Was bemerkst du als erstes wenn du die Welt betrachtet?

Emi1907  24.08.2023, 21:31

Hi meinst du so aktuell wenn es beispielsweise sowas morgen passiert

Smaug681 
Beitragsersteller
 24.08.2023, 21:52

Ja

12 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich bin schon länger nicht mehr an einem Bahnhof gewesen. Die Orte, die ich im täglichen Leben ansteuern muss, sind alle in wenigen Minuten zu Fuß erreichbar. Dennoch kann ich mich an die Tage erinnern, an denen ich oft zum Beispiel am Frankfurter Hauptbahnhof, am Müncher Hauptbahnhof, an einem kleineren Bahnhof, der vielleicht nur wenige Gleise hatte, an einer S-Bahn Haltestelle oder sonst an einem Bahnhof gestanden habe.

Im Endeffekt steht das, was man wahrnimmt und was einem zuerst auffällt, stark im Zusammenhang mit der eigenen Person. Fühlt man sich gerade gut, hat man in letzter Zeit kaum negatives Erfahren, weniger Stress oder andere Dinge, die einen beschäftigen, kann es durchaus sein, dass man die Umgebung deutlich wacher und farbenfroher wahrnimmt, dass man die Menschen, die mit einem am Gleis stehen, mit deutlich anderen Augen betrachtet, als wenn man in den letzten Tagen oder Wochen ständig unter Stress stand und einschneidende, tiefgreifende, negative verarbeitet.

Aber deine Frage bezog sich meiner Auffassung nach, nicht darauf, was man grundsätzlich wahrnimmt, sondern was wir als Nutzer aktuell wahrnehmen. Daher werde ich mir Mühe geben und mir vorstellen, was ich jetzt wahrnehmen würde.

Es ist 11.00 am Vormittag. Ich sitze auf einer Bank und sehe mich um. Der Bahnhof ist wie sonst auch ein Gebäude aus grauem Stein. Überall sehe ich Logos und Reklame, Werbung von Firmen und Produkten, die kein Schwein braucht, die aber dennoch genug Menschen kaufen und beauftragen, weil sie es für sich als nötig empfinden. Burger, die als gesund und lecker für viel zu hohe Preise angeboten werden. Zeitungen, die in einem Jahrhundert, das von Smartphones und Computern scheinbar dominiert werden, ihre teilweise schon ketzerisch wirkenden Botschaften kundtun. Partnerbörsen, die wie Hookup Apps wirken, mit ihrem Aufruf, sich beim GV besser zu schützen. Hautcremes, die völlig Fremden erklären, dass ein juckender Genitalbereich nicht normal ist. Ein paar Menschen tummeln sich auf dem Bahnhof. Sie stehen vor den zahlreichen Straßenverkaufsständen, die übertrieben fettiges Essen anbieten. Sandwiches, die nur so vor Mayonnaise triefen, Backwaren, mit wenigen winzigen Speckwürfeln, die von Massen an Discounterkäse überbacken wurden. Auf dem Boden zu meinen Füßen liegen ausgedrückte Zigarettenstümmel. Die Tauben streiten sich um Brezelkrümel und heruntergefallene Pommes Frites.

Alle halbe Stunde hetzen Fahrgäste mit ihren Koffern, Taschen, Rucksäcken zu den angefahrenen Zügen. Manche riechen noch nach dem Parfüm, welches sie sich am Morgen noch aufgetragen haben, andere dagegen stinken bereits nach Stunden altem Schweiß und der Wäsche von Vortagen. Das wilde Stimmenchaos übertönt fast die Ansagen über die Lautsprecher, die einmal mehr bekannt geben, dass der nächste Zug Verspätung hat oder gar nicht fährt.

Es mag noch Sommer sein, doch die ankommenden Züge wirbeln die Luft auf, die energisch auf jene zustürmt, die sich langsam mit ihrem Gepäck an den Gleisen versammelt haben. Der Himmel ist grau und dunkle Wolken marschieren wie ein Heer auf das Bahnhofsgelände zu. Lautstarke Telefonate, ein Baby das schreit. Neben mir steht ein Typ, der wohl gerade aus dem Fitnessstudio kommt und dem Chaos mit In Ear Ohrsteckern entzieht, die irgendeinen Song auf Spotify wiedergeben, dass ich zum tausendsten Mal gehört habe.

Ich sitze auf dieser Bank und beobachte das Treiben am Vormittag, doch das Erste und letzte, was ich wirklich bemerke, sind die Zeiger meiner Uhr. Mal weisen sie mich darauf hin, dass es 11.00 vormittags ist, mal dass ich mir umsonst die Mühe gemacht habe, mit verletzten Beinen zum Gleis zu sprinten, nur um dann durch den Ausfall meines Zuges erneut enttäuscht zu werden. Ich bin genervt und aufgrund persönlicher Erfahrungen starre ich die Menschen misstrauisch an, als sie mein Blickfeld kreuzen. Ich starre sie an, doch im selben Augenblick überlege ich, ob sie wohl das Gleiche denken wie ich. Ich werde es wohl nie erfahren.

Vielleicht etwas zu dick aufgetragen, aber das könnte legitim sein, was ich wahrnehme und bemerke, wenn ich jetzt am Bahnhofsgleis sitzen würde.

Ich denke, in einer Stunde ist High Noon und dann geht wieder das Revolverschießen im Film "12 Uhr Mittags" los.

Hi da sich das am bahnhof abspielt bin ich extrem traurig


Smaug681 
Beitragsersteller
 24.08.2023, 22:02

Warum?

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Smaug681 
Beitragsersteller
 24.08.2023, 22:07
@HalloKao

Was soll an einem Bahnhof traurig sein. Es ist doch faszinierend was wir Menschen geschaffen haben

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Hi Ich bin ehrlich ich beobachte alles mögliche die Menschen den Boden den Himmel alles mögliche aber eher im negativen Sinne

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Mein Handy, um jeglichen Augenkontakt zu vermeiden ;)