Warum reden Bundeswehrsoldaten nie über Abschüsse?

6 Antworten

Von Experte wiki01 bestätigt

In unserer Gesellschaft reden Soldaten & Polizisten idR nur intern über Schussabgaben/Körpertreffer, jedoch nicht mit Zivilisten, ihren Angehörigen oder Freunden. Dies hat nichts mit Schüchternheit zu tun, sondern mit Dingen wie berufliche Verschwiegenheit, Ethik & auch Rücksichtnahme.

Was in Filmen/Spielen so easy wirken mag, ist in der Realität etwas ganz anderes; weshalb sollte man mit solchen Erzählungen berufsfremde Personen belasten oder gar triggern/traumatisieren?! Dies wäre definitiv unprofessionell & auch fragwürdig.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Bundeskriminalbeamter mit psych. Zusatzausbildung

Wootbuerger 
Beitragsersteller
 27.04.2023, 13:03

diesbezüglich hab ich mal eine reportage gesehen wie polizisten damit umgehen jemanden erschossen zu haben. auch hier wurden betroffene interviewt, die dann ihre erlebnisse geschildert haben.
nur bei den soldaten hab ich noch nichts dergleichen gesehen.
wenn dann mal über ein gefecht gesprochen wird dann hat man stets den eindruck unsere soldaten machen nur deutschüsse und treffen gar nichts, während sie selber unter beschuss sind. :D

wie hats schon der berühmte hauptfeldwebel fortenbacher gesagt?
"der metzger schlachtet die sau ab, weils sein job ist. und wenn auf mich jemand schießt, schieß ich zurück, weils mein job ist."

und da soll uns dann erzählt werden kein bundeswehrsoldat hat je irgendeinen gegner getötet?
dessen muss man sich eben bewusst sein. krieg ist kein spaß und der beruf des soldaten erfordert auch dass mal geschossen und getroffen wird. ich denke nicht dass das ein tabuthema sein sollte sondern einfach die harte realität. wenn wir damit nicht klarkommen sollten wir die armee vielleicht abschaffen denn mit blumen verhindern wir sicher keine invasion.

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WARRIOREAGLE  27.04.2023, 13:22
@Wootbuerger

Da ich Eidgenosse bin, die Schweiz mein Arbeitgeber ist (Polizei, internat), kann ich nichts sagen bezüglich der deutschen Bundeswehr.

Was meine Berufsgattung/Schussabgabe betrifft, war diese Reportage sicher interessant, jedoch nur sehr bedingt repräsentativ; viele von uns (inkl meiner Person) werden nicht öffentlich über getätigte Schussabgaben sprechen.

Fakt ist, dass niemand vor dem 1. Ernstfall weiss, ob er zu einer solchen Schussabgabe fähig ist, bzw mit getätigten Körpertreffern umgehen kann; es gibt nunmal Dinge, die wir im Training nicht simulieren können - wir können unsere Leute nur bestmöglich ausbilden & briefen, auch psychologisch.

Dass solche Themen intern keinesfalls tabuisiert werden dürfen, liegt auf der Hand.

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Wootbuerger 
Beitragsersteller
 27.04.2023, 13:35
@WARRIOREAGLE

klar, das ist eine richtig schwere entscheidung der man sich im vorhinein bewusst werden muss.

wenn man nicht damit klarkommen sollte muss man schon überlegen üb so ein job der richtige wäre.

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WARRIOREAGLE  27.04.2023, 13:49
@Wootbuerger

Sieh mal, die Frage, ob man fähig zur realen Schussabgabe ist, kann man vor einer solchen nur theoretisch beantworten. Unsere Trainings sind möglichst realitätsnah, mehr geht nicht.

Nicht grundlos kehren zB viele Soldaten traumatisiert aus einem Kriegseinsatz zurück und dies, obwohl sie dafür ausgebildet wurden; Training ist nunmal nicht dasselbe wie ein realer Einsatz/eine Schussabgabe, echte Verletzte & Tote…

Diese Thematik ist tatsächlich ziemlich komplex, hier gibt es nicht nur schwarz/weiss…

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Wootbuerger 
Beitragsersteller
 27.04.2023, 14:54
@WARRIOREAGLE

klar kann man den realen ernstfall nicht simulieren aber wenn man vorher schon bedenken hat und das gefühl hat damit nicht klar zu kommen (wahrscheinlich!) kann das doch im nachhinein nicht gut gehen.
dann wird man erst recht keinen seelenfrieden finden?

ich mein wenn ich sagen kann ich würde vermutlich nie in eine brennendes haus gehen kann ich nicht erwarten dass ich als feuerwehrmann dann funktioniere.

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Weil es bei der Bundeswehr schlicht nicht darum geht irgendwelche Abschüsse zu erzielen. Das ist nicht deren Aufgabe.

Du solltest dich mal mit den jeweiligen Rules of Engagement der Bundeswehr für die Einsätze befassen und schauen wann die Anwendung der Schusswaffe überhaupt erlaubt ist.

Scheinbar hast du auch noch nie selbst an einem Gefecht teilgenommen. Da hast du mit Allem Möglichen zu tun, das Zählen der ausgeschalteter Gegner kommt da irgendwo unter "macht keinen Sinn".

So ein Einsatz mit Gefecht ist außerdem eine psychisch hoch belastende Situation. Niemand redet über solche Situationen gern. Bei Leute die das, eventuell auch noch öffentlich, machen kannst du in aller Regel davon ausgehen, das es eine Märchenstunde ist.

Von Experte ponter bestätigt

Soldaten der Bundeswehr haben nicht oft Abschüsse gehabt, deswegen kann auch kaum jemand darüber reden.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Soldat im aktiven Dienst

"jedes mal wenn ich Erzählungen von Einsätzen höre reden die Soldaten nicht über Abschüsse oder dass ein "Ziel bekämpft wurde"."

Dann solltest du erstmal wissen wann und wo sie waren und ob sie überhaupt in Gefechten waren. Einsatz bedeutet nicht gleich Gefecht.


Wootbuerger 
Beitragsersteller
 27.04.2023, 12:56

naja primär gehts um afghanistan oder mali.
die bundeswehr war ja auch für 20 jahre im land und ist sicherlich auch ab und zu mal rausgefahren oder war unter beschuss.

da gibts ja so manche interviews im netz (oder auch das karfreitagsgefecht ist auf video teilweise festgehalten) und auch in meinem bekanntenkreis hab ich mit dem ein oder anderen soldaten gesprochen.

es gibt auf youtube z.b. die reihe "on killing", wo soldaten erzählen aus dem vietnamkrieg, iran-irak krieg, desert storm oder jugoslawien.
von bundeswehrsoldaten hab ich sowas aber noch nie gesehen, daher meine frage.

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wiki01  27.04.2023, 15:09
@Wootbuerger
es gibt auf youtube z.b...

Ja nee, is klar. YT. Die Bundeswehrsoldaten brauchen sich nicht zu brüsten, einem Menschen sein Leben genommen zu haben. Und manches ist auch unter Verschluss, wenn ich da an das KSK denke.

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Oder haben die Soldaten angst man würde sie für irgendwas Verantwortlich machen?

Angst? Ich habe nur vor einem Angst: "Dass der Himmel aufgeht und alles zushiced"

Warum sollte ich irgendjemand erzählen, wie viele Kills ich habe? Kein Profi brüstet sich damit. Ich weiß, dass dort, wo mein Lenkflugkörper einschlägt, 3-5 Soldaten ihr Leben verlieren. Das reicht.