Warum sind Männer keine Gentlemen mehr?
Früher gehörte das doch zu ihren Tugenden: Der Frau die Tür aufhalten, den Stuhl zurechtrücken, schweres Gepäck abnehmen, den Mantel in die Pfütze werfen, damit die Frau trockenen Fußes darüber gehen kann? Wo sind diese Werte hin? Gibt es noch Gentlemen, die unter 70 sind? Warum hat das aufgehört? Ich als Frau würde mich freuen, wenn solche Männer öfter meinen Weg kreuzen würden und nicht der Arbeitskollege die Tür vor mir zufallen lässt, obwohl ich gerade beladen wie ein Esel hinter ihm noch den Türspalt erreichen möchte ... sehr schade. Also: Was ist mit Eurer Höflichkeit geschehen?
37 Antworten
Auch heute gibt es noch Gentlemen mit all der erforderlichen Tugend und Höflichkeit.
Allerdings sind auch Höflichkeit und Tugend der Zeit unterworfen.
Um an einem Bespiel zu verdeutlichen was ich meine:
Früher gab es eigene Herrenzimmer, in welches sie die Herren nach dem Essen zurückzogen, um dort (unter anderem) auch zu rauchen und so die Damenwelt durch den Rauch nicht zu stören.
Früher galt eine Frau nur dann als wirklich tugendsam, wenn sie "unberührt" in die Ehe ging und eine "zu frühe" Schwangerschaft hat so manche Frau "ins Wassser" (also in den frühen Tod) getrieben.
So hat sich im Laufe der Zeit so manches geändert.
Geändert hat sich aber nur das Kleid, in welchem Höflichkeit und gutes Benehmen daher kommt.
Das alles tut mir nicht wirklich leid.
Oder doch ... wenn ich es mir so recht überlege:
Es würde mir, denke ich, schon gefallen, wenn ein Herr seinen Mantel über eine nasse oder schmutzige Stelle meines Weges legte ich und mich aufforderte, meinen Fuß darauf zu setzen ... aber ... das ist schon klar, gefallen würde mir das nur, wenn es sich dabei nicht um meinen Ehemann handelte und ich mir über das Reinigen das Mantels keine Gedanken mehr machen müsste !!! ;-)
Das hast du schön beschrieben ... ja, meinte ich auch ... aber nicht nur ...
Höhö... ;) Na wenn ich meine Madame den Mantel waschen lassen müsste, würde sie mir auch sagen ich soll mich mehr wie ein A-- gegenüber Damen verhalten... :-P
Aber so soll es auch gar nicht sein ... keine Dame würde es schätzen, wenn "ihr" Held sich für eine andere zu derartigen Don Quichoterien hinreissen ließe ;-)
Bist Du Dir sicher, dass Du den Herrn de la Mancha und nicht den Herrn de Marco meinst?
Also bis vor kurzem war ich mir sicher, dass ich den Spanier meinte, den de la Mancha ... mit seinen Windmühlen ... aber das war zu einer Zeit als ich noch nicht wusste, dass es auch einen Herrn de Marco gibt ... und jetzt frage ich mich (aber eigentlich Dich) wer ist das und wie passt der wohl hier ins Bild?
Erst einmal einen Guten Morgen LeserinLektorin, und dann komm ich zur Beantwortung deiner Frage.
Ich bin eindeutig weit unter 70 Lenzen alt aber finde das diese Werte und Tugenden, die Du hier angesprochen hast, durchaus wichtig sind, ja sogar notwendig wenn Man(n) es im Leben und auch in einer Partnerschaft harmonisch und nett haben will.
Bis auf die Geschichte mit dem Mantel(denn dies ist mir auch ein wenig zu sehr Gentlemen^^) versuche ich diese Umgangsformen auch immer einzuhalten, sofern es mir möglich ist.
Allerdings hängt das auch von seinem weiblichen gegenüber ab finde ich. Nicht ob die Dame gut aussieht oder eher nicht, sondern ob sie sich auf den ersten Blick gleich auch als solche erkennen lässt.
Es ist beiden nicht geholfen wenn der Gentlemen höflich z.B. die Tür für die Dame aufhält und sie natürlich freundlich anblickt, doch von der "Dame" dann nur ein Blick der Verwunderung zurück bekommt.
Es ist also nicht nur das aussteben des Gentlemens der Fall, sondern auch das Verhalten manch junger Frauen, nur noch das Gegenteil von Ladylike.
Ich werde meinem Sohn jedenfalls diese Werte und Umgangsformen vermitteln und ihm genau erklären warum, und wie er sich in der Anwesenheit einer Dame zu verhalten hat.
Leider stirbt die Erziehung der Kinder, in diese Richtung einfach mehr und mehr ab in den letzten Jahren und der Umgang der Mitmenschen miteinander wird zunehmend schroffer und oberflächlicher.
Schade, aber solange es noch ein paar Menschen wie dich und mich gibt, besteht für die Gesellschaft doch noch Hoffnung oder? ;)
MfG NonVeg
In vielen Punkten stimme ich mit dir überein ... in einem allerdings nicht ... wenn du es genau wissen willst ... meine Antwort steht unten ... ;-)
Alec Guinness hat mal gesagt:
"Eine Lady ist eine Dame, die aus Männern Gentlemen macht." Nein, liebe Damen, ich möchte hier nicht die Schuld abwälzen, obwohl, eigentlich möchte ich das doch...;-) Die Emanzipation hat die Rollenbilder verändert. Der Mann, der der Frau die TÜr aufhalten wollte, hat sie auf einmal böse, weil das herabsetzend wäre usw... Es ist für alle, Männlein wie Weiblein, schwieriger geworden ein für sich selbst passendes Bild aus den verschiedenen Rollenangeboten herauszufiltern.
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Die Aufgabe die sich daran anschließt ist, sich den passenden Gegenpart, mit entsprechenden Präferenzen zu suchen. Die Gentlemen sind mit Sicherheit kaum weniger geworden, sie sind nur schwerer zu finden, da sie nicht mehr alle einen schicken Cutaway tragen. Herzlichen Glückwunsch, das ist der Preis des Individualismus
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Und zu glauben, dass früher alle Männer Gentlemen waren, ist übrigens auch eine romantische Verklärung.
"Eine Lady ist eine Dame, die aus Männern Gentlemen macht."
da ist was dran-- klasse Zitat!
Und zu glauben, dass früher alle Männer Gentlemen waren, ist übrigens auch eine romantische Verklärung.
Eindeutig zu viel Fernsehen geschaut...;-)
Ich habe hier jetzt ganz viel negatives über die Emanzipation gelesen, das verstehe ich nicht. Die Emanzipation war etwas grundlegend Gutes. Allerdings bedeutet Emanzipation viel mehr als nur: Frauen dürfen jetzt auch Kampfpilot werden. Die E. hat die Rollenbilder in der Gesellschaft verändert. Aber sie bezieht sich nicht nur auf die Frau, sondern auch auf den Mann. Auch der Mann musste und muss sich emanzipieren. Das ist oft noch nicht angekommen. Die neuen Rollenbilder sind allerdings viel offener, flexibler und durchlässiger und vermitteln daher viel weniger Sicherheit als die traditionellen Rb. Sich in einer so pluralisierten Welt zurechtzufinden und den eigenen Platz klar zu definieren fällt aufgrund der Konkurrenz der Lebensentwürfe natürlich nicht leicht und führt zu Unsicherheit.
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Auch eine emanzipierte Frau würde es nicht ablehnen, wenn ihr ein Arbeitskollege die Tür aufhält, wenn sie voll bepackt ist. Umgekehrt sollte sie es genauso halten, sonst ist etwas in der Schieflage.
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Erst wenn das Rollenverständnis des einen Partners den anderen einschränkt, dann gibt es ein Problem. Ansonsten sind alle Lebensentwürfe erlaubt. Das heißt Emanzipation. Man muss eben nur den passenden Partner mit den gleichen Präferenzen finden.
Tolle Antwort und toller Kommentar Hr. Nietzsche81! DH! MfG NonVeg
Ein gewisses Maß an Höflichkeit sollte selbstverständlich sein, für Mann und Frau. Allerdings kann ich darauf verzichten, dass ein Mann um mich herumschwänzelt und mir den Stuhl zurecht rückt oder mir in den Mantel hilft. Auch die Autotür kann ich mir selbst öffnen, ich bin schließlich nicht behindert.
Behindert bin ich wohl auch nicht. Aber ich genieße es, einen aufmerksamen Mann zu haben. Wenn ich schon sehe, daß sich die Männer im Restaurant auf ihren Stuhl plumpsen lassen, bevor die Frau auch nur ihre Handtasche deponiert hat. Klar, ich kann das auch alles ganz alleine, genieße es aber, wenn ich jemanden neben mir habe, der mir so einige Unbilden des Lebens abzunehmen versteht.
Die Türe hält doch jeder auf?? Und Stuhl zurecht rücken etc. hat man vor sehr langer Zeit vielleicht bei Hofdamen gemacht, aber warum sollte man heute eine an sich nicht nette (sondern neutrale) Geste zwecks Unterwerfungsgedanken ausführen? Die Menschen sind keineswegs unhöflicher geworden, denk ich, aber die strengen (und abstrusen) Sittlichkeitsnormen sind zurückgedrängt worden. Ich sehe jeden Tag "Gentlewomen" und auch "Gentlemen"!
@Entdeckung.. Du meinst die Zeit der Reifröcke ?
Durch diese waren die Türen, und auch die Stühle auf denen die Damen Platz nehmen wollten, ohne Hilfe unerreichbar!
Um die wunderbare, bis zum Boden reichende Garderobe der Angebeteten vor Schmutz zu schützen, drapierte ihr Begleiter , wenn sie die Kutsche verliess, seinen Umhang als Teppich in den Staub der Straße...