Warum werden vermeintlich "schwache" Menschen oft gemobbt oder schlecht behandelt?

17 Antworten

Leute die andere mobben haben selbst ein eher niedriges Selbstwertgefühl. Um es zu pushen, mobben sie andere. Je mehr Selbstbewusstsein und/oder Selbstwertgefühl jemand hat, desto größer ist die Chance, dass er/sie sich erfolgreich gegen das Mobbing wehren kann, deshalb werden eher die mit weniger davon Opfer von Mobbing. An psychische Krankheiten denken Mobber nicht, auch nicht daran dass Mobbing diese zur Folge haben kann.

Eine Frage, die einen sehr zum Grübeln bringt.

Obwohl es gute Eigenschaften sind, wenn man gutmütig, großzügig und nachgiebig ist, wird man sehr leicht ausgenutzt, wenn man sich nie durchsetzten oder mal Nein sagen kann. Das sind Dinge, die meiner Meinung nach jeder lernen muss bzw leider gezwungen ist zu lernen, wenn er im Leben weit kommen will.

Aber ich halte Menschen, die von jemandem niedergemacht werden nicht für schwach. Viel mehr werden sie in eine Rolle hineingezwängt, aus der sie sehr schwer wieder herauskommen. Meist ist es eine Gruppe gegen wenige oder im schlimmsten Fall, gegen einen. Wie kann man sich auch allein gegen die Mehrheit zur Wehr setzen? In diese Opferrolle werden sie nicht zwingend mit Gewal hineingepresst, sondern viel mehr durch psychische Folter. Wenn ein Mensch jeden Tag zu hören bekommt, dass er hässlicher, fetter, dümmer oder sonst irgendwie schlechter als alle anderen ist, dann fängt er irgendwann an, es zu glauben. Wenn alle das sagen, dann muss es ja stimmen? Deswegen haben Menschen, die gemobbt oder sonst irgendwie fertiggemacht werden ein geringes Selbstbewusstsein und somit werden sie von anderen als schwach wahrgenommen.

Warum mobbt man jemanden? Ich bin davon überzeugt, dass kein Mobber diese Frage beantworten könnte. Denn es ist ein primitiver Grund. Jemanden fertigzumachen ist keine durchdachte und bewusste Handlung. Wer das tut, fühlt sich auf irgendeine Weise minderwertig. Und auf eine widerliche Art geht es ihm besser, wenn jemand anderes noch schlimmer dran ist. Wenn es mir nicht gut geht, dann darf es auch keinem anderen gut gehen. Ihr eigenes Selbstwertgefühl wird dadruch angehoben, dass sie jemand anderes genauso leiden lassen, wie sie selbst innerlich leiden.

Ganz klar - es ist einfach.

Meist handelt es sich bei diesen Menschen um jene, die nicht sonderlich wehrhaft sind. Sie geben wenig bis gar kein Konter oder wehren sich auf einem anderen Wege - wo kein Kläger, da kein Richter. Zudem zeigen sie auch oftmals eine Reaktion. Meist sind es sehr sensible Reaktion wie heulen oder um ein verzweifeltes Bitten, dass die anderen damit bitte aufhören.

Es geht also, so die Einschätzung der Täter, keine Gefahr von dieser Person aus und zudem gibt es zu jeder Handlung auch eine direkte Resonanz.

Weiterhin liegen oft die Angriffsflächen offen oder lassen sich, eben durch die Resonanz, schnell ausmachen. Wenn jemand zum Beispiel ein wenig mehr wiegt, mollig oder dicklich ist und auf Sprüche, die sich darauf beziehen, sensibel reagiert, dann weiß ich als Täter sofort, dass ich einen Wunden Punkt getroffen habe.

Das macht diese Menschen zum Spielball. Sie lassen sich praktisch steuern. Als Täter brauche ich nur bestimmte "Knöpfe zu drücken" und weiß, welche Reaktion ich damit hervorrufen kann. Machtbedürfnisse können an dieser Person also ausgelebt werden und damit wären wir auch schon beim Ego. Ich kann mich über einen anderen Menschen erheben, mich als mächtig erleben und mich zudem auch einer Gruppe zugehörig fühlen.

Mobbing ist meist keine Handlung die nur von einem ausgeübt wird. In nahezu allen Fällen steht eine ganze, oftmals wachsende, Gruppe dahinter. Die meisten Menschen wollen auch nicht alleine sein, eine Zugehörigkeit zu irgendeiner Gruppe ist vielen wichtig. Ab diesem Zeitpunkt wird das Opfer mehr Mittel zum Zweck. Es geht nur noch darum Teil der Gruppierung zu sein. Beispielsweise kann ich einen "Scherz" auf kosten des Opfers halten und mit ein wenig Glück ernte ich damit schallendes Lachen der Anderen. Ich gehöre also dazu.

Das ist auch der Grund warum viele nachträglich, wenn man sie fragt, sagen, dass sie gar nicht genau wissen, warum sie eigentlich mitgemacht haben. Sie haben im Prinzip gar nichts gegen die betroffene Person aber sie musste herhalten im Sinne des Gruppenzwangs für eine Gruppenzugehörigkeit.

Am Ende läuft es immer darauf hinaus - Ich möchte nicht zum Opfer werden, also werde ich zum (Mit-)Täter.

Dabei ist die Verfassung des Opfers völlig uninteressant. Das wird frühestens zu dem Zeitpunkt thematisiert, wenn etwas passiert ist und dann "war das ja alles gar nicht so gemeint" und "niemand wusste das es ihr so schlecht geht" - Ausblendung und Verblendung par excellence.

Grüße.


purehaate 
Beitragsersteller
 09.09.2015, 18:33

danke für deine sehr ausführliche antwort,die das ganze sehr deutlich erklärt :)

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Viele mobben auch ohne Grund, weil einer anfängt und sie kennen den anderen, also den "Gemobbten" gar nicht, sie wolle einfach dazugehören, weil sie Angst haben, sonst selber gemobbt zu werden.

Mobber suchen sich in der Regel Leute raus, die ihnen Angriffsfläche bzw. ein Forum bieten, also schüchtern und unsicher wirken, vllt. auch Außenseiter sind.. Leute von denen man denken kann, diese seien leichte Opfer, sie wehren sich sowieso nicht, schweigen aus ANgst, sind beherrschbar & lassen alles mit sich machen.. das ist insofern tatsächlich instinktiv!

Es gibt zwar auch Gemobbte, die sich über ihr abweisendes/unsoziales Verhalten selbst in die Außenseiterrolle bringen, aber das ist ein anderes Thema für sich..

Ein Mobber wird tätlich indem er mobbt, damit er sich selber besser fühlt indem er andere diffamiert bzw. das Gefühl bekommt über andere herrschen zu können die schwächer sind als er bzw. die sich nicht wehren.. die meisten Mobber sind dabei ganz arme Leute, die selber irgendwelche Probleme haben & diese Kompensieren müssen.. oder machen sie es aus Spaß weil sie eine seeeeeeeeeeehr schräge Defintion von "Humor" haben & sich nix dabei denken, habe ich beides schon in meinem Umfeld miterlebt.

Eine Mobberin, die ich kannte war dabei unglaublich professionell auf zweifelhafte Art und Weise, die hat an allen (!) anderen Leuten gezielt Schwächen gesucht, auf denen sie Mobbing aufbauen konnte bzw. mit denen sie die anderen verunglimpfen konnte & am Ende eine ganze Klasse unter der Fuchtel gehabt, mehr oder weniger war das sogar "diktatorisches Psychomobbing", aber das tat sie so unterschwellig, dass selbst manche Lehrer Angst vor ihr hatten, zumal sie sich selbst bei denen stets als anspruchslose, etwas bärbeißige aber gutherzige Person "inszenierte". Es war echt erschreckend, fiel in der Ausbildungsklasse einer Freundin von mir vor.

Vielleicht kann ein Spruch, den ich mir in meinen Kalender schrieb & der an meinem Schreibtisch hängt, etwas erklären ---------------->

"Man wird nicht dadurch besser, dass man andere schlechtmacht!"

Ich glaube der stammt von Heinrich Nordhoff, der mal Chef von VW gewesen ist.. da steckt seeeeeeeeeeeeehr viel Wahrheit drin, eig. alles Wesentliche zu dem Thema! Man kann das sowohl auf Mobbing beziehen als auch darauf umwälzen, dass man niemandem Fehler ankreiden sollte, die man selber auch macht.

Allerdings wird ein typischer Mobber diesen Spruch nicht kapieren (wollen) oder einen auslachen, wenn man ihm als Wink mit dem Zaunpfahl sowas in der Art sagen würde. Dessen bin ich sicher!