Warum sind Ostdeutsche so rechts?

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Ausländer sind an allem Schuld usw ? WOher kommt das ?

Man hatte die Ost-Polizei ausdrücklich darin gebrieft, dass es fortan - bei Androhung des Entzugs des Beamtenstatus - "Meinungsfreiheit" zu geben habe. Aber niemand hat ihnen gesagt, wie weit "rechts" denn noch innerhalb der Meinungsfreiheit sei.

Daraus folgte, dass die Polizisten auch schon mal daneben standen und nicht wussten, ob ein Eingreifen ihnen nun die Rente und den Job streitig machen kann und wird, oder wie jetzt...

Mittlerweile dürfte auch in den letzten Ohren angekommen sein, dass der Verfassungsschutz (und nicht nur der) massiv rechten Organisationen unter die Arme greift. Da verschwinden ganze Gerichtsakten, da werden Aktenordner geschreddert, da werden Beobachtungen und Recherchen "par ordre du mufti" abgebrochen, da werden sogenannte V-Männer gekauft, die dann genügend Geld haben, um Waffen kaufen und Propagandamaterial herstellen zu können... kurz: die Liste der Unterstützung ist lang.

Das ist keineswegs ein neues Phänomen, sondern hat sich seit der Nazi-Zeit nicht geändert. (Einer unserer Bundeskanzler war in höheren Nazi-Führungsebenen, der erste Geheimdienstchef der Bundesrepublik war ausgewiesener Juden- und Kommunisten-Hasser, zahllose Nazi-Richter urteilten wieder, und es geschah gar nicht so selten, dass ehemalige KZ-Insassen in den Behörden alte SS-, SA- und NSDAP-Bekannte in den gleichen Positionen wieder antrafen, in denen sie auch unter den Nazis schon gearbeitet hatten.)

Neu daran war nur: Der Osten kannte dieses Phänomen nicht. Die Polizei hatte keine Ahnung, wie man damit umgehen sollte. Niemand wusste, wann und wie man eingreifen sollte ... und ob überhaupt. Und all die Behörden aus dem Westen schwiegen dazu und warteten seelenruhig ab, bis sich die Netzwerke im Osten etabliert hatten. Dabei ist "warten" noch stark untertrieben: Sie finanzierten den Aufbau rechtsradikaler Netzwerke tatkräftig mit den Steuergeldern aller Deutschen.

Ausländer sind an allem Schuld usw ? WOher kommt das ?

Die bestehenden Strukturen verschwinden nicht, nur weil man sich das wünscht. Im Gegenteil: Sie können sich darauf verlassen, ständig neuen Zulauf zu erhalten, so lange die Gesellschaft ihnen die Menschen regelrecht in die Arme treibt.

Es sind übrigens nicht "Ossis", sondern vor allem "ländliche Gegenden" und "untere soziale Schichten", die für diese Thesen besonders anfällig sind. Sie lernen nämlich in besonderer Weise, dass die Gesellschaft einen Schei~~ auf sie gibt, solange sie nicht "gesellschaftlich etabliert" sind, also all die Statussymbole besitzen, die man heutzutage so besitzen muss. Und die Gesellschaft lehrt sie auch, dass man diese Statussymbole bekommt, wenn man nur fleißig genug arbeiten geht. .... Doch sie bekommen kaum Arbeit. Von gut bezahlter Arbeit ganz zu schweigen.

Und was machen Arbeitslose, die den lieben langen Tag Zeit haben und ständig hören, dass man Ausländer anwerben muss, weil nicht genug Arbeitskräfte vorhanden sind? ... Genau! Sie entwickeln einen subtilen Hass auf diese Leute, die ihnen die Arbeitsplätze wegnehmen, die doch eigentlich ihnen zustehen.

Wenn dann noch ein paar Typen vorbeikommen und genau das predigen, was sie suchen: Kameradschaft in der Gesellschaft, gegenseitige Hilfe --- vor allem aber ANERKENNUNG, ganz egal, wie "assi" die Leute sind ... nun, dann machen sie genau das, was die Gesellschaft ihnen die ganze Zeit um die Ohren schlägt: Sie wenden sich von der Gesellschaft ab, geben den Versuch, sich zu integrieren auf und neigen fortan den Kameraden zu, die ihre Kinder auch gern in kostenlose "Ferien" mitnehmen; die sie nicht schräg anschauen, nur weil sie sich nicht das neueste Handy leisten können, die ihnen nicht "Assi" oder "Faulpelz" nachrufen, nur weil sie auch nach 3 Jahren immer noch keinen Job haben, und die am Lagerfeuer einvernehmlich Platz machen, wenn sie um die Ecke kommen...


realsausi2  01.06.2013, 01:57

Sehr solide hergeleitet. Habe wieder was gelernt.

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In einer Studie unter Leitung der Politikprofessorin Rebecca Pates von der Leipziger Universität wurde über die mediale Darstellung der Ostdeutschen in westdeutschen Medien geforscht. In einem Interview erklärt Rebecca Pates:

[...] in Deutschland und in Europa gibt es aber in diesen Fragen ein markantes Süd-Nord-Gefälle, das aber als West-Ost-Gefälle dargestellt wird. Ähnliches gilt für den Rechtsextremismus. Der ostdeutsche Mann steht gemeinhin für den bösen Neonazi - dabei bleibt unbeachtet, dass Rechtsextremismus vor allem in ländlichen und strukturschwachen Räumen erstarkt. Davon gibt es auch im Westen einige, und in denen haben rechtsextreme Gruppierungen genauso Zulauf. Doch das passt nicht in das mediale Bild über den Problembären [der Ossi, Anmerkung PeVau].

http://www.gutefrage.net/frage/umfrage-in-der-schule-ist-diese-hier-sinnlos

Das ist eine Erklärung, wie z. B. solche Fragen, wie diese zustande kommen. Dabei ist noch gar nichts dazu gesagt, ob die Unterstellung der Frage, nämlich dass Ostdeutsche (generell oder überwiegend) rechts sind, überhaupt stimmt.

Die Erklärungen, die man dann bekommt, wonach dafür die Ursache im Sozialismus liegen, ist eine typisch westdeutsche Projektion, die die Verwerfungen der Wende, die Massenarbeitslosigkeit, die Entwertung von Biografien, Perspektivlosigkeit, 23 Jahre Bundesrepublik und 23 Jahre bundesdeutsches Bildungs- und Erziehungswesen ausblendet.

Die heutigen Rechten in den neuen Ländern sind ein Produkt der Bundesrepublik!

Mit sicherheit nicht die Sichtweise der jungen generation, sind die alten intoleranten die nich begreifen das 2013 ist


Freundchen19 
Beitragsersteller
 29.05.2013, 12:56

Danke vielleicht bringt das etwas Licht ins Dunkle.

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Huckebein  29.05.2013, 20:01
@Freundchen19

Dieser Link bringt insofern Licht ins Dunkel, da er für aufmerksame, denkende Leser aufzeigt, dass die zum Rechtsextremismus neigenden 14- bis 30-Jährigen ihre Bildung und Ausbildung (wenn überhaupt) im vereinten Deutschland erhielten und nicht in der DDR...

Das nur als Hinweis auf die Aussage des Artikels, dass Ausländerfeindlichkeit ein Bildungsproblem ist. Richtig!!!

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Nun. Den Grund weiss ich nicht. Habe aber auch den Eindruck, dass es auch sonst niemand weiss. Es schwirren nur Vermutungen durch das Land.

Für mich reicht schon ein ganz simpler Ansatz aus: wie lange haben die Ossis denn Ausländer?

Vor der Wende gab es eine kaum messbare Anzahl von ausländischen Eliten aus soz. Partnerländern. Allesamt Ausländer, die nur vorübergehend da sein sollten, meist Studenten. Eine richtige dauerhaft ansässige Wohnbevölkerung ausländischer Herkunft gab es nicht.

Und wenn ich nun mal in meine Kindheit zurück denke, kann ich mich an eine verkrampfte Erziehung erinnern, die uns einimpfen wollte, dass wir lieb zu den Ausländern sein sollten, weil sie ja liebe Menschen seien. Da war Ausländerhass noch ganz offen bekannt. Sonst hätte man ja nicht versucht, uns so zu verkrampft politisch korrekt zu erziehen.

Nun haben die Ossis eben ihre Ausländer bekommen und die haben nicht ein einziges JAhr Zeit, sie lieben zu lernen? Die Ossis müssen mal wieder alles, was die Westmenschen in 40 Jahren Westen gelernt haben, sofort können?

Und nun mal ehrlich, ohne diese Selbstbeweihräucherung: wo sind denn im Westen die Ausländer beliebt oder gern gesehen?

Was bedeutet denn Dein Begriff der "Ausländer"?

Du redest überwiegend von Menschen, die genauso hier geboeren sind wie Du oder ich. Oft sind es schon ihre Eltern. Und für Dich sind sie (wahrscheinlich?) immer noch "Türken", ja?

Und dann schaust Du auf die Ossis herab?

Angesichts von "Islamkritik" von Sarrazynikern in Bundesbanken, Ministerien, Konzernleitungen und anderen hohen Orten sehe ich, gerade bei der "gebildeten" Mittelschicht, wenig Anlass, sich über die Ossis erhaben zu fühlen.

Nur weil die den Mund noch aufmachen, um wenigstens offen und ehrlich das zu sagen, weas ihre westdeutschen Brüder und Schwestern mit gelernten, verlogenen Phrasen umschreiben können.

PS: Rostock-Lichtenhagen war zwar im Osten, aber Mölln, Solingen und Hünxe im Westen.

Solingen war heute im TV Tagesthema.

Aber das übersieht man, wenn's nicht in's Bild passt.


Bauingenieur  29.05.2013, 19:43

Nun haben die Ossis eben ihre Ausländer bekommen und die haben nicht ein einziges JAhr Zeit, sie lieben zu lernen? Die Ossis müssen mal wieder alles, was die Westmenschen in 40 Jahren Westen gelernt haben, sofort können?

Das war übrigens ein ganz wesentliche Punkt im Zusammenhang mit Rostock-Lichtenhagen und Hoyerswerda. Seinerzeit hat die Bundesregierung explizit dafür gesorgt, daß man in den neuen Bundesländern quasi über Nacht auch mit dem Asylbewerberproblem konfrontiert war. Der Osten hatte sofort seine volle Quote zu bewältigen - ohne irgendwelche Übergangsfristen. Das mußte zu erheblichen Problemen führen.

Zu dieser Zeit wurde im Bundestag ein verschärftes Asylrecht diskutiert. Und nach den Exzessen gab es dort natürlich keine Gegenwehr mehr. Man hat also die Probleme forciert, um sein Gesetz durchbringen zu können.

(Jochen Schmidt:"Politische Brandstiftung“, Edition Ost, 2002)

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derdorfbengel  29.05.2013, 21:38
@Bauingenieur

Den provokanten Inhalt Deines letzten Absatzes hat heute sogar das Staatsfernsehen recht gut erkennbar angedeutet. Ist offenbar schon lang genug her, dass man's objektiv historisch betrachtet.

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