Warum tut man Dinge von denen man weiß, dass sie nicht gut tun?

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11 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Das angesprochene Thema ist in der Philopshieren als Problem der Willensschwäche bekannt. Ein Handeln wider besseres Wissen kann als mangelnde Selbstkontrolle (Fehlen von Disziplin) deutet werden. In der Antike galt dies als Unbeherrschtheit, Akrasia (altgriechisch ἀκρασία). Eine Person führt eine Handlung aus, obwohl es eine bessere Alternative gibt und ein Wissen, das zu diesem Urteil führt, eigentlich vorhanden ist. Aristoteles, Nikomachische Ethik 7, 1 – 11 hat eine bemerkenswerte Erklärung gegeben.

Aus dem Wissen „Gesundheitsschädliches ist zu vermeiden“ und dem Urteil „X ist gesundheitsschädlich“ wäre zu folgern, Handlung x zu unterlassen. Doch ein Anschein lenkt davon ab und hindert, das Urteil X ist gesundheitsschädlich“ auf diese Weise zu vollziehen. Begierden und Meinungen treten dazwischen. Dann wird aufgrund des Satzes „Angenehmes ist zu erstreben“und dem Urteil „X ist angenehm“ die Folgerung vollzogen, Handlung x auszuführen. Dabei wirkt etwas, das dem Anschein nach gut ist, aufgrund einer Blickverengung, die sich einseitig auf verlockende Seiten bzw. weniger angenehme Seiten der vernünftig beurteilt besseren Alternative konzentriert.

Eine Person hat das Wissen, wendet es aber nicht an, weil es wie ein aufgesagter abstrakter Satz bleibt und lebendig angeeignet. In der Handlungssituation wird das Wissen nicht konkret herangezogen. Die Person führt sich nicht die ungünstigen Folgen konkret und mit Einzelheiten deutlich vor Augen. Bei Voreiligkeit und übermäßiger Impulsivität verfallen Menschen dem verführerischen Anschein der Begierde, wobei die Vernunft die Leitung verliert. Bei innerer Schwäche fehlt eine Festigkeit des Willens. Das Wissen über das vernünftige Handeln ist in irgendeiner Form zumindest schwach vorhanden, doch die Person richtet sich nicht danach. Andere Einflüsse schwächen das Urteil der Vernunft und die Person lässt eine Untergrabung durch mit der Vernunft konkurrierende Einflüsse zu stark zu.

Das Gegenmittel ist also, eine Blickverengung zu vermeiden, Standhaftigkeit des Willens zu entwickeln und sich ein Wissen als vollen lebendigen Besitz anzueignen.


user234601 
Beitragsersteller
 14.04.2010, 20:56

Danke, war sehr hilfreich deine Antwort! ;)

Aber könntest du mir das mit der Blickverengung etwas erklären, das ist sehr komplex...

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Albrecht  14.04.2010, 21:14
@user234601

Bei der Blickverengung spielen nur noch bestimmte einzelne Gesichtspunkte eine Rolle. Etwas hat einen verlockenden Anschein oder die Alternative enthält etwas, das in irgeneiner Hinsicht als unangenehm erscheint. Personen sind in ihrer Wahrnehmung, ihren Vorstellungen und ihrem Denken einseitig auf diese Gesichtspunkte fixiert. Alles andere tritt in den Hintergrund und gerät bei der Entscheidung aus dem Blick. Gründe für ein Handeln, das dem eigenen Wissen entspricht und vernünftiger ist, werden dadurch nicht berücksichtigt.

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user234601 
Beitragsersteller
 17.04.2010, 23:11
@Albrecht

Danke!schon wieder etwas schlauer ;)

sehr interessante gedanken.

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Katzewanda  14.04.2010, 07:42

Ist diese Willensschwäche angeboren oder kann man sich Willensstärke angewöhnen?

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Albrecht  14.04.2010, 17:03
@Katzewanda

Eine natürliche Disposition kann meiner Meinung auch eine Rolle spielen, aber Willensschwäche ist nicht unabänderlich. Durch Einsicht und Übung kann mehr Willensstärke erreicht werden und aus einer Gewohnheit entsteht so eine innere Einstellung.

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Albrecht  13.04.2010, 22:53

Tippfehlerkorrektur: im ersten Satz "Philosophie"; vorletzter Absatz: "Eine Person hat das Wissen, wendet es aber nicht an, weil es wie ein aufgesagter abstrakter Satz bleibt und nicht lebendig angeeignet ist."

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marijo2  14.04.2010, 00:09
@Albrecht

Darum wird der Mensch auch immer ein Wesen bleiben, das sich erst dann "lebendig aneignet", was zuvor dem Körper einen erinnerbaren Schmerz zugefügt hat..!

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Es ist einfach nur Trotz oder Besserwisserei (was die anderen sagen, ist sowieso Blödsinn). Manchmal ist es auch ein gewisser Selbstzerstörungstrieb oder der unbewusste Versuch, andere anschliessend für den Misserfolg verantwortlich machen zu können.

meistens tut man das wenn man nicht mit selbst zufrieden ist. eine änderung im leben wäre eine möglich keit dies zu unterlassen: z.b. in ein fussballverein gehen: zimmer neu umstellen etc.

Ja, das menschliche Gehirn ist sehr komplex :/


user234601 
Beitragsersteller
 17.04.2010, 23:16

danke, bringt mich auf ne neue frage;)

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"Von Sonn und Welten weiß ich nichts zu sagen, Ich sehe nur, wie sich die Menschen plagen. Der kleine Gott der Welt bleibt stets von gleichem Schlag, Und ist so wunderlich als wie am ersten Tag. Ein wenig besser würd er leben, Hättst du ihm nicht den Schein des Himmelslichts gegeben ; >>>Er nennts Vernunft und brauchts allein, Nur tierischer als jedes Tier zu sein."<<<

Mephistopheles zum Herrn aus "Faust" von Johann Wolfgang von Goethe


Die meisten Menschen sind Opfer ihrer Selbst, bzw. ihrer Triebe. Viele sind sich dessen zwar bewusst, sie sind aber zu bequem um etwas dagegen zu tun.