Warum verdienen Chemikanten so viel?
Hab nen Freund der ausgelernter Chemikant ist und er verdient ohne Zulagen etc. 3300€/Brutto im Monat.
Somit verdient er ohne Zulagen c.a 2100€ Netto (bei Lohnsteuerklasse 1). Mit den Zulagen (durch die Nachtschicht und Sonntage/Feiertage) verdient er mindestens im Monat 2600€/Netto durchschnittlich. Zudem bekommt er Urlaubsgeld (1.200€) und Weihnachtsgeld (+95%). Zudem bekommen die Mitarbeiter Lohnbeteiligung wenn das Jahr gut läuft. Meistens plus noch ein Lohn (er bekam letztes Jahr +120% drauf).
Warum verdienen Chemikanten so gut? Sie verdienen ja zum Teil so gut wie Akademiker. Sie verdienen c.a 40.000€/Netto im Jahr. Und mein Freund ist 23. Sind ja theoretisch 70.000€/Brutto was er mit 23 Jahrem verdient.
Ist die Ausbildung zum Chemikanten sehr schwer? Er meinte, die Ausbildung sei wie eine Mischung aus Chemielaborant , Chemieingenieur und Anlagefahrer. Von allem etwas. Er meinte man sitzt meistens 8h vorm Computer und muss alles von dort aus steuern, dann nimmt man ne Probe und führt ne Analyse, bzw. Qualitätskontrolle durch.
Verdienen sie deshalb so viel? Weil sie von allem etwas können müssen?
9 Antworten
Warum verdienen Chemikanten so gut?
Ist einfach ein Sektor, wo sehr viel Geld gemacht wird und es vor allem auch relativ große Arbeitgeber gibt.
Sie verdienen ja zum Teil so gut wie Akademiker.
Die Branche, der Firmenstandort und die Firmengröße haben meist einen größeren Einfluss als die eigentliche Tätigkeit, sofern wir nicht echt vom Niedriglohnsektor sprechen.
Verdienen sie deshalb so viel? Weil sie von allem etwas können müssen?
Das ist meist eher etwas, dass für schlechtere Gehälter sorgt. In der Regel gibt es gutes Geld für Spezialisierung, möglichst auf relativ neue Sachen, die im Idealfall gerade im Trend liegen oder indem man keine Probleme löst, sondern darüber redet.
Das bezog sich auch nicht auf die Chemikanten, sondern den Arbeitsmarkt generell. Wir haben in vielen Betrieben einen ziemlichen Wasserkopf, wo es teilweise Abteilungen gibt die nix tun als andere Abteilungen zu verwalten.
Aber selbst in kleineren Unternehmen gibt es solche Entwicklungen. Bei uns (kleines Softwareunternehmen) ist die einzige Aufstiegsmöglichkeit z.B. die Projektleitung.
Das wird dann als "höherwertiger" angesehen und gibt mehr Geld, während man im fachlichen Bereich nicht aufsteigen kann. Man zieht da quasi die engagierteren Leute aus dem technischen Bereich ab.
Und sowas haben wir in vielen Bereichen, ebenso bei Beratern oder losgelöst vom jeweiligen Bereich Vertriebler usw.
Tja er hat wohl einiges richtig gemacht.
Wahrscheinlich gute Ausbildung gemacht mit einem Ordentlichen Abschluss.
An einer guten Firma angestellt. Die ein gutes Sozialprogramm hat.
Die Chemiebranche ist ein großes Feld an Arbeiten.
Ein bekannter von mir ist CTA (staatlich geprüft, 3 Jährige Ausbildung) und er bekommt 1800€ Brutto im Monat. Angestellt ist er Vollzeit in einem Institut.
Ein Ehemaliger Mitschüler von mir ist Warenverräumer und bekommt 11€/Std.
Mein Bekannter hat halt Pech, solche Seiten gibt es auch.
Das einzige was ich von Ihm weiß ist, dass die Ausbildung zum CTA seinen schwerpunkt auf der Theorie hat. Und er in der Ausbildung sehr viele Daten und Parameter permanent wissen musste. Was Ihn und seine Mitschüler nach 3 Jahren sehr balastet hat.
Ob die Ausbildung schwer ist, kommt auf den einzelnen drauf an. Es wird auch einiges abverlangt, Chemikanten sind Facharbeiter. Kenntnisse in der Analytik, auch handwerkliche Fähigkeiten werden schon mal benötigt, Konzentration auf die jeweilige Arbeit. In der Messwarte wird die ganze Anlage über Computer gesteuert, teilweise aber auch per Hand in der Anlage vor Ort. Wichtige Hilfsmittel in der Anlage vor Ort könnten z.B. sein: Laborspatel (für Probenahme), Hammer & Brechstange (Beseitigung von Verstopfungen), Besen & Schaufel (sollten mal 5t Eisen-Granalien neben den Bunker gelandet sein). Bei uns wurde auch immer rotiert zwischen Messwarte, Apparatefahren vor Ort, Labor, Reinigungsarbeiten. Man darf aber auch nicht vergessen, das in der Großchemie die Chemikanten überwiegend im Vollkontischicht-Dienst tätig sind. Dann kommt es auch noch darauf an, in welchem Betrieb sie arbeiten. Belästigungen durch Lärm, Staub oder Hitze sowie häufiges Tragen von Halb -oder Vollmasken sind möglich. Da gibt es dann auch noch mal evtl. eine Lästigkeitszulage. Dann noch die üblichen Zulagen für Vollkonti, Sonntagsarbeit, Feiertagsarbeit, Nachtschicht.
Was Akademiker betrifft:
Für das Jahr 2018 betragen die tariflichen Mindestjahresbezüge im zweiten Beschäftigungsjahr
für diplomierte Angestellte und Euro 66.150,
Angestellte mit Masterabschluss
für Angestellte mit Promotion Euro 77.075.
https://www.chemie-azubi.de/ausbildungsberuf/chemikant-ausbildung/
Es ist für einen 23jährigen schon ganz ordentlich, aber die ganzen Zulagen und Boni deuten v.a. darauf hin, dass er bei einem ganz anständigen Unternehmen arbeitet.
Und der pauschale Mythos vom gutverdienenden Akademiker ist auch Quatsch. Das kommt total auf das studierte Fach und den Abschluß an.
...und das findest du viel?
Der durchschnittsdeutscher verdient c.a 1.850€/Netto. Mein Freund verdient im Schnitt (wenn man Weihnnachtsgeld etc. aufs Jahr verteilt) 3.350€/Netto. Somit verdient er fast das doppelte (1500€ Netto) im Monat mehr.
Gute Antwort, abgesehen vom letzten Satz. Chemikanten in einer Anlage müssen Probleme lösen können, welche oft sogar sicherheitsrelevant sind. Und es tatsächlich so, dass sie voielseitig sein müssen: Verständnis von chemischen und physikalischen Prozessen, von Apparatebau und Regelungstechnik. Die Verantwortung und das Berufsrisiko sind hoch; auch ein Gerund für gute Bezahlung.