Warum macht Schach manchen Menschen Spaß?

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Die Herausforderung über den Tellerrand hinaus zu schauen und die benötigte Weitsichtigkeit. Viele Menschen machen einen Zug in dem glauben damit etwas richtig getan zu haben, denken aber nicht weiter. Wer in dem Spiel gut sein will muss nicht bloß 1 oder 2 Züge weit denken sondern 10 oder 20. Das lässt sich auch im Leben so übertragen und das Gefühl, wenn es dann funktioniert ist toll. Habe meinen Vater mal in einer Partie Schach besiegt, indem ich fast 30 Züge im vorraus geplant habe und alles exakt so gekommen ist. Da unterscheiden sich die Menschen in kurzsichtig und weitsichtig. 


DedeM  29.04.2017, 18:05

Moin,

es fällt auch mir irgendwie schwer, dir zu glauben, dass du 30 Züge vorausberechnen konntest. Ich meine dabei: ausgehend von einer einzigen Stellung 60 Halbzüge, 30 eigene und die 30 Züge des Gegners, exakt vorauszuberechnen halte ich für unmöglich.

Natürlich hängt das von der Stellung ab. Kombinationen sind womöglich zwangsläufiger in ihrer Zugfolge als eine ix-beliebige Spielfortsetzung. In der Eröffnung kann man ausgetretene Pfade beschreiten (sogenannte Hauptvarianten), die dann vielleicht 20, 30 Züge weit gehen. Aber das wäre nach meiner Meinung kein berechnen, sondern ein Abspulen gelernter Züge. Auch im Endspiel mag es Stellungen geben, in denen es aufgrund des reduzierten Materials leichter ist, Zugfolgen relativ weit zu berechnen. Aber selbst wenn nur noch zwei Könige auf dem Brett stehen (ich weiß, das ist sofort als Remis reklamierbar, aber es geht mir dabei ums Prinzip), also selbst wenn nur noch die beiden Könige auf dem Brett stehen, gibt es ungeheuer viele Möglichkeiten, wie diese beiden Könige am Ende von 60 Halbzügen neu stehen könnten und noch viel mehr Wege, wie es - ausgehend von einer Startposition - zu diesen Endstellungen kommen kann... Und selbst wenn du eine Kombination gespielt hast, in der es eine ganze Reihe von Zwangszügen gegeben haben mag, erscheint mir die Zahl von 30 Zügen sehr hoch.

Wohlgemerkt, ich halte es nicht für unmöglich, dass man - ausgehend von irgendeiner bestimmten Stellung - 30 Züge lang im Spielverlauf immer wieder einigermaßen genau vorhergesehen hat, wie sich das Spiel entwickeln würde, aber ich halte es für nahezu ausgeschlossen, dass ein Mensch von der bestimmten Stellung aus berechnen kann (in allen Einzelheiten und mit allen Nebenvarianten) wie sich das Spiel 30 Züge später entwickelt haben wird (ohne einen einzigen Stein bis dahin gezogen zu haben; rein im Kopf, rein berechnet...).

Wenn ich meine Engine Stockfisch in den Analysemodus schicke, braucht sie mit meiner Hardware durchschnittlich vielleicht 1 Stunde, um eine Rechentiefe von 30 Halbzügen zu schaffen. 30 Halbzüge! Wie lange hast du für die reine Berechnung deiner 30 Züge gebraucht?
Okay, die Programme agieren mit der Brutforce-Methode, das heißt, sie bewerten in Bruchteilen von Sekunden tausende von Stellungen, wobei sie auch völlig schwachsinnige Züge betrachten. Wir Menschen gehen selektiver vor, so dass wir weniger brutale Rechnerei aufbieten müssen. Aber selbst dann ergeben sich in den meisten Stellungen so zwei bis vier Kandidatenzüge, die man sich (innerlich vor dem geistigen Auge) anschaut und versucht zu berechnen. Das allein führte nach wenigen Zügen in hunderte mögliche Stellungen, die es zu berechnen und einzuschätzen gelten würde. Selbst Garri Kasparow - wahrlich kein Schlechter! - hat einmal in einem Interview auf die Frage, wie viele Züge er vorausberechne, geantwortet: "Drei, vier, mehr sind meist nicht möglich."

Natürlich ist das kein Beweis, dass du nicht trotzdem 30 Züge vorausberechnet hast, aber ich zweifle daran, dass wir beide dann unter "berechnen" das gleiche verstehen.

Nichts für ungut... LG von der Waterkant.

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Leo3572  29.04.2017, 18:11
@DedeM

30 insgesamt also 15 von mir 15 von ihm. Ein Spiel zwischen uns hat immer im Durchschnitt 3 Stunden gedauert, von dem her. Ist aber auch schon gut 6 Jahre her und war mein letztes Spiel. 

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markusschnee  29.04.2017, 12:51

10 oder 20 Züge denken noch nicht mal Schachweltmeister voraus. Da irrst du dich also. Und mit Sicherheit hast du auch nicht fast 30 Züge im Voraus geplant, falls du keinen Schachcomputer im Hirn transplantiert hast.

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Leo3572  29.04.2017, 13:34
@markusschnee

Nur weil du es nicht kannst, bedeutet es nicht, dass es unmöglich ist. 

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markusschnee  02.05.2017, 18:14
@Leo3572

Das hat nichts damit zu tun ob ich es kann. Natürlich kann ich es nicht, da es schlicht und einfach unmöglich ist. Aus diesem Grunde kannst du es eben auch nicht. Und das ist hier der Punkt.

Als ich deine Äußerung in meinem Schachverein erzählt habe, wurde nur laut gelacht. 

Ich verstehe also nicht, warum man sich unbedingt mit etwas komplett Ausgedachtem brüsten muss. Jeder, der ein wenig von Schach versteht, weiß, dass das Blödsinn ist.

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Leo3572  02.05.2017, 18:36
@markusschnee

Ich wiederhole mich nur ungerne. Es ist ganz einfach. Du überlegst dir, welcher Zug am sinnvollsten ist und wie dein Gegenüber darauf am wahrscheinlichsten reagiert und denkst dir auf diesen wahrscheinlichen Zug deinen nächsten Zug aus. Mag sein, dass der durchschnittliche Typ das nicht mal über insgesamt 10 bringt und es ist mir auch egal, ob du oder andere darüber lachen. Es ist so gewesen. Ob du es glaubst oder nicht ist mir egal. 

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markusschnee  04.05.2017, 22:46
@Leo3572

Du musst mir nicht erklären, wie das Schachspiel funktioniert. Das weiß ich bereits recht gut. Mit deinen hier kolportierten Fähigkeiten würdest du jeden Schachweltmeister inklusive Magnus Carlsen schlagen. Wäre das nicht eine tolle Karriere für dich?

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Leo3572  04.05.2017, 22:50
@markusschnee

Vielleicht bist du einfach zu intolerant zu akzeptieren, dass es ausnahmetalente gibt. Es gibt menschen, die schauen sich eine skyline an und können diese 1 zu 1 nachzeichnen. Und behaupte ich, das sei unmöglich, nur weil ich selbst es nicht kann? Denk dochmal genau drüber nach ehe du hier mit deiner Ironie versuchst jemanden zu verarschen. Du führst dich auf wie ein kleinkind das seinen lolli nicht kriegt. 

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Aus ähnlichen Gründen, warum andere Menschen zum Stammtisch gehen, Krimis ansehen, Skat, Doppelkopf und anderen Spielen nachgehen.

Ernsthaft und konzentriert spielen muss man eigentlich nur, wenn man Turnierpartien spielt. Ansonsten bietet Schach auch viele Experimantiermöglichkeiten, man kann bestimmte Stellungen „analysieren“ und immer neue und weitere Fähigkeiten üben: Ganz besonders das folgerichtige Denken, was für die analytischen Denkfähigkeiten täglich gebraucht wird:

  • Ärzte müssen alle möglichen Krankheiten aus den häufig sehr unzulänglichen Angaben ihrer Patienten richtig! erraten
  • Polizisten müssen alle möglichen Verbrechen aus häufig dürftigen Zeugenaussagen und noch dürftigeren Spuren aufklären
  • Lehrer müssen die dürftigen Wissensstände ihrer Schüler füllen
  • Ingenieure müssen nach häufig dürftigen Angaben neue Produkte entwickeln oder Industrie-Anlagen instandhalten lassen

verreisterNutzer  30.04.2017, 11:29

Deine Antwort freut mich zwar, ergibt aber keine Auf meine. 

Das Schach logisch und strategisch ist und helfen kann das eigene Denken zu verbessern, ist klar, hat aber wenig mit Spaß zu tun. Gerade wenn ich es aus solchen Gründen anfangen müsste würde es noch weniger Spaß machen.

Und was die Berufe betrifft: Gerade wenn ich einen dieser stressigen und nervenaufreibenden Jobs hätte, fange ich doch nicht noch an mich in meiner Freizeit zu stressen. Gerade dann ist es doch noch logischer, eher nach etwas leichtem und etwas Spaß zu greifen.

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wolfgang1956  30.04.2017, 13:20
@verreisterNutzer

Vielleicht solltest du einen Psychologen oder Pfarrer aufsuchen, der bei dir für Stressabbau sorgt!

Manche Dinge im Leben bereiten eben auch erst Freude, wenn man hinter die Kulissen schaut. Sonst bleibt einem vieles verborgen … :-)

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Eigentlich hast Du die Dinge schon gefunden. Hohe Konzentration, Geduld, Fokussierung auf ein problem, geistiges Kräftemessen etc. Nur dass diese Dinge, die dir keinen Spass machen, mir sehr viel Spass machen. Das ist aber auch für jeden von uns völlig in Ordnung. Wer was als spassig empfindet, ist immer im höchsten Masse unterschiedlich. Ich finde es tatsächlich entspannend, am Brett die Aussenwelt auszublenden und mich ganz und gar auf die vor mir liegende Position zu konzentrieren.

Es gibt auch Leute, denen macht Angeln oder Formationstanzen Spass. Das würde ich nicht mal machen, wenn ich Geld dafür bekäme.

Zudem ist der Stressfaktor recht gering, denn es geht dabei um nichts. Wenn ich bei der Arbeit meine Konzentration nicht halten kann, krieg ich irgendwann Probleme. Wenn ich das am Schachbrett nicht schaffe, machts nichts.

Ich finde das spiel genial, was es auch ist. Man lebt dabei in einer komplett anderen gewissermaßen königlichen welt. Ich komme mir beim spiel wie am königlichen hofe vor. Und ich finde das spiel als ganzes sehr elegant und anspruchsvoll. Obwohl es mit konzentration und denkarbeit verbunden ist macht es mir irre spaß. Ich liebe schach

Die Herausforderung macht Spaß, Das ist es.