Warum riskiert die Feuerwehr ihr Leben?

RedPanther  22.12.2021, 18:56

Wer soll dir denn helfen, wenn du mal in Not bist?

JuemenDrew 
Beitragsersteller
 22.12.2021, 18:57

Irgendwer, ich sage nur das ich es aber nicht tun würde. Die Lebenserwartung bei Feuerwehrmännern ist weit niedriger als in anderen Berufen.

11 Antworten

Ich denke, Du hast eine etwas falsche Vorstellung von der Arbeit der Feuerwehr...

Die Lebenserwartung bei Feuerwehrmännern ist weit niedriger als in anderen Berufen.

Zunächst einmal solltest Du wissen, dass rund 95% aller Feuerwehrleute in Deutschland diesen Job nicht beruflich ausüben, sondern ehrenamtlich in einer freiwilligen Feuerwehr.

Dann ist es nicht ganz korrekt, dass die Lebenserwartung von Feuerwehrleuten grundsätzlich geringer ist als die anderer Menschen. Das Risiko, an bestimmten Dingen zu erkranken, ist sicherlich durch den Schichtdienst begründet. Das ist aber in anderen Schichtberufen nichts anderes. Zudem kommt der Feuerwehrangehörige hin und wieder auch mit gefährlichen Stoffen in Berührung, wenn er nicht genügend auf sich acht gibt - aber auch das ist genau so wie in vielen anderen Berufen.

Durch einen Einsatz selbst sterben (glücklicherweise) nur sehr wenige Feuerwehrangehörige.

Und es kann wohl keiner verlangen mich selber zu gefährden.

Nun... wenn Du als Fernfahrer täglich auf den deutschen Straßen unterwegs bist, dann setzt Du Dich auch einem hohen Risiko aus. Eigene Fehler, technische Defekte oder eben auch das Fehlverhalten anderer Verkehrsteilnehmer kann sehr schnell zu einem Unfall führen. Als Waldarbeiter hantierst Du oft mit Motorkettensägen in unebenem Gelände. In anderen Berufen kommst Du mit Chemikalien oder Unrat, mit gewaltbereiten Menschen, großer Hitze, großer Kälte, ... in Kontakt.

Kurzum: So ziemlich jeder Beruf birgt ein gewisses Risiko.

Klar, Feuerwehrleute fangen dort an zu arbeiten, wo andere an ihre Grenzen stoßen. Ist der Job deswegen aber nun gefährlicher?
Meiner Meinung nach nicht. Die Umgebung ist potentiell gefährlich. Aber diese Gefahr ist für Feuerwehrleute mit dem entsprechenden Wissen durch eine gute Ausbildung und stetige Fortbildung, mit einer guten Technik und Ausrüstung (z.B. Schutzbekeidung) und einer entsprechenden Organisation und Vorsorge (Einsatzplanung, Standard-Einsatzregeln, truppweises Vorgehen, Unfallverhütungsvorschriften usw.) beherrschbar. Für mich als freiwilliger Feuerwehrmann ist es sicherer, in ein brennendes Gebäude vorzugehen als beispielsweise mit elektrischen Leitungen zu hantieren (ich bin kein Elektriker!).

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Stv. Wehrführer und Zugführer bei der Freiwilligen Feuerwehr

Man riskiert eben nicht sein Leben. Und erst recht opfert man es nicht, wie du es in deinen Kommentaren erwähnst.

Sondern man begibt sich in eine Situation, die für andere Menschen zwar gefährlich/tödlich wäre, für einen selbst aber aufgrund von Ausrüstung, Ausbildung und Vorgehensweise beherrschbar und damit sicher ist. Es wird auch nur so weit vorgegangen, wie es eben beherrschbar ist. Wenn man nicht weiter kommt, kommt man nicht weiter - und wenn man deshalb jemandem nicht helfen kann, ist das zu akzeptieren.

Ja, man verkalkuliert sich auch mal und dann kann sich jemand verletzen. Das ist allerdings bei anderen Berufsgruppen genau das gleiche! Z.B. fallen deutlich häufiger Dachdecker oder Maurer irgendwo herunter, als dass Feuerwehrleute einen Unfall erleiden. Genau gesagt: Pro Jahr erleiden 45 von 1000 Feuerwehrleuten einen meldepflichtigen Arbeitsunfall. Im Baugewerbe (Zimmerleute, Maurer...) sind das einfach mal 138 pro 1000 Beschäftigter, also dreimal so viele. Auch z.B. Lokführer und LKW-Fahrer erleiden häufiger Arbeitsunfälle als Feuerwehrleute. Würdest du diese Berufe als lebensgefährlich bezeichnen? Quelle 1 und Quelle 2.

Okay, du magst dich vielleicht trotzdem fragen, warum man's macht.

Einmal: Es ist ein tolles Gefühl, jemandem geholfen zu haben. Etwas gutes getan zu haben. Ich schlage vor, du probierst das mal aus.

Zweitens: Es macht Spaß.

Drittens: Aus Idealismus. Manche Menschen haben eben verstanden, dass die Gesellschaft nicht funktioniert, wenn sich jeder zurücklehnt und sagt "notfalls wird mir schon jemand helfen". Sondern dass es sinnvoll ist, wenn jeder sich etwas sucht, wo er anderen helfen kann.

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Mir ist dafür übrigens nicht klar, wie sich jemand freiwillig einen Bürojob aussuchen kann. Was erlebt man da denn? Was nützt es mir, auch vor der kleinsten Schürfwunde sicher zu sein, wenn's dafür todlangweilig ist?

Erstens geht man wenn überhaupt Freiwillig in die Feuerwehr und wenn man sich nicht sicher fühlt oder so muss man Bescheid geben und geht am besten garnicht zum Einsatz oder hält sich nur im Hintergrund auf. Zweitens Würde selbst die Feuerwehr nicht in ein von oben bis unten brennendes Haus rein gehen, da das Leben der Kameraden an höchster Stelle steht. Drittens wissen die Leute die es machen welches Risiko sie eingehen und tun es trotzdem um Menschenleben zu retten. Ich persönlich bin damit aufgewachsen und wollte schon immer in die Feuerwehr und das obwohl ich weiß welches Risiko ich eingehe, aber es macht auch verflixt Spaß Feuer zu löschen und neue Dinge in der Hinsicht zu lernen!

Woher ich das weiß:Hobby

Bei der Feuerwehr gibt es auch bestimmte Regeln, wie weit man geht. Und durch diese hält sich das Risiko in Grenzen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Aber wenn es bei dir brennt oder du einen Unfall hast, verlangst du nach anderen, die dich rausholen.

Sei froh, dass es Menschen gibt die (anders als du) eine soziale Einstellung haben und auch mal für Andere ihr eigenes Wohl in den Hintergrund stellen.

Woher ich das weiß:Hobby – Feuerwehr seit 1992. Derzeit Wehrführer einer FF in RLP.