Warum tut meine Mutter mir das an? Was soll ich tun?
Meine Mutter ist 81, lebt im betreuten Wohnen & ist trotz Betreuung zum Teil auf Hilfe angewiesen (einkaufen, kleinere Reparaturen im Haushalt, Betten beziehen & ähnliches)
Ich wohne 15km von ihr entfernt, meine Schwester mehre 100km.
Ich bin regelmäßig für sie da, mindestens einmal in der Woche, oft gemeinsam mit meinem Partner. Wir kaufen FÜR SIE ein (nur selten MIT IHR, sie sagt meist, das ist ihr zu anstrengend, das schafft sie nicht mehr), erledigen so schnell wie möglich kleine Reparaturen in ihrer Wohnung, besorgen so schnell es geht alles, was sie braucht & was sie sich wünscht, wir kümmern uns liebevoll um das Grab meines Vaters (auf den Friedhof mag sie einfach nicht, auch das ist ihr natürlich zu anstrengend...). Sie lässt sich sehr hängen, ihr ist irgendwie alles egal. Zumindest bei uns.
Ganz anders ist es bei meiner Schwester. Die ist neun Jahre jünger als ich, hat studiert und verdient gut. Eigentlich egal, ich weiß, aber für meine Mutter ist das wohl der ausschlaggebende Punkt. Sie hat was aus ihrem Leben gemacht, sie ist das Goldkind! Ich hab es gerade heute wieder deutlich zu spüren bekommen.
Vor ein paar Tagen war Muttertag & wir waren sie natürlich meine Mutter besuchen. Sie hing in ihrem Sessel, schaute grimmig drein & verbreitete von Anfang an miese Stimmung. Kein Lächeln, kein liebes Wort, nichts!
Wir gratulierten ihr zum Muttertag & von ihr kam nur ganz unfreundlich:
"Scheiß auf Muttertag!"
Das hat gesessen! Mir standen die Tränen in den Augen. Warum tut sie das? Ich bin doch ihre Tochter! Warum lässt sie sich so hängen? Und warum nur bei uns?
Am Donnerstag nun kommt meine Schwester. Als ich heute mit meiner Mutter telefoniert habe (das tu ich natürlich mindestens jeden zweiten Tag), da hatte sie plötzlich wieder unglaublich gute Laune & hat mal wieder nur von ihrem Goldkind geschwärmt. Am Freitag muss meine Schwester mit ihr zum Arzt (ich kann ausnahmsweise mal nicht, was nur sehr selten der Fall ist...). Der Plan, der für die beiden für Freitag steht, hat mir fast den Boden unter den Füßen weggezogen. Zuerst Arzt, anschließend gleich groß einkaufen & dann auch noch zum Friedhof! Warum geht das bei meiner Schwester & bei mir nicht? Warum ist meine Mutter so ungerecht & drückt mich so zu Boden?
Ich hatte noch nie ein bombiges Verhältnis zu meiner Mutter & sie ist auch sehr speziell, aber ich hab sie natürlich trotzdem lieb!
Nur bin ich inzwischen auch 55, hab selbst gesundheitliche Probleme & deshalb derzeit leider keine Arbeit. Ich möchte mich aber von ihr auch definitiv nicht völlig kaputt machen lassen. Das, was sie derzeit mit mir abzieht, tut tatsächlich richtig weh!
Was würdet ihr tun? Wie würdet ihr euch verhalten?
9 Antworten
Da könnte es helfen, sich rar zu machen und nicht jedesmal zu springen, wenn die Mutter nach Dir ruft. Sei einfach nicht immer für sie erreichbar - ohne ihr den Grund dafür zu nennen! Sie scheint es nämlich für selbstverständlich zu halten, daß Du ihr immer und überall auf Abruf zur Verfügung stehst.
Aber so selbstverständlich ist das nicht! Du hast ja auch ein eigenes Leben (und eine eigene Gesundheit!). Sei also ruhig etwas egoistischer, damit Deine Mutter Deine "Dienste" vielleicht wieder bzw. endlich mal zu schätzen lernt und begreift, wieviel Glück sie hat, eine Tochter zu haben, die nicht weit entfernt von ihr wohnt und ihr zur Not unter die Arme greifen kann.
Ich kenne das in nicht ganz so krasser Form von meinem Vater: Nachdem er kein Auto mehr hatte, verplante er mich wie selbstverständlich für seine eigenen Termine. Ob ich an diesen Tagen auch etwas vorhatte, danach wurde nie gefragt. Also machte ich ihm eine Ansage: Ohne Vorankündigung mindestens 3 Tage im Voraus liefe bei mir nichts mehr. Er nahm mich aber nicht ernst und so kam es, daß er ein ums andere Mal per Taxi zu den Terminen chauffiert werden mußte, weil ich mich einfach weigerte. Das half irgendwann dann doch! Und wenn wirklich Not am Mann war, ließ ich ihn natürlich nicht hängen!
Auch als mein Vater einmal längere Zeit im Krankenhaus war, erwartete er wie selbstverständlich, daß ich ihn jeden Tag besuchte, obwohl ich Vollzeit arbeitete (was ich heute noch tue) und mich "nebenher" noch um ums gemeinsame Haus kümmern mußte. Zeit für mich hatte ich damals nur wenig. Ich machte ihm also klar, daß dies eine zu große Belastung für mich sei und ich "nur" Mittwochs und Sonntags käme. Tat ich dann auch. Die anderen Tage telefonierten wir dann einfach. Das klappte unterm Strich sehr gut!
Was Nussbecher geschrieben hat ... plus: ein Besuch deiner Schwester ist nicht so häufig und daher eher etwas Besonderes. Du bist dagegen immer da und verfügbar - die "Normalität".
Das ist nicht fair dir gegenüber, muss aber auch nicht Absicht von deiner Mutter sein. Es ist einfach, wie es ist.
Dann hoffe ich mal, dass ich dass später irgendwie besser im Griff hab & mir wichtige Menschen nicht so verletze...
Lieben Dank für deine Antwort!
Ich kann deinen Unmut verstehen. Habe leider auch schon festgestellt, dass einst geliebte Menschen im Alter schwierig oder z.T. unausstehlich werden auch wenn du sagst, dass ihr nie das allerbeste Verhältnis hattet, ist das ein schlimmer Zustand.
Ich vermute, dass es nicht an dir als Person liegt, sondern eher an der Tatsache, dass ihr euch recht häufig seht und deine Mutter und deine Schwester vermutlich eher selten. Das ist für die dann etwas besonderes.
Klingt leichter gesagt als getan, aber lass dich davon nicht runterziehen.
Falls du dich traust, die Sache anzusprechen, dann würde ich mal mit ihr darüber reden und ihr sagen, was du empfindest.
Und sollte das nicht helfen, dann würde ich an deiner Stelle versuchen mich rarer zu machen. Erledige nicht immer alles gleich für Sie. Und kümmere dich mal ein wenig mehr um dich selbst.
Eine Antwort, die irgendwie gut tut, vielen Dank! Ansprechen kann ich das leider nicht bei ihr, dann explodiert sie, aber ich werd mich wirklich ein bisschen zurück ziehen & nicht mehr ständig präsent sein.
Ich danke dir für deine nette Antwort!
Ansprechen kann ich das leider nicht bei ihr, dann explodiert sie
Tut mir Leid, aber das ist genau der Fehler. Wer sich falsch oder ungerecht verhält, hat ein Recht darauf, dass das in klaren Worten mitgeteilt wird. Wenn Du dich ,,rar" machst ohne zu erklären warum, wird ihr Verhalten nicht besser.
Dein Bericht klingt nicht so, als wäre ihr Verhalten persönlich gegen dich gerichtet.
Ganz und gar nicht.
Du bist jeden Tag für sie verfügbar. Du bist ihr Alltag. Deine Schwester wohnt zu weit weg, kommt zu seltenen Anlässen zu Besuch. Klingt für mich einfach logisch, dass sie ihre Kraft auf diese seltenen Anlässe richtet. Dass sie 3 Tage vorher durchgehend schläft, damit sie an dem einen Tag fit ist und Leisten kann, was sonst nicht möglich ist.
Ich verstehe nicht ganz, warum du das so persönlich nimmst und es dich so verletzt? Fühlst du dich übervorteilt? Befüchtest du, dass du z.B. im Erbe nicht berücksichtigt wirst und die Schwester - obwohl nicht da - alles bekommt? Macht dich deine Mutter klein, runter, bleeidigt dich?
Dann musst du deine Grenzen setzen.
Ich verstehe nicht ganz, warum du das so persönlich nimmst und es dich so verletzt
Ich verstehe sie da schon... mir geht es ähnlich.... und es geht nicht um das Erbe oder um das Geld... sondern darum, das "wir" für die alltäglichen Sorgen da sind... das "wir" alles aushalten sollen/müssen... das all das als normal angesehen wird... und dann kommt das "Goldkind" oder bei mir ist es meine Schwester "aus dem Westen".... da geht alles... da ist alles schick.... und meine Schwester steckt mir dann noch das sie gar nicht versteht warum ich mich so aufrege...
Und genau das verletzt uns.... ein bißchen Dankbarkeit, ein klein wenig: ich weiß das es nicht selbstverständlich ist".... das wäre schon was
Das hast du schön geschrieben, passt 1:1 auf uns! Ja, es ist auch bei mir tatsächlich die "Schwester aus dem Westen", sie meint halt, inzwischen was besseres zu sein. Traurig, dass Menschen vergessen können, wo sie herkommen...
Wenn sie da ist, dann ist die Welt plötzlich völlig in Ordnung, das ist doch nicht normal!
Ich werd in Zukunft tatsächlich ein wenig kürzer treten, vielleicht versteht sie dann, dass sie mit mir nicht alles machen kann...
ein wenig kürzer treten
Das versuche ich auch immer wieder... aber dann habe ich wieder ein schlechtes Gewissen... es ist ja meine Mutter, sie hat niemanden weiter, lebt allein in ihrem Haus....und schon hab ich den Hörer wieder in der Hand...
51 :-)
Meine Schwester 4 Jahre jünger.... arbeitet Halbtags bei einer Stadtverwaltung, hat wirklich was zu tun und verdient ja so viel mehr als ich (Zitat meine Mutter)
Mir geht's um kein Erbe , ich bin immer schon ein einfacher, bescheidener Mensch & komm gut klar damit, ich will auch jetzt kein Geld, sie ist meine Mutter, ich bin für sie da, nicht mehr und nicht weniger... Sie ist schon so lang ich denken kann ungerecht zu mir, ich mach nie was richtig & kann in ihren Augen auch nichts, aber gerade jetzt, wo sie meine Hilfe braucht, muss sie es ja nicht übertreiben, oder?
Das habe ich auch in Erwägung gezogen. Ich werd nicht mehr ununterbrochen für sie dasein & endlich auch mal mehr an mich & meine Beziehung denken.
Ich danke dir für deine Antwort!