im Falle langer Bekanntschaften aus dem Verhalten des Menschen auf zukünftige Aktionen/Reaktionen zu schließen. Inwieweit es da irgendwelche wissenschaftlichen Erkenntnisse zu gibt, weiß ich nicht. Im Grunde ist es ein Aspekt dessen, was man gern als "Bauchgefühl" umgangssprachlich bezeichnet. Ich kenne Leute, die da immer den richtigen Riecher haben, wie auch Leute, die konsequent falsch liegen, was außerordentlich interessant zu beobachten ist.
Vorurteile sind zumeist negativ konnotiert, oft (aber nicht immer!) pauschalisierend, und sind eher Folge von Schlüssen, die man parallel zu Erfahrungen zieht, in dem man mehrere Situationen oder Personen in Kongruenz setzt. Wenn du bspw. von einem Grundschüler von Grundschule X beklaut wurdest und in der Folge ein generelles Misstrauen gegenüber allen Schülern dieser Schule X aufbaust, so ist dies ein Vorurteil, hat aber mit Menschenkenntnis nicht das geringste zu tun.
lg up
Sehr interessante Frage.
Also, das Gleiche sind die beiden Sachen sicher nicht.
Vorurteile hat glaube ich jeder Mensch, weil das Gehirn einfach immer alles einsortieren will und man nur das wahrnimmt, was man wahrnehmen will (wir nehmen zwar alles war, aber unser Gehirn kann nicht alles verarbeiten).
Wenn ich z.B. jemanden kennenlernen und die Person erzählt, dass sie vegan ist, denkt mein Gehirn direkt "ah, ja ich kenn ja schon einen Veganer, dann ist diese Person wohl so wie der Veganer, den ich kenne", was natürlich nicht stimmt, da das Vegansein erstmal die einzige Gemeinsamkeit der beiden ist.
Es ist Übungs- (und Erfahrungs-) -sache, Vorurteile bei sich zu erkennen und bewusst nicht danach zu denken.
Menschenkenntnis ist auch Erfahrungssache. Da geht es darum, dass man schon viele Menschen kennengelernt hat und ungefähr weiß, was verschiedene Gesten und Mimiken bedeuten und unterscheiden kann, was die Persönlichkeit einer Person ist und was ihr Gefühl grade.
Ich finde das Thema super spannend, Wahrnehmung und Vorurteile wird auch in der Schule in Psychologie mein nächstes Thema sein, worauf ich mich sehr freue!
Menschenkenntnis ist aus Beobachtung und Erfahrung gewonnene Erkenntnis, das heißt etwas bewusst-gewordenes.
Vorurteile sind oft unbewusst und entstehen durch Projektion eigener Einstellungen des Egos. Durch die Projektion werden diese immer wieder zur wahrgenommenen "Wahrheit" und erzeugen weitere Projektion. Ein Kreislauf.
Deshalb ist es auch schwer, Vorurteile abzulegen während Menschenkenntnis sich ständig erweitert und nicht beschränkt ist...
Definition auf Basis meiner Erfahrungen, nicht die von Wikipedia.
Sonst hättest du ja hier nicht gefragt, oder?
Ein Vorurteil ist immer ein "nicht realitätsgeprüftes" Urteil über den Anderen. Es hat nichts damit zu tun ob man Menschenkenntnis hat oder nicht.
Ein einfaches Beispiel für ein Vorurteil ist: du guckst mich so böse an du magst mich nicht. Oder: Du bringst dein Kind eh nicht zur Schule. Immer wenn es sich anfühlt wie ein unausgesprochener Vorwurf ist ein Vorurteil im Spiel - ENTWEDER das eigene oder das des Anderen. Bei "du guckst mich so böse an du magst mich nicht" ist es das eigene Vorurteil. Bei "du bringst dein Kind eh nicht zur Schule" das des Anderen. Man "urteilt" negativ (oder positiv) über jemanden ohne auch nur den geringsten Ansatz einer realistischen Begründung zu haben. "du gehst sicher fremd weil du jeden Tag duscht". Und das Ganze ist dann sehr genau von einer Meinung zu unterscheiden. Und wenns geht nicht als Ausrede. "du bringst dein Kind nicht zur Schule ich nehms dann einfach mit". kann beides sein. Entweder ein Urteil und ein sich selbst hervorheben, oder schlichtweg der Versuch das Problem zu lösen. An dem Punkt kommts dann drauf an wie derjenige der das sagt es meint. Wie er über den Anderen denkt - wie er ihn vorverurteilt - oder eben nicht.
Menschenkenntnis ist der Glaube zu wissen wie Andere ticken. Ebenfalls ohne Realitätsbezug. Das KÖNNEN Vorurteile sein, muss aber nicht. Je nachdem wie derjenige der glaubt Menschenkenntnis zu haben dazu empfindet. Ob die Dinge die er im Anderen sieht "wertet" oder eben nur als Fakten sieht. Sich Vorurteile mit Menschenkenntnis schönzureden oder zu sagen das wäre nur eine Meinung funktioniert in dem System nicht. Das ist dann Desinteresse. Wer Vorurteile hat oder glaubt Menschen zu kennen wird sicher irgendwann mit dem Vorwurf konfrontiert, dass er das nicht wissen kann. Und DAS ist die Wahrheit.
Menschenkenntnis bedeutet Nuancen eines Menschens auszulesen und abzugleichen mit Erfahrungen, die man persönlich gemacht hat. Vorurteile werden einem durch dritte Vermittelt. Durch den Staat, durch Eltern, Freunde, Lehrer, Bücher. Sie haben mit Ängsten und Ablehnung im negativen zu tun oder mit positiven Zuschreibungen. Bei Menschenkenntnis sieht man den einzelnen mit vielen Eigenschaften. Man kann in einem gewissen Rahmen einschätzen wie dieser eine Mensch sich Verhalten wird.