Was für Gemeinsamkeiten hat die Stoa und die rationale emotive Verhaltenstherapie (REVT)?

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Meinem Eindruck nach sind zwar die Grundlagen anders, aber die daraus entwickelten Denkmuster sind sehr ähnlich.

Zur Zeit der Stoá - bis mindestens zu Freuds Traumdeutung (1900) - nannte man Gefühle (Emotionen) nur kurzzeitige "Leidenschaften" (Pathos) - wie Krankheiten des Geistes (vgl. med.-psycholog. ethisch doppeldeutige Endung -pathie: z. B. Neuropathie, Empathie).

Im Barock gab es die Affektenlehre, Gefühle wurden als an den Verstand verwirrende angeheftete (= afficere) Leidenschaften betrachtet: Kant (Aufklärung) schrieb nie etwas über Musik (Affektenlehre in den Akkorden, vgl. z.B. Rousseau, Mozart). Auch seine rationalistische Philosophie entbehrt dadurch des typisch Menschlichen, weil man erst in heutiger Zeit weiß, dass das Gehirn zuerst fühlt, dann denkt und dann ein ständiger Wechsel zwischen Emotio und Ratio beginnt, um gemischt mit der Impulsfähigkeit zur Entscheidung (Meinung, Handlung) zu gelangen.

Die Stoiker predigten zwar diese Leidenschaftslosigkeit (apathia zur ataraxia) zur "Seelenruhe" für das gemeinschaftliche (!!) Leben, die bisweilen auch bis in die buddhistische Gleichgültigkeit der Welt gegenüber mündet, allerdings wussten sie nichts von einem Unterbewusstsein, vom Unbewussten wie von Archetypen oder von Psychosen und psychopathischen Perversionen.

Darin sehe ich auch das Ziel der rational emotiven Verhaltenstherapie, also die emotionale Hemmung besonders der "seelisch beengenden" Gefühle (z. B. Angst, Wut, Trauer, Hass, Ekel) mit dem Verstand möglichst balanciert stabil zu halten, was ja nicht so einfach wie häufig angenommen ist, weil der Mensch als biologischer Organismus prinzipiell hormonell und/oder durch die neurologischen Möglichkeiten des Gehirns gesteuert ist (vgl. Extreme wie triebgesteuerte bzw. alexithymische Wiederholungstäter der Vergewaltigung oder des Mordes).

Dass es dadurch chronifizierte Emotionen im Gehirn und daraus folgende Denk- und Verhaltensweisen gibt (vgl. jahrelange depressive Lebensverneinung bis zum Suizidwahn, ewiges sich distanzierendes Misstrauen (Angst und Ekel > Sozialphobie, außerordentliche/s Macht- und Trennungsstreben (Testosteronüberschuss) oder "Affenliebe" (Östrogenüberschuss)), das wusste eben noch kein damaliger Stoiker.

Usw..

Viel Erfolg beim Vergleichen!

Leider habe ich keine Ahnung von derart hochkomplexen Themen.
Aber von dem, was ich darüber kurz angelesen habe, glaube ich, das es in einer sehr einfacheren Form praktizierbar ist:
Mit Marshall Rosenbergs "Gewaltfreie Kommunikation" .
Leider hört oder liest man nicht viel darüber, obwohl es so einfach, wie schön ist.