Was haltet Ihr von Menschen, die ihren Doktortitel in Mindestzeit und sehr zügig geschafft haben?

Das Ergebnis basiert auf 11 Abstimmungen

Nichts besonderes 55%
Respekt und solche Leute braucht Deutschland dringend 45%

8 Antworten

Nichts besonderes

Die Qualität einer Promotion bemisst sich nicht an der Geschwindigkeit mit der man sie erledigt hat, sondern am wissenschaftlichen Output.

Je nachdem ob man kumulativ promoviert (also eine gewisse Menge an Journal-Artikeln erfolgreich einreicht) oder eine Monographie am Ende schreibt kann mehr oder weniger eindeutig sein wieviel genug ist. Gerade im kumulativen Fall regelt die Promotionsordnung recht klar was gebraucht wird, bei Monographien entscheidet der Doktorvater. Es ist auch sehr themenabhängig wie schnell man durchkommen kann. Wenn Du als Biologe zB mindestens zwei oder drei Vegetationsperioden brauchst um die Daten zu gewinnen, dann kannst Du das einfach nicht wirklich beschleunigen. Das ändert nichts an der Qualität Deiner Arbeit. Manche Doktoranden haben auch noch viele weitere Aufgaben, beispielsweise gehen manche enorm viel auf Konferenzen, präsentieren dort ihre Arbeit und vertreten das Institut. Eine anständige Präsentation vorzubereiten dauert. Andere sind stark in die Lehre eingebunden, eine Vorlesung kann mal gut einen Tag Vorbereitung bedeuten.

Respekt verlangen Arbeiten mit ellenlanger Publikationsliste, mit erfolgreich eingereichten Papern in namhaften wissenschaftlichen Zeitschriften. Natürlich muss man da auch ein gutes Thema haben, aber die Motivation die man dazu braucht geht über das Normale hinaus. Andere Arbeiten bekommen Preise für besonderes soziales Engagement oder ähnliches, auch das macht nicht jeder. In jedem Fall ist ein Paper in "Nature" ein Vielfaches wert von einem Jahr früher fertig, auch bei der Suche nach einem späteren Arbeitsplatz


HorstButter 
Fragesteller
 24.09.2021, 08:41

Danke. Wie langst hast Du für deine Promotion gebraucht?

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Zabini01  24.09.2021, 08:58
@HorstButter

Vier :) Und ich habe kein Paper in Nature leider :D Aber am Institut gab es da Kollegen, die waren so genial. Haben abends und am Wochenende in ihrer Freizeit noch zum Spaß Paper geschrieben und wurden zu internationalen Konferenzen als Vortragende eingeladen. Das ist schon nochmal was anderes. Ich meine, die eine hat etwa so lange gebraucht wie ich, der andere eher fünf Jahre. Gut, der brauchte sich auch um Finanzierung keine Sorgen machen, wer so gut ist, der hat da andere Möglichkeiten... Auch noch so ein Thema was die Sache beeinflusst, man muss von irgendwas leben...

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HorstButter 
Fragesteller
 24.09.2021, 09:04
@Zabini01

Immerhin :) Was aber, wenn man nicht so gut ist und an sich eher zweifelt? Lieber Geld verdienen, statt Plätze erfolglos zu besetzen?

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Zabini01  24.09.2021, 09:21
@HorstButter

Naja, Du brauchst in der Regel ohnehin eine Mindestnote beim Master um formal überhaupt als Doktorand in Frage zu kommen. Und dann muss ein Doktorvater/-mutter Dich nehmen und dann musst Du eine Stelle bekommen. Keines von dem allen klappt, wenn da nicht Potential wäre. Wenn Du es also schaffst da angenommen zu werden, dann schaffst Du theoretisch auch die Promotion. Trotzdem brechen enorm viele Leute ab, bei weitem nicht alle beenden die Sache auch. Neben fachlichen Können braucht es vor allem auch Motivation, Fleiß und Durchhaltevermögen. In den Jahren wird es mehrere Momente geben in denen man am liebsten alles hinschmeißen würde, durch die muss man durch.

Ob sich die Sache später finanziell lohnt, das weiß man nicht und es ist auch Disziplinabhängig. Nur deswegen würde ich es nicht anfangen, Du brauchst schon einen gewissen Idealismus und ein Interesse an der Forschung an sich. Doktoranden werden meistens auf maximal 50%-Stellen bezahlt, es wird aber absolut erwartet Vollzeit und gerne auch mal am Wochenende zu arbeiten. Darauf muss man sich einstellen. Falls Dich ein Thema interessiert und Du gerne in diesem Feld weitere neue Erkenntnisse generieren willst, dann ist Forschung das Richtige. Wenn Du an der Uni arbeiten möchtest, dann gibt es auch kaum andere Möglichkeiten als die qualifizierenden Doktorandenstellen (Nicht-wissenschaftliches Personal natürlich außen vor).

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Nichts besonderes

Warum ist das etwas besonderes? Der Doktortitel ist eine Doktorarbeit. Bei Forschungen weiß man nicht, wie lange sie dauern. Aber ein Studium abschließen, das geht eigentlich leicht. Ich muss jetzt mein Studium 1 Jahr verlängern, dass ich ins 2. Staatsexamen als Lehrerin darf. Übrigens, den Doktortitel kannst du als h. c. käuflich über einen Angelverein in den USA bekommen. Dieser Titel darf aber nicht mit deutschen Titeln verwechselt werden und muss komplett mit Aussteller angegeben werden. Mit 16 Jahren fange ich an, Medizin zu studieren. Mache aber keinen Doktortitel.

Für mich ist es etwa normales, dass ich selbst vom Professor nach Fachfragen gefragt werde, zur Klärung von einem Sachverhalt. Ich habe nur keine Lust etwas leisten zu müssen. Dann studiere ich halt Mathematik auf Lehramt. Wäre dieses Jahr mit dem Studium fertig, darf aber mangels 14 Jahre nicht ins 2. Saatsexamen. Das nennt sich Jugendarbeitssch(m)utzgesetz. Ab 16 Jahre fange ich an Medizin zu studieren. 16-18 Jahre, 2 Jahre Theorie, dann 4 Jahre Praxis ab vorgeschriebenen 18 Jahre.

Man sagt nur, dass ich dumme Gans hochbegabt wäre. Wehren dagegen habe ich schon aufgegeben. Man will nicht verstehen, dass ich nur Schulbuchwissen habe und keine Erfahrung. Aber man guckt immer darauf, was man kann.

Für mich ist es normal, wenn jemand für sein Studium de Mindeststudienzeit braucht und andere etwas länger. Wichtig ist, dass später beim Lehrerberuf nicht die Schüler darunter leiden.

Nichts besonderes

Ein Doktortitel bedeutet schlicht und ergreifen nur, dass jemand eine Arbeit von bestimmter Länge und in bestimmten Umfang geleistet hat, welche von einer Kommission als "bestanden2 bewertet wurde.

Ein Doktortitel sagt nichts aus über den Menschen, welcher diesen Titel trägt. Mein ehemaliger Hausarzt z.B. hatte keinen Doktor-Titel - und erstaunlicherweise war er der beste Arzt, welchen ich jemals erlebt habe - und ich habe schon viele Ärzte gehabt und gesehen.

Daher: Nur weil einer besonders schnell oder zumindest zügig gearbeitet hat, kann ich kein Urteil über diesen Menschen treffen - ausser dass er sich einige Monate mit einem bestimmten Thema beschäftigt hat.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Menschlichkeit ist mein persönlicher Grundsatz!
Respekt und solche Leute braucht Deutschland dringend

Ein Cousin meiner Mutter hatte den Bachelor gemacht, 1 Jahr später den Master und dann in 2 anstatt 3 oder 4 Jahre den Doktor gemacht. Er ist jetzt Anwalt. Also ich hab grossen Respekt vor ihm, da er wirklich sehr begabt ist, er spielt dazu noch sehr gut Gitarre und spielt in einem Chor Klavier, sowie geht regelmässig auf Bergen über 4000 m

Und ich bin hier bei meiner Ausbildung... xD

PS: Kein Plan ob Deutschland die braucht, bin aus der Schweiz.


HorstButter 
Fragesteller
 24.09.2021, 08:09

Wäre er nicht begabt, wärst Du dann nicht mehr so stolz auf ihn?

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ItzNo3l  24.09.2021, 08:19
@HorstButter

Doch klar, wie jeder andere aus meiner Familie auch, aber bei ihm ist es ein bisschen anders. Seine Mutter hatte als er 5 Jahre alt war Krebs besiegt, nach 11 Jahren ist es zurückgekommen und hat sie von uns genommen. Da war er 16 und ich kaum 1 Jahr alt. Ein halbes Jahr danach viel es seinem Vater irgendwie immer schwerer zu reden. Er hatte sich untersuchen lassen und es stellte sich heraus, dass er eine unheilbare Krankheit hatte, bei der er den Rest seines Lebens im Rollstuhl festsass und nicht richtig sprechen konnte. Glücklicherweise lebt er noch, aber gesund ist er dadurch auch nicht.

Ach und sie hatten 12 Jahre lang versucht ein Kind zu bekommen bis es schliesslich mit ihm geklappt hat.

Und dafür, dass er es dennoch so weit geschafft hat, dafür hat er wirklich mein Respekt verdient.

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HorstButter 
Fragesteller
 24.09.2021, 08:26
@ItzNo3l

Ja meinen Respekt hat er auch, sowie alle Menschen, die es sehr schwer haben.

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Nichts besonderes

Wie schnell man eine Doktorarbeit zustande bringt, halt selten etwas damit zu tun, wie gut oder fleißig man ist, sondern mit dem angestrebten Grad, der Fachrichtung und dem Projekt.

Trotzdem hat jede(r), der/die eine Dissertation (ohne Betrug etc.) abschließt, Respekt verdient.