Warum war Hitler gegen den Marxismus, wenn er trotzdem ähnliche Interessen hatte?

5 Antworten

Hitler und seinen Gefolgsleuten blieben nur wenige Möglichkeiten zum Versuch der Machterhaltung. Die Wirtschaft war im Grunde nach der Weltwirtschaftskrise bankrott - der wachstumsabhängige Kapitalismus in seiner Endphase angekommen, denn grenzenloses Wachstum ist unmöglich.

Sobald die Ausbeutung der Natur und der Menschen nicht mehr gesteigert werden kann, braucht man andere "Feindbilder". Durch Eroberung und Zerstörung kann wieder Voraussetzung für Wirtschaftswachstum geschaffen werden - natürlich wieder nur auf Kosten anderer Menschen.

Die aus dem Marxismus stammenden "Parolen" wurden nur verändert angewendet, um die Massen für die fatale Ideologie zu begeistern.

Er hat den Begriff Volksgemeinschaft nur dazu benutzt, das Volk auf seine Ziele einzuschwören. Gleichberechtigt und klassenlos waren die Menschen dadurch keineswegs, was man ja an den drastischen Verboten und Strafen sieht für Alle, die eine andere Meinung hatten.

Wo siehst du da ähnliche Interessen? Die Nazis beharrten auf das Führerprinzip, waren deutlich antirassistisch und antisemitisch, bildeten einen quasireligiösen Personenkult um Hitler herum, bauten Nationalstolz aus und wollten Deutschlands grenzen ausdehnen, Hitler sah den Kriegsdienst als oberste Priorität an, während er Gebildete (StundentInnen) verachtete. Das ist so weit entfernt von klassenloser Gesellschaft oder gar marxistischer Theorie, dass ich mich frage wie man auf sowas kommt. Allein schon bei "Arbeitnehmer und Arbeitgeber" schließt sich der Kommunismus von alleine aus. Gleichberechtigung hat mit Marxismus und klassenlos gar nichts zu tun. Bist du dir sicher, dass du weißt was man (einE KommunistIn) sich unter Kommunismus vorstellt?


Enybody 
Beitragsersteller
 10.06.2015, 22:45

Vielen Dank für deine direkte Antwort.. Hätte etwas freundlicher sein können! 

Das was du geschrieben hast, ist mir schon klar. Hitler propagierte das Ideal der ''Volksgemeinschaft'' , in der alle Interessen und sozialen Gegensätze zugunsten einer auf der prinzipiellen Gleichheit  aller ''Volksgenossen'' beruhenden ''Kampfgemeinschaft'' aufgehoben seien. Er hat es dem Volk so gesagt, das heißt ja nicht, dass es wirklich so war! Aber er hat dem Volk klar gemacht, dass dies seine Haltung ist! Ich möchte auch gar nicht darstellen, dass er kein Antimarxist war. 

Das Motto der Marxisten und der Nationalisten ist: ''Alle sind gleich'' (Bei Hitler traf dies nur in seiner ''Volksgemeinschaft'' zu) Das habe ich eben außer Acht gelassen und daher kam meine Frage. Hat sich nun geklärt.

Und in meinem Geschichtsbuch steht geschrieben, dass Gleichberechtigung schon was mit dem Marxismus zu tun hat. Und ich weiß was Kommunismus ist. Ich bin nicht blöd.

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alashatt  10.06.2015, 23:12
@Enybody

Wenn dir meine Antwort unfreundlich erschienen ist, dann tut es mir leid. War auf jeden Fall nicht so gemeint. Der Begriff impliziert bereits das, was er aussagt, ich zitiere aus Wikipedia:

Volksgemeinschaft bezeichnet in völkischen Ideologien die homogene Einheit eines primär rassisch beziehungsweise ethnisch verstandenen Volkes. (...) Dabei war die Zugehörigkeit zur arischen Rasse zwar eine notwendige Bedingung für die Zugehörigkeit zur (deutschen) Volksgemeinschaft, aber sie war nicht hinreichend. Die Volksgemeinschaft war eine Gesinnungsgemeinschaft, die das Bekenntnis zur Weltanschauung des Nationalsozialismus erforderte.

Die Ablehnung anderer Ethnien, Religionen und Kulturen, die rassische Ideologie, die faschistische Vorstellung von Gleichheit, sowas ist dem Marxismus weltfremd. Es wird sich nicht nur das falsche Feindbild geschaffen - der Marxismus vermittelte, dass die Grenzen nicht zwischen den Völkern, sondern zwischen den Klassen liegen -, diese Vorstellung ist vor allem auch völlig menschenfeindlich.
Wenn im Faschismus von Gleichheit oder Kollektivismus die Rede ist, dann ist das die Aufopferung des Individuums zum Wohl der Masse. Jemand hat eine Behinderung und kann nicht arbeiten? Ab in die Gaskammer. Die sozialistische Gleichheit beinhaltet Pluralismus und Individualismus durch ökonomische, soziale und politische Gleichheit zwischen jedem einzelnen Menschen, bedeutet gemeinschaftliche Teilhabe an Produktion ohne Ausbeutung, Angleichung der Lebensstandards und Möglichkeit zur politischen Partizipation und Entfaltung ohne Herrschaft unterlegen zu sein. Was allerdings stimmt ist, dass die Nazis sich gerne an linken Parolen bedienten und sie nutzten, um Einfluss zu gewinnen, aber verkürzten, um ihren Prinzipien treu zu bleiben.
Dass in deinem Geschichtsbuch unpräzise Fakten zum Marxismus stehen, wundert mich ehrlich gesagt nicht. Bei dem Thema werden viele Abstraktionen gemacht, darunter auch die Gleichberechtigung. Der Witz ist: In jeder bürgerlichen Demokratie hat man sich schon immer auf Gleichberechtigung berufen, sowohl Grundgesetz als auch die Menschenrechtscharta der UN propagieren Gleichheit zwischen Geschlechtern, Ethnien, Religionen etc. Diese Gleichheit besteht aber dann in der Gleichheit vor dem Gesetz. Reale, also faktische Gleichheit geht nicht immer mit Gleichberechtigung einher. Siehe dazu Marx:

Ein Arbeiter ist verheiratet, der andere nicht; einer hat mehr Kinder als der andere etc. etc. Bei gleicher Arbeitsleistung und daher gleichem Anteil an dem gesellschaftlichen Konsumtionsfonds erhält also der eine faktisch mehr als der andere, ist der eine reicher als der andere etc. Um alle diese Missstände zu vermeiden, müsste das Recht, statt gleich, vielmehr ungleich sein.

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Enybody 
Beitragsersteller
 10.06.2015, 23:45
@alashatt

Vielen Dank für die Antwort! Ich bin nun etwas schlauer :) 

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jedes Regime braucht ein Feindbild, um die eigene Ideologie und Macht zu stärken bzw. zu rechtfertigen. Bei Hitler war es halt das Judentum und der Kommunismus.


Schloemer  11.06.2015, 08:24

So ist es. Dazu kommt noch, dass sich in der Weltwirtschaftskrise 1930 der Kapitalismus mit seinem Wachstumszwang in seiner "Endphase" befand. Die Schulden  hatten bereits eine Höhe erreicht, dass dem Regime nur die Flucht nach vorne - in den Krieg - blieb.

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Weil die Interessen ähnlich, aber eben nicht gleich waren.