Generell kann der Begriff "Kapitalismuskritik" sehr breit verstanden werden, da das vor allem auch eine Frage der "Definition" von Kapitalismus ist. Verfechter der sogenannten "sozialen Marktwirtschaft" würden was von einem reinen Kapitalismus und einer Synthese zwischen diesem und dem Sozialismus erzählen. Die einzige konsequente Kritik am Kapitalismus, die dann zwar umfassend ist, dafür aber auch den Kern der Sache trifft, findet man in der marxistischen Literatur. Natürlich sage ich das alles hier als Marxist und dann kann man mir meinetwegen zu Recht Voreingenommenheit zuschreiben. Deshalb richtet sich meine Antwort auch vor allem an diejenigen, die sich an die marxistische Perspektive herantrauen.

Wer das tut und den Marxismus/Sozialismus wirklich verstehen will, kommt um philosophische und - damit einhergehend - wissenschaftliche/epistemologische Kontroversen nicht herum. Der Punkt von Marx (und Lenin, Engels und jedem anderen Kommunisten, der die Kohärenz seiner Ideologie wahrgenommen hat) ist, dass man eine Kritik am Kapitalismus nicht von einer, wie Marx selber es formuliert, "rücksichtslosen Kritik alles Bestehenden" trennen kann. In anderen Worten, Kapitalismuskritik spielt sich nicht rein auf ökonomischer oder auch politischer Ebene ab, sie erfordert eine Kritik der bestehenden Gesellschaft im weitesten Sinne - d.h. einschließlich ihrer Moral, ihrer Kultur, ihrer ideologischen Standpunkte (d.h. ihres Bewusstseins) etc. pp. Deshalb greifen Sozialisten beispielsweise auch das Konzept der Familie an, deshalb ist der (dialektische) Materialismus ein essentieller Bestandteil des Marxismus, deshalb beteiligen Marxisten sich auch an Kontroversen in der (Natur-)Wissenschaft usw.

Aus dem Grund würde ich nicht empfehlen, mit Marx' Hauptwerk, dem Kapital, zu beginnen. Nicht nur, dass die Lektüre an sich schon ziemlich schwierig und komplex ist und beim ersten Lesen viele Missverständnisse nicht ungewöhnlich sind; allein deswegen sollte man erstmal mit anderen ökonomischen Abhandlungen von Marx beginnen. Vor allem aber wird das Verständnis vom Kapital für immer unvollständig bleiben, wenn man es nicht im Kontext seiner essentiellen (philosophischen, ideologischen etc.) Grundlagen begreift. Es gibt heute sehr, sehr viele Erläuterungen der und Abhandlungen zur marxistischen Wirtschaftswissenschaft. Aber wer Marx' Kritik der politischen Ökonomie auf rein empirischer Ebene angeht, kann es genauso gut sein lassen. Entweder will man den Sozialismus in seinem gesamten Umfang, in seiner Relation zu allen Aspekten der menschlichen Praxis begreifen oder man wird ihn nie begreifen. Was dazwischen gibt es nicht.

Es sollte deswegen nachvollziehbar sein, dass, wenn ich hier jetzt einige Einstiegslektüren empfehle, die ich für geeignet halte, man hier nicht nur Kritik an der Kapitalakkumulation oder der Konsumgesellschaft findet, sondern auch und vor allem welche, die ich jedem nahelegen würde, der sich generell mit dem Marxismus und nicht "nur" explizit mit Kapitalismuskritik beschäftigen will.

Als allgemeinen Einstieg sollte man das Kommunistische Manifest und Engels' Anti-Dühring + sein "Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft" gelesen haben, um die "Basics" des Marxismus zu verstehen. Dazu auch "Staat und Revolution" und "Materialismus und Empiriokritizismus" von Lenin. Eine gute Einführung in die marxistische Ökonomie ist denke ich Marx' "Lohn, Preis, Profit" und Peter Deckers Vortrag: 

https://youtube.com/watch?v=jVVNVwcWlic

Übrigens ist der Kanal vom GegenStandpunkt generell sehr zu empfehlen.

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Ich zitiere mal aus den Antworten, die ich früher mal gegeben habe:

Die Lohnarbeiter produzieren Waren, dessen Wert insgesamt größer ist als der Wert ihrer Arbeitskraft (ihr Lohn). Das liegt ganz einfach daran, dass das Unternehmen nicht nur seine Arbeiter bezahlen, sondern auch zum Beispiel Gewinn machen und Zinsen, Miete etc. zahlen muss. Dieser produzierte Mehrwert soll durch den Verkauf dieser Waren in Form von Geld zurückfließen, welches der Kapitalist (das Unternehmen) dann als Kapital einsetzt, um die Produktion zu erweitern [...]

https://www.gutefrage.net/frage/hey-kann-mir-jemand-sagen-was-mit-dem-begriff-akkumulation-bzw-ueberakkumulation-gemeint-ist?foundIn=list-answers-by-user#answer-200633329

Schon der kapitalistische Produktionsprozess an sich funktioniert nur so, dass Lohnarbeiter mehr Wert produzieren, als sie ausgezahlt bekommen. Diese Mehrwertproduktion ist das, was Marx als (kapitalistische) Ausbeutung bezeichnete. Die ist also auch in westlichen Ländern ziemlich üblich und hängt gar nicht vom Gehalt ab - denn dass die Unternehmen neben ihrer Pflicht, den Lohn auszuzahlen, auch Gewinn machen, verzinste Kredite tilgen und Miete zahlen müssen, lernt man mehr oder meist weniger direkt in jedem BWL-Kurs. Um dafür aufkommen zu können, setzt man sich als Unternehmer natürlich nicht selbst an die Produktionsmittel, sondern entwickelt Strategien, wie man möglichst viel Umsatz erreicht, sprich die von den Lohnarbeitern gefertigten Waren am besten verkauft - das heißt, wenn man derartige Aufgaben nicht schon an eine Marketingabteilung abgegeben hat.

https://www.gutefrage.net/frage/ist-der-kapitalismus-auf-ausbeutung-aufgebaut?foundIn=list-answers-by-user#answer-199055769

Kurz formuliert: Die Lohnarbeiter produzieren eine Menge von Waren, die insgesamt einen bestimmten Wert x haben. Dafür erhalten sie ihren Lohn, der jedoch meist deutlich, aber wohl zwangsläufig immer unter dem Wert x liegt.

Man sollte dazu sagen, dass das nicht einfach der Gewinn und auch nicht die Differenz zwischen Umsatz und Lohn ist. Auch, wenn die Waren gar nicht auf dem Markt verkauft wurden, fand notwendigerweise eine Mehrwertproduktion statt, die sich nur nicht in Geld umgewandelt hat. Mehrwertproduktion ist also im kapitalistischen Produktionsprozess allgegenwärtig und überhaupt ihr Fundament (es gibt heute Ausnahmen, die sich gerade entwickeln, die aber auch nicht wesentlich besser sind - aber das ist ein vollkommen anderes Thema, was ich hier nicht anschneiden will).

Und was man unbedingt hinzufügen sollte, ist, dass der Mehrwert nach Marx rein gar nichts mit der Mehrwertsteuer zu tun hat. Das haben hier einige Leute verwechselt.

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Wenn es um die Märzrevolution geht, gehörten die Liberalen und die Demokraten zuerst demselben Lager an, spalteten sich irgendwann jedoch aufgrund von Meinungsverschiedenheiten. Die Liberalen wollten eine konstitutionelle Monarchie und nur Wohlhabende wählen lassen, die Demokraten forderten eine Republik und gleiches Wahlrecht für alle.

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Mit Akkumulation (=Anhäufung) ist hier wahrscheinlich die Kapitalakkumulation gemeint, die sich gemäß Marx durch die Mehrwertproduktion ergibt: Die Lohnarbeiter produzieren Waren, dessen Wert insgesamt größer ist als der Wert ihrer Arbeitskraft (ihr Lohn). Das liegt ganz einfach daran, dass das Unternehmen nicht nur seine Arbeiter bezahlen, sondern auch zum Beispiel Gewinn machen und Zinsen, Miete etc. zahlen muss. Dieser produzierte Mehrwert soll durch den Verkauf dieser Waren in Form von Geld zurückfließen, welches der Kapitalist (das Unternehmen) dann als Kapital einsetzt, um die Produktion zu erweitern, z.B. durch neue Produktionsmittel oder durch den Erwerb weiterer Arbeitskraft. Überakkumulation bedeutet in dem Fall dann, dass zu viel Kapital angehäuft (und folglich auch eingesetzt) wird, sodass es zu einer Überproduktion kommt: Es existiert ein zu großes Angebot an Waren, für das es eine zu geringe Nachfrage gibt - die Waren werden nicht verkauft, das Unternehmen macht keinen Gewinn, es kommt zur Krise. Ob Marx den Begriff "Überakkumulation" wirklich verwendet hat, weiß ich nicht, er hat aber auf jeden Fall diese Art von Krisen analysiert.

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Die Grünen haben sicherlich andere Gründe als ich, aber:

Ich sehe Patriotismus als eine Grundvoraussetzung um zufrieden zu sein.

Wenn sich erst durch Patriotismus eine Zufriedenheit ausdrückt, was gut sein mag, dann ist es zumindest für ideologiekritische Menschen der falsche Ansatz, sich dem ohne es zu hinterfragen hinzugeben. Mir stellt sich da die Frage, wieso man ohne Patriotismus überhaupt unzufrieden ist. Es muss ja offensichtlich Probleme geben, die der Nationalstolz überdeckt, um den Anschein zu erwecken, dass alles in Ordnung sei. Konsequente Ursachenerforschung steht bei mir über Symptombekämpfung. Ich würde gar nicht bezweifeln, dass ich mit ein bisschen Nationalstolz zufriedener wäre. Ich will aber gar nicht zufrieden sein, was in dem Fall heißt, verbesserungswürdige Umstände erträglich zu machen.

So wie man sich selbst lieben muss, um jemand anderes lieben zu können, muss man doch auch sein Land lieben, um andere Länder lieben zu können.

Das kann sehr gut sein, aber wieso überhaupt irgendein Land lieben? Dafür habe ich überhaupt keinen Grund. Staat und Nation sind keine Gottesgaben, sondern historische und soziale Konstrukte, deren Fetischisierung nur ihrer Aufrechterhaltung dient. Ich will über die Notwendigkeit von Schubladendenken hinauskommen und mich nicht darin verfangen. Man braucht Patriotismus, um Länder lieben und hassen zu lernen, man braucht ihn hingegen nicht, um Menschen beurteilen zu können.

Es ist für mich auch eine Art Synonym für Identifikation und genau diese Identifikation hat bei mir einen sehr hohen Stellenwert.

Es ist eine Identifikation, nicht nur "eine Art Synonym". Aber warum ausgerechnet als Deutscher? Warum nicht nach denselben Kriterien als (je nach Bundesland austauschbar) Niederrheiner oder Europäer oder - Gott bewahre - Weißer? Das ist doch (theoretisch) vollkommen willkürlich (praktisch gibt es natürlich Gründe dafür, die bei weltlichen Faktoren zu suchen sind, aber das lasse ich mal außen vor). Nein, das ist mir viel zu irrational, als dass es bei mir einen sehr hohen Stellenwert haben könnte.

man sollte doch eig stolz sein, Deutscher zu sein, genauso wie ein Italiener stolz ist, Italiener zu sein.

Ist ein Italiener denn stolz darauf, Italiener zu sein? Ich glaube kaum, dass man da alle in einen Topf werfen kann, ich könnte dir ein paar Italiener nennen, die auf Patriotismus spucken. Was mir hier aber auffällt, ist, wie selbstverständlich du Staaten und Nationen hinnimmst. Das sind sie nicht. Italien als Nationalstaat gab es erst ca. 1860, Deutschlands Einigung war auch erst etwa 10 Jahre später. Früher hat es dort Römer und Germanen gegeben, die U.S.A. musste sich erst von England loslösen und soll ein kurdischstämmiger Türke eigentlich stolz auf die Türkei sein oder mit den anderen Kurden um die Unabhängigkeit kämpfen? Staaten (und Nationen) sind nicht selbstverständlich, sie sind vorübergehend. Patriotismus ist dazu da, das Leben in den verrotteten Gesellschaften, die sie zusammenhalten, tragbar zu machen.

Sonst ist man doch fehl am Platz wenn man sich hier nicht identifizieren kann, oder sehe ich das falsch?

Definiere "fehl am Platz". Der Staat will, dass ich einen gewissen Nationalstolz besitze, wird mehr oder weniger indirekt durch das Strafgesetzbuch abgesichert. Insofern hast du in gewissem Maße Recht. Ich sehe nur keine andere Möglichkeit, wenn ich mich in einer Welt voller Staaten mit keinem Land identifizieren möchte. Mein Ziel ist es schließlich auch nicht, Staaten aus moralischen Prinzipien abzulehnen, sondern über sie hinauszuwachsen. Dazu muss man ihre (vorübergehende) historische Notwendigkeit anerkennen.

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Punchline bedeutet wörtlich übersetzt "Pointe" - und darauf kommt es an, dass du etwas Unerwartetes bringst, was belustigt oder "trifft". Nimm dir jede x-beliebige Punchline von Kollegah und du siehst dasselbe Prinzip: Er sagt nicht einfach "Ich f*ck deine Mutter", sondern erzählt eine Art Witz:

Es ist der Mac, der dich zum Krüppel boxt/ Ich f*ck deine Mum und

Du kämpfst mit deiner Schwester um die beste Sicht am Schlüsselloch

http://www.songtexte.com/songtext/bushido-feat-kollegah-and-farid-bang/gangsta-rap-kings-34f6db3.html

Hier hat er einen (weil es auf die Pointe vorbereitet sogenannten) Vorbereiter ("Ich f*ck deine Mum"), den er mit "und du kämpfst mit deiner Schwester um die beste Sicht am Schlüsselloch" abschließt. So eine Struktur solltest du drin haben. Ein Tipp: Mach es umgekehrt. Denk zuerst über eine gute Pointe nach und überleg dir dann, wie du die gut vorbereiten könntest.

Das ist übrigens, wie immer in der Kunst, kein Gesetz, sondern eine Faustregel. Lines und insgesamt Texte können auch gut sein, wenn sie nicht streng dieser Struktur folgen. Wenn man das Prinzip aber erstmal verstanden hat, fällt es auch leichter etwas Eigenes, was davon abweicht, als gut bewerten zu können.

Bezüglich "schneller schreiben", da hilft wirklich nur Übung. Nimm dir Zeit dafür und erwarte nicht, dass du in wenigen Monaten mal eben die besten und innovativsten Lines schreiben kannst.

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  1. Eine Unterscheidung zwischen Sozialismus und Kommunismus zu machen, ist nicht immer ganz sinnvoll. Darauf wird bestanden, damit man nicht mit provokant auf Nordkorea gerichtetem Finger den Kommunismus mit einer Misswirtschaft unter einem diktatorischen Regime gleichsetzt. Entscheidend ist, dass man den Kommunismus so begreift, wie Marx und Engels ihn definiert haben: "Der Kommunismus ist für uns nicht ein Zustand, der hergestellt werden soll, ein Ideal, wonach die Wirklichkeit sich zu richten haben [wird]. Wir nennen Kommunismus diewirkliche Bewegung, welche den jetzigen Zustand [den Kapitalismus] aufhebt." (MEW 3, 35). Am Ende dieser Aufhebung steht dann eine klassenlose Gesellschaft. Um diese zu erreichen, wird aus marxistischer Sicht ein Staat notwendig sein. Hilfreich ist auch dieser Auszug aus "Staat und Revolution" von Lenin: "Hier sind wir bei der Frage des wissenschaftlichen Unterschieds zwischen Sozialismus und Kommunismus angelangt, die Engels in seiner obenerwähnten Betrachtung über die Unrichtigkeit der Bezeichnung „Sozialdemokraten“ berührt. Politisch wird der Unterschied zwischen der ersten oder niederen und der höheren Phase des Kommunismus mit der Zeit wahrscheinlich ungeheuer groß sein, doch wäre es lächerlich, jetzt, im Kapitalismus, diesen Unterschied hervorzuheben; ihn in den Vordergrund rücken könnten höchstens vereinzelte Anarchisten (falls unter den Anarchisten noch Leute übriggeblieben sind, die nichts hinzugelernt haben, nachdem sich die Kropotkin, Grave, Cornelissen und andere „Leuchten“ des Anarchismus auf „Plechanowsche“ Art in Sozialchauvinisten oder in Schützengraben-Anarchisten verwandelt haben – wie sich Ge, einer der wenigen Anarchisten, die noch Ehre und Gewissen bewahrt haben, ausgedrückt hat).Doch der wissenschaftliche Unterschied zwischen Sozialismus und Kommunismus ist klar. Was gewöhnlich als Sozialismus bezeichnet wird, nannte Marx die „erste“ oder niedere Phase der kommunistischen Gesellschaft. Insofern die Produktionsmittel Gemeineigentum werden, ist das Wort „Kommunismus“ auch hier anwendbar, wenn man nicht vergißt, daß es kein vollkommener Kommunismus ist. Die große Bedeutung der Erörterungen von Marx besteht darin, daß er auch hier konsequent die materialistische Dialektik, die Entwicklungslehre, anwendet, indem er den Kommunismus als etwas betrachtet, das sich aus dem Kapitalismus entwickelt. An Stelle scholastisch ausgeklügelter, „erdachter“ Definitionen und fruchtloser Wortklaubereien (was Sozialismus, was Kommunismus sei) gibt Marx eine Analyse dessen, was man als Stufen der ökonomischen Reife des Kommunismus bezeichnen könnte." https://www.marxists.org/deutsch/archiv/lenin/1917/staatrev/kapitel5.htm
  2. "Fabrikleiter" als gesellschaftliche Position wird es nicht mehr geben. Koordination und vielleicht auch Autorität sind im fortgeschrittenen Arbeitsprozess notwendig, aber die Aufgabe wird nicht für ein Individuum reserviert sein, sondern kann von jedem oder unter Umständen sogar gemeinschaftlich übernommen werden. Was mit den Fabrikleitern der kapitalistischen Gesellschaft passiert, hängt von ihren politischen Aktivitäten während der Revolution ab. Sie gehören der bürgerlichen Klasse an und werden sich höchstwahrscheinlich dem Kommunismus entgegenstellen.
  3. Das ist ziemlich viel auf einmal, ich versuch das mal der Reihe nach zu beantworten. Erstmal, nein, die kommunistische Gesellschaft beschränkt sich nicht darauf sich physisch zu reproduzieren. Kultur verschwindet nicht einfach und es gibt auch keinen Grund auf technologische Entwicklung zu verzichten. Produziert wird nach den Bedürfnissen der Gesellschaft, wie auch immer die aussehen mögen. Außerdem ist der Kommunismus keine Ideologie, die ausschließlich ins Industriezeitalter gehört. Man hat im 19. und 20. Jahrhundert aus offensichtlichen Gründen das Gewicht auf Fabriken, (industriellen) Arbeiter und Bauern gelegt, aber das Proletariat hat sich zumindest in den fortschrittlichsten Ländern strukturell verändert. Das bleibt von marxistischer Seite aus nicht ignoriert. Was dein Lehrer-Beispiel betrifft, erstmal ist "Lehrer" keine Klasse, zweitens gibt es im Kommunismus keine Arbeitsteilung mehr, man ist nicht, wie im Kapitalismus, dazu gezwungen, sich auf eine Berufung zu spezialisieren.
  4. Fabriken (generell Produktionsmittel) sollen in erster Linie vergesellschaftet werden. Das ist ein entscheidender Unterschied. Verstaatlichung gibt es auch im Kapitalismus, das hat aber keine sozialistischen Züge. Die Gesellschaft soll sich mithilfe des Staates die Produktionsmittel zu eigen machen (denn die besitzende Klasse wird sie nicht freiwillig hergeben), was natürlich auch eine Form von Verstaatlichung ist. Der Staat dient dazu, die Produktionsmittel vor einer Privatisierung zu schützen, je weniger Bestrebungen es danach gibt, desto eher stirbt der Staat ab.
  5. Der Staat ist nicht die moralische Autorität über die Gesellschaft, sondern selber historisch bedingt. Gesellschaften, damit auch alles, was dazu gehört, Moral, Kultur, Sitten etc., basieren auf ihre Produktionsweise. Gerichte wird es nach Absterben des Staates nicht mehr geben, nicht nur, weil Gerichte staatliche Instanzen sind, sondern weil sie auch nicht mehr gebraucht werden. Mit den Richtern übrigens dasselbe wie mit den Lehrern: Richter sind keine Klasse.
  6. Weil Menschen nicht von Natur aus faul sind. Der "Zwang" oder die "Verpflichtung" geht von der Gesellschaft und ihren Erwartungen aus. Wer arbeiten kann, wird sich nicht grundlos weigern, das zu tun. Es ist dasselbe wie mit der Moral, die sozialen Zusammenhänge ergeben sich aus der Produktion.

Ich hab mich recht kurz gefasst, sollte noch was offen oder unklar sein, kannst du ruhig nochmal nachfragen. Wenn du dich wirklich dafür interessierst, empfehle ich dir "Anti-Dühring" von Engels.

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Nationalismus ist eine Ideologie, die Identifizierung mit der eigenen Nation. Rechtspopulismus ist eine Form der politischen Agitation (bzw. fasst Strömungen zusammen, die von dieser Agitation Gebrauch machen), bei welcher rechtes Gedankengut phrasenhaft, mittels Kampfbegriffe und politischer Schlagwörter, durch die Simplifizierung komplexer politischer Zusammenhänge und/oder polemisch (also alles in allem: populistisch) vermittelt wird. Nationalismus ist dabei ein Bestandteil.

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Normalerweise ist die erste Aufgabe Reproduktion eines Inhalts im Unterricht (Darstellungsaufgabe - zum Beispiel ein bestimmtes politisches System beschreiben oder Funktionen der Massenmedien nennen), die zweite Aufgabe eine Textanalyse und die dritte ein Kommentar mit Pro- und Kontraargumenten und abschließendem Fazit.

Und wie schon jemand vor mir sagte, beim nächsten Mal am besten früher anfangen zu lernen. Wenn du die erste Klausur verhaust, ist das nicht so schlimm, das kann man noch ausgleichen. Aber in dem Fach muss man sich wirklich reinhängen, nicht nur was das Verständnis des Unterrichtsstoffs betrifft, sondern auch bezüglich Nachrichten und der individuellen politischen Meinungsbildung.

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Da fällt mir spontan bpb.de ein.

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Es gibt so keinen Theoretiker, der die Demokratie als System erfunden hat, sodass man sie nach den Vorstellungen implementieren konnte. Im antiken Griechenland gab es bereits die attische Demokratie. Unsere moderne Demokratie jedoch entstammt der Bewegung des Liberalismus und dem Zeitalter der Aufklärung mit all ihren Philosophen (17. und 18. Jahrhundert). In der Französischen und den Englischen Revolutionen fand der Liberalismus dann seine radikalste praktische Ausprägung.

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Der Kommunismus ist kein System oder Programm, das man versucht umzusetzen, sondern eine Bewegung. Die Frage ist schon ungünstig gestellt, weil sie von einer falschen Auffassung von Kommunismus ausgeht. Und zwar ist es egal, ob du unter Kommunismus die repressiven Strukturen eines stalinistischen Regimes oder die von Marx und Engels beschriebene zukünftige Gesellschaft verstehst, weil beides Abstraktionen sind, Ideen ohne Kontext. Ideen haben keine Geschichte. Wenn man will, kann man das Leben der Wächter im platonischen Idealstaat oder Thomas Morus' Utopia als "kommunistisch" bezeichnen, aber das funktioniert nur nach willkürlichen Maßstäben. Die Negation von Privateigentum, Aufhebung der Familie etc. hatte bei Platon eine ganz andere Bedeutung als heute. Was den Kommunismus einzigartig für unsere Epoche macht, ist seine Bedeutung als Aufhebung der jetzigen (kapitalistischen) Verhältnisse.

Es hat definitiv Gemeinschaften und Regionen gegeben, in welchen Vergesellschaftung der Produktionsmittel, Staatenlosigkeit, Produktion ohne Geld, politische und ökonomische Gleichheit etc. erfolgreich funktioniert hat. Da können wir mit Jäger-Sammler-Gesellschaften anfangen und bei der Anarchie in Spanien 1936-39 aufhören. Wir können auch die ganzen semi-"kommunistischen" (im Sinne von Abstraktion oder Idee) Ansätze erwähnen, in welchen soziales Miteinander unter Menschen bewiesen wurde - ob nun Punjab von 1849-51, wo die Menschen gemeinsam wirtschafteten und sich die Erzeugnisse aufteilten oder die Pariser Kommune von 1871, von Marx höchstpersönlich als Beispiel für die "Diktatur des Proletariats" bezeichnet, wo die communards einen sozialistischen Lebensstil führten. All diese Gesellschaften sind wohlgemerkt nicht zusammengebrochen, weil sie an einer "Natur des Menschen" oder "sozialistischen Misswirtschaft" scheiterten, sondern äußere Umstände (oder, bei den frühen Jäger-Sammler-Gesellschaften, Entwicklungen zu höheren Produktionsformen) dazu zwangen. Der Vorwurf, eine kommunistische Gesellschaft sei nicht "umsetzbar" oder eine Utopie, ist einfach haltlos und ideologisch wesentlich verblendeter, als die "Träumereien" heutiger Kommunisten.

Da ist natürlich die Frage berechtigt: Warum mündete der sogenannte Realsozialismus in diktatorische "Schreckensregimes"? Abgesehen davon, dass nicht alles, was sich das Etikett "Kommunismus" verpasst, es auch berechtigterweise trägt (ich stelle mal die Rote Khmer und die Juche-Ideologie in den Raum), standen Länder wie das damalige Russland in einem ganz anderen historischen und politischen Kontext als z.B. Naturvölker. Die materiellen Umstände waren noch nirgendwo so weit, dass eine Transformation zur kommunistischen Gesellschaft, eine völlige Negation des Kapitalismus überhaupt möglich war. Die Sowjetunion degenerierte deswegen zur Abscheulichkeit, weil sie anders nicht überleben konnte. Marx liegt nach wie vor richtig mit der These, dass der Kommunismus in einem Land nicht "funktioniert", d.h. die Entwicklung zu einer postkapitalistischen Gesellschaft bedeuten kann, sondern eine weltweite Revolution nötig ist.

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Demokraten sind, wie der Name schon verrät, Anhänger bzw. Verfechter der Demokratie (lässt sich übersetzen mit Volksherrschaft - Wahlen sind z.B. ein demokratisches Element). Abgesehen von den antiken Vorläufern und den eher marginal demokratisch ausgeprägten Strukturen im Mittelalter, ist die Demokratie ein neuzeitliches Phänomen und entstammte der politischen Bewegung des Liberalismus. Der Liberalismus betont(e) die Freiheit des Individuums und richtete sich gegen den Absolutismus, also gegen politische Systeme, in welchen ein König oder ein Kaiser über die gesamte Staatsgewalt verfügte. Die Demokratie war nämlich nicht immer so selbstverständlich wie heute. Vor der Weimarer Republik hatte auch Deutschland noch einen Kaiser. Heutige Demokraten in Deutschland findest du in den Parlamenten (Ausnahme wäre die NPD im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern und wie treu die AfD der Demokratie ist, steht auch in den Sternen), "Demokrat" ist also ein sehr breit gefasster Begriff.

Konservative sind Menschen, die sich politisch für alte Werte und Traditionen einsetzen. Das heißt aber auch, dass es von Zeit und Ort abhängig ist, was es bedeutet, konservativ zu sein. Grundsätzlich fehlt es bei Konservativen selten an einem traditionellen Familienbild, Patriotismus und religiösen Werten. Hier in Deutschland ist die CDU, die aus der damaligen Zentrumspartei hervorging, konservativ.

Der Kommunismus ist eine politische Bewegung, die im 19. Jahrhundert entstand und von seinen bekanntesten Vertretern, Karl Marx und Friedrich Engels, die ihn als "wirklich Bewegung, welche den jetzigen Zustand aufhebt" beschrieben, stark geprägt wurde. Mit dem "jetzigen Zustand" meinten sie den Kapitalismus. Marx und Engels analysierten die kapitalistische Gesellschaft und erkannten, dass sie sich immer mehr in zwei große Gruppen (Klassen) aufteilt: Das Proletariat (die Menschen ohne Eigentum, meistens Lohnabhängige) und die Kapitalisten (die Menschen mit Eigentum, welche Lohnabhängige beschäftigen). Ein entscheidender Punkt im Marxismus ist die These, dass die "Geschichte aller bisherigen Gesellschaft [...] die Geschichte von Klassenkämpfen" ist. Auch im Kapitalismus stehen sich also die Klassen gegenüber und "kämpfen" gegeneinander. Um den Kapitalismus zu überwinden, wird eine Revolution nötig sein. Diese mündet dann in eine kommunistische Gesellschaft ohne Staat, Klassen und Eigentum. Heutzutage triffst du selten auf Kommunisten. Oft wird fälschlicherweise die Partei "Die Linke" als kommunistisch bezeichnet, obwohl sie praktisch eher die moderne Sozialdemokratie verkörpert.

Zur Zeit der Weimarer Republik war in Russland bereits die kommunistische Oktoberrevolution von 1917, dessen repräsentativste Figur der Marxist Lenin war. In der Weimarer Republik war es nicht unüblich, dass Kommunisten abwertend als "Bolschewisten" beschimpft wurden (die Bolschewiki war die kommunistische Partei in Russland). Die Kommunisten Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht wurden auf Befehl der Regierung (SPD) umgebracht und das, obwohl die beiden selber ehemals SPD-Mitglieder waren. Das hat aber einen ziemlich einfachen Grund: Die Sozialdemokratie, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand, war anfangs noch marxistisch orientiert und daher auch revolutionär gesinnt. Kommunisten in der SPD, was heute unvorstellbar ist, war damals selbstverständlich. Mit der Zeit näherte sich das politische Programm der SPD aber immer mehr dem Reformismus - der Kapitalismus sei gut, er müsse nur richtig umgesetzt werden. Die Kommunisten in der SPD wurden zu einer Splittergruppe. Da sie die Novemberrevolution, welche die Weimarer Republik einleitete, fortführen, d.h. nicht bei der Demokratie stehen bleiben, sondern die Herrschaft der Arbeiter ("Diktatur des Proletariats" - Marx) fordern wollten, sah die SPD ihre Interessen gefährdet. Bekannt ist der sogenannte Spartakus-Aufstand, welcher von Luxemburg und Liebknecht organisiert und auf Befehl der Regierung niedergeschossen wurde. Bis heute wird das historische Ereignis von Kommunisten als Verrat betitelt. Mit Sozialdemokraten meint man in Deutschland zwar immer noch hauptsächlich die SPD, allerdings hast du weiter oben schon gelesen, dass ich die Linke auch in die Sozialdemokratie einordnen würde. Das liegt einfach an den identischen Idealen: Umverteilung von Wohlstand, Verteidigung sozialer Interessen (gegenüber wirtschaftlichen), Antisexismus, Antinationalismus, Antirassismus, Antifaschismus etc. pp. - aber alles reformistisch, also innerhalb kapitalistischer Strukturen, was natürlich wenig mit Kommunismus zu tun hat.

Solltest du noch Fragen haben, kannst du gerne einen Kommentar hierzu schreiben.

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Nein, ist nicht miteinander vereinbar. Anarchismus negiert den Staat, damit auch Rechte und Gesetze. Die meisten Anarchisten würden wohl vor allem Probleme mit dem Eigentumsrecht haben.

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Eine "politische Mitte" gibt es nicht: http://www.bpb.de/apuz/31749/vom-mythos-der-politischen-mitte?p=all

Man kann aber unpolitisch sein, zerstreute Meinungen haben etc. Die Aussage "Ich bin weder links noch rechts" wird allerdings erwähnenswert oft von getätigt.

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Menschen sind keinem biologischen Determinismus unterworfen. Wir harmonieren nicht mit der Natur, sondern stehen in einer wechselseitigen Beziehung zu ihr. Das heißt weder, dass wir unabhängig von biologischen Tatsachen leben (natürlich müssen wir uns reproduzieren, natürlich ist die Evolution real und natürlich sind wir aus Zellen zusammengesetzt), noch, dass Kultur aus einem "freien Willen" heraus entwickelt wurde (allerdings ist sie auch nicht durch biologische Faktoren bedingt). Es heißt einfach das, was es heißt: Dass wir keinem biologischen Determinismus unterworfen sind. Sämtliche Handlungen sind gesellschaftlich bedingt, das Bewusstsein wird auf sozialer Ebene reproduziert. Das bedeutet selbstverständlich auch, dass sämtliche Pseudowissenschaften, wie die evolutionäre Psychologie, als biologistisch abzulehnen sind.

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Das ist keine Frage, die man einfach so beantworten kann. Nur so viel, unter bürgerlichen Historikern ist Stalin eindeutig der Diktator, Lenin ist in seiner Rolle umstritten. Aber was hat die Aussage für einen Wert? Wie misst jemand "gut" oder "schlimm"? Was sind "gut" und "schlimm" überhaupt? Jedenfalls haben beide sich bei ihrer Politik nicht nach irgendeiner Moral orientiert, was bei Marxisten allerdings üblich ist. Einzelne Personen nach moralischen Maßstäben zu bewerten ist eine typisch bürgerliche Herangehensweise, aber keine ernsthafte Delegitimierung.
Lenin war ein pragmatischer Politiker, der sich der Revolution hingegeben hat. Die Einordnung in "gut" oder "böse" überlasse ich denen, die Spaß daran haben.

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