Was haltet ihr von Nietzsches "Was mich nicht umbringt, macht mich stärker" bzw. dem Motto "What doesn't kill you makes you stronger"?
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich dem zustimmen kann, da es ja eine so allumfassende Aussage ist.
Einerseits hat er ja schon mal intuitiv recht: Jemand, der noch nie in irgendwelchen Schwierigkeiten war, würde ich eher keine kritische Aufgabe zuteilen. Man lernt ja schließlich aus den Hürden, wie man sie nehmen muss.
Andererseits gibt es auch Leute, die nicht buchstäblich tot sind, aber z.B. über eine von Missbrauch geprägte Beziehung nie hinweg kommen. Die sind schon langfristig geschädigt.
Auch klar ist die Sache bei rein physischen Merkmalen. Es ist schwer zu behaupten, dass man dadurch körperlich stärker wird, dass man bei einem Unfall einen Arm verliert.
Andererseits wiederum ist das Prinzip in gewisser Weise sogar biologisch verankert. Wer Krafttraining macht, beschädigt ja beim Pumpen zunächst die Muskelfasern in seinem Arm, wodurch sie stärker wieder zusammenwachsen.
Oder nehme ich die ganze Aussage zu wörtlich und es soll eigentlich nur sowas generisches bedeuten, wie 'habe Mut' oder 'steh wieder auf'? Was meint ihr?
15 Stimmen
7 Antworten
Meiner Meinung nach geht es darum, sich nicht zu drücken, sondern Aufgaben anzugehen, auch wenn sie unangenehm sind.
Danach merkt man, dass man wieder etwas geschafft hat, und das macht stark.
Es kommt eben immer darauf an um welche Situation es sich handelt.
Wenn man vor schwierigen Aufgaben steht und die gemeistert hat, dann hat man sich quasi stärker gemacht, weil man an Erfahrung gewonnen hat. Selbst einem diese Aufgaben nicht gelingen, dann lernt man für die Zukunft etwas dazu.
Andererseits gibt es auch Situationen, wie zum Beispiel psychischen Terror bzw Misshandlungen (sowohl psychisch als auch physisch) welche einen langfristig schädigen.
Jeder Mensch verträgt unterschiedlich viel. Während die einen das Leid noch ertragen können, gehen andere zu Grunde und geben auf. Jedoch sind die, die es geschafft haben sich wieder aufzurappeln für immer quasi "geschädigt" und fallen schneller wieder auf die Knie, weil sie die Last auf ihren Schultern nicht mehr tragen können.
Ich wurde zum Beispiel mein Leben lang psychisch terrorisiert. Ich stehe mittlerweile wieder mehr oder weniger stabil im Leben, weshalb ich stolz auf mich bin und mich stark fühle. Ich habe es quasi überlebt. Nur weiß ich eben auch, dass meine Toleranz für Stress bzw negative Situationen viel niedriger liegen als früher. Ich lebe quasi mit der Angst wieder auf dem Boden zu liegen und es nicht mehr zu schaffen von selbst aufzustehen. Genau deswegen kann ich nicht ganz mit dem Zitat/ Spruch mitgehen.
Ich habe zwar "überlebt" aber wirklich stärker bin ich trotzdem nicht..
Situationsbedingt. Es stimmt nicht immer, aber oft.
Viele schwierige Lebenserfahrungen bereiten einen auf die Zukunft vor. Man muss vieles wegstecken, ist aber danach stärker. Psychisch hab ich das in der Schule so erlebt, physisch während meiner Dienstzeit. Ist aber die Erfahrung zu schlimm, um sie richtig zu verarbeiten, macht sie einen nicht stärker, sondern schwächer. Beispielsweise spüren Leute, die von ihren Eltern misshandelt wurden, die Folgen bis ins erwachsene Alter, Kriegsveteranen bekommen PTBS, usw. Ich denke, das Sprichwort stimmt dann, wenn es nicht zu extrem, zu einschneidend ist, wie das eben bei schwierigen Situationen in einem "normalen" Leben der Fall ist, von denen man tatsächlich was mitnehmen kann.
Was dich nicht unbedingt, macht dich (normalerweise) stärker! Das stimmt!
Er wird wohl recht haben, sonst wäre er nicht so berühmt!
Hast du ein Beispiel?