Warum wird in der Schule auf naturwissenschaftliche ODER sprachliche „Begabung“ geschworen?
Schon ganz früh wird einem immer erzählt, dass man entweder sprachlich oder naturwissenschaftlich begabter ist. Wenn man Mathe oder Biologie nicht konnte, hat man gesagt „Ja, dann bist du wohl eben sprachlich begabt und kannst da bessere Noten kriegen“ oder andersrum.
Im Abitur auch. Da hatte man dann die Auswahl zwischen einem naturwissenschaftlichen oder sprachlichen Schwerpunkt. Ich verstehe nicht, wieso man es so handhabt.
Es haben viele Probleme damit, sich zu entscheiden, was sie später im Leben anfangen wollen, und bei der Studiengangwahl tun sich viele (zurecht) schwer. Ich halte die Differenzierung von beiden Zweigen als eine Art das ganze zu verkomplizieren.
Ich zum Beispiel hatte Englisch und Bio LK, und meine Fächerwahl war bis zu meinem 11. Jahr ohne Schwerpunkt. Da ich dann zwei Zusatzkurse belegen musste, habe ich Chemie abgewählt, sodass mein Schwerpunkt sprachlich wurde. Zu dem Zeitpunkt war ich aber, dank der Schule, der festen Überzeugung dass ich naturwissenschaftlich „begabt“ bin, durch meine sehr guten Noten in Mathe und der Fähigkeit die komplexeren Vorgänge im Bio LK zu verstehen.
Nach meinem Abitur hatte ich also vor etwas naturwissenschaftliches zu studieren, aber tief im Inneren hätte mich das nicht glücklich gemacht.
Also musste ich sehr lange für mich überlegen was ich studieren könnte, was mich sehr interessiert. Ich kam auf Jura und bin nun im 3. Semester und sehr glücklich damit.
Aber durch die Idee, dass man nur in einem Bereich gut sein kann, was so lange von der Schule übermittelt wurde, hatte ich am Anfang lange gezweifelt ob das auch das Richtige ist. Das ging so weit, dass ich dachte ich „dürfte“ kein Jura studieren, weil es ja keine Naturwissenschaft ist also es nicht zu meinem Bereich passt.
Ich habe das Gefühl dass dadurch viele, die wie ich beides mögen, nicht genau wissen wie sie bei der schon so schweren Frage, was sie machen sollen, überfordert sind.
Wie findet ihr das? Denkt ihr diese Differenzierung, die einem lange erzählt wird, macht alles schwerer oder ergibt das Sinn?
Ist diese Denkweise nicht auch veraltet?
Das Ergebnis basiert auf 5 Abstimmungen
2 Antworten
![](https://images.gutefrage.net/media/user/Rubezahl2000/1444749506_nmmslarge.jpg?v=1444749506000)
Mathe und Englisch sind die wichtigsten Fächer für die meisten zukunftssicheren Studiengänge und Berufe.
Man kann z.B. kein mathematisch / technisch / naturwissenschaftliches Fach vernünftig studieren, wenn man nicht gut in Englisch ist, weil ein Großteil der Fachliteratur und viele Veranstaltungen in Englisch sind.
Deshalb ist so eine Trennung völlig schwachsinnig.
Schülern den Eindruck zu vermitteln, dass es ausreichen würde, wenn sie in EINER der beiden Richtungen, also Sprachen ODER Naturwissenschaften gut sind, das ist total absurd und geht völlig am realen Bedarf vorbei
Dass das trotzdem so läuft, das zeigt mal wieder, wie realitätsfern – und insbes. wie ahnungslos in Bezug auf Wirtschaft und Arbeitsmarkt – all diejenigen sind, die für Bildung verantwortlich sind.
![](https://images.gutefrage.net/media/user/Spikeman197/1576445360706_nmmslarge__0_0_128_128_309ddb83a23bdfb459cac3e5bfad813d.jpg?v=1576445361000)
nun ja...manche sind auch in vielen Bereichen begabt, oder in keinem...
Trotzdem ist es häufig so, dass man nur eine Teilbegabung hat, während man in einem anderen Bereich eher unterdurchschnittlich begabt ist.